Der Messe-Mayer MITTWOCH: Domino und Schwein

Liebe Freunde,

herzlich willkommen zum offiziellen Eröffnungsmittwoch der Frankfurter Buchmesse! Ab dem morgigen Donnerstag hören wir dann langsam mal auf mit eröffnen.

Damit die Indonesier gleich mal sehen, wie sich deutsches Wetter anfühlt, wenn es mild ist, hat Petrus heute eine kleine Melange irgendwo zwischen nass, kalt, windig, trüb und unwirsch serviert. Das macht einen Volvo nicht gerade gefälliger.

Mal schauen, wieviel Rabatt ich beim Volvoverlag bekomme

Heute kann ich zwar schon Promis bieten, aber noch kein Interview. Mein Tageshöhepunkt bleibt für heute also der Dominobahnweltrekord, bevor ich Ihnen meinen ersten, noch geheimen Gesprächspartner servieren kann.

Das hier ist er jedenfalls nicht.

Willkommen also in der Welt der Autoren und Verleger, der Journalisten und Glücksjäger.

Wieder schwer im Kommen: Patches
(Waren sie je out?)

Gestern war ich beim Aufbau eines urigen Häusleins neugierig auf ihre heutige Ware, und die stellte sich als Heidi-Promotion heraus. Die Promoter wollten mir ihre Promotüten anbieten, aber ich sagte, dass ein Foto mit ihren doofen Hüten der Sache viel eher diene.

das mussten sie zähneknirschend zugeben, diese Bande Geißenpeter

So, wo sind denn nun die Promis? Bei Bastei Lübbe in Halle 3.0 findet man immer welche. Zum Beispiel die komplette Besetzung der „Lindenstraße“.

Kanadier Bill Mockridge
Dschungelbewohnerin Marie-Luise Marjan
Wen Ken Follett in der Lindenstraße gespielt hat, weiß ich nicht mehr.

Der nächste Promi, den ich getroffen habe, war dieser berühmte Schokoriegel. Anscheinend hat man ihn gewaltsam reprogrammiert:

Das hat die Firma Mars sicherlich erlaubt.

Und diese Kreatur – die ohne Brille – ist der Star der neuen Kollektion beim Handpuppenabieter Folkmanis. Es ist der blaue Papagei. Obwohl der neue Pelikan einen Fisch im Schnabel hat, ist der Papagei der Platzhirsch.

Platzhirsche gibt es übrigens auch im Sortiment,
aber die sind nicht solche Platzhirsche wie der Papagei.

Oder doch der Pelikan?

Ach egal, ich will beide haben.

Eine Institution, die ich jährlich aufsuche, ist der Caricatura-Stand in Halle 3. Als kleiner Tipp für Jäger und Sammler: Hier können Sie alte und neue Titanic-Ausgaben kaufen, und alte sind sehr günstig. Eine Handvoll für zwo Euro. Greifen Sie zu.

Aber erst, nachdem ich da war und alles habe, was ich brauche.

Ich habe auch meine Freunde beim Haus-, Herz- und Gartenverlag BLV besucht, wo nach Leibeskräften gehackt und gekocht wurde.

So eine Kochtheke hätte ich auch gerne. Nur nicht hier.

Man legte mir nahe, ein Selfie mit einem BLV-Titel bei einer Corporation namens Facebook einzureichen, aber das ist mir zu dubios. Nie gehört. Aber ich hoffe, ich kann das Selfie auch einfach posten.

Wenn hier schon keiner mit mir reden will

Aber genug der Tändelei. Auf uns wartet die größte Dominobahn der Welt.

DIE GRÖßTE DOMINOBAHN DER WELT

Ein junger Kerl namens Patrick Sinner hat behauptet, den Dominobahnweltrekord brechen zu können, und Hofmann und Campe und das Guinnessbuch wollen das gerne sehen und stellen eine Halle in der Buchmesse zur Verfügung.

Und so sieht das Ganze aus.
Und auch so.

Weil aber Dominosteine so winzig sind, nahm man sich gleich Guinnessbücher vor. Und zwar 10.200 Stück.

Und die sind wenigstens nur wacklig statt winzig.

Damit es keine Unfälle gibt, werden im Bahnverlauf Lücken gelassen und erst kurz vorm Start geschlossen.

Und dabei sollte man am besten niemanden stören, Herr Fotograf.

Natürlich war alles da, was Rang und Namen hatte.

Markus Gogolin (Messe), Laura Hage (HoCa-Verlag), Katja Böhne (Messe)
Presse in der Sicherheitskoppel: Bitte nicht vorzeitig anschubsen, die kippen sonst auch alle um.
Man beachte auch hier wieder die nützliche Absperrung.

Feierlich begrüßt Direktor Juergen Boos die Journalistin Christine Westermann, die dann wiederum den ersten Dominobuchstein anmoderiert, bis er umfallen soll.

Hier ist der Start:

Bitte nicht so fest hingucken.

Und hier ist das Ziel:

An diese fragile Pyramide bitte nicht einmal denken.

Und hier ist der beschissene Fußboden:

Wohl ehemaliges Vulkangelände, diese Halle 6.2

Und hier kommt die Welle:

Luft anhalten

In einem hypnotischen Schauspiel fielen eintausendzweihundert Bücher in der richtigen Reihenfolge um. Und in die richtige Richtung. Alle brachen in Jubel aus und fotografierten das Letzte aus den umgefallenen Büchern heraus, die glitzernd und ermattet dalagen.

Und gülden schimmern sie! Rekordgülden!

Endlich Schlaf für Patrick Sinner (blaues Shirt) und seine elf Kumpane (jerseygrau), die das alles in einer Nacht aufgebaut haben.

Laut eigener Aussage haben die das auch schon mit Holzpaletten gemacht.

Meine Mutter fragte mich, ob die das jetzt jeden Tag wieder neu aufbauen müssen, die Armen. Ich bestätigte ihr das. Und nicht nur das, erklärte ich. Die müssen auch jeden Tag immer ein Buch mehr dazulegen, sonst wäre es ja kein neuer Rekord, sondern nur eine Zwangsstörung.

MEIN NACHMITTAG

Außer meinem geheimen Interview hatte ich eine Begegnung auf landesbischöflicher Ebene, mit einem 3D-Drucker, mit einem neuen Verlagsstand, mit einer sozialistischen Eiskunstläuferin und mit einem Live Stream.
Der Live Stream hat am meisten Spaß gemacht.

Aber der Reihe nach. Meine Begegnung mit Gott oder einem seiner Stellvertreter war gar nicht intendiert, aber weil ich gerade am Stand der Deutschen Bibelgesellschaft vorbeihuschte, zwang man mich, den Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung zu fotografieren.

Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau

Und davon hat er nicht mal was mitgekriegt.

Meine Begegnung mit einem 3D-Drucker nebst angeschlossenem 3D-Scanner war hingegen ganz schön interessant. Ich könnte buchstäblich alles, was mir einfällt, einscannen! Alles! Nicht nur ein Plastiknashorn! Einfach auf das runde Plateau legen und stillhalten!

Muss ich es denn noch aussprechen?

Und weniger als 5000,- € kostet das Komplettpaket.

Der Live Stream war ebenfalls genau mein Ding. Wibke Ladwig von der Kommunikationswerkstatt Sinn & Verstand macht nämlich jeden Tag um 14.00 Uhr ein kleines Sozialströmen, damit die Leute draußen an den Smartphones etwas von der Messe mitkriegen. Zu diesem Behuf zerrt sie wiederum Leute vor Ihr Handy und nötigt ihnen Fragen zur Messe auf, die dann lustig beantwortet werden.

Wibke Ladwig verwandelt uns in eine Art Sendung, glaube ich

Fragen zum Beispiel wie „Wo lässt Du denn heute den Messetag ausklingen?“
Da kann ich dann nämlich antworten: Bei HarperCollins, die haben nun einen eigenen Dachverlag in Deutschland, der u.a. Cora, Mira und ein eigenes Jugend-Imprint vereinigt. Die erste Messe für einen frischen Verlag – da gibt es bestimmt Schnittchen.

Wer neu ist, muss das Essen mitbringen
Das ya! bezeichnet das Jugend-Imprint
Ordentlicher, frischer Stand am alten Platz von Kein & Aber

Bleibt nur noch das Presseshooting mit Kathi Witt, und dann darf ich nach Hause. Aber zum Glück ist unsere Kathi ein alter Profi, die ziert sich nicht lange. Interview gab’s keines, deshalb hieß es ja extra Photocall.

Katharina Witt, ohne Schlittschuhe

Interessant war auch, dass Star-Journalist Heribert Prantl am Stand gegenüber eine Lesung hielt.

Nur für wen?

ABSCHLUSS

Zum Abschluss des Tages muss ich noch meine Unsortiertheiten und Zettelkram abarbeiten. Hier habe ich zum Beispiel festgestellt, dass KiWi mein Messelexikon nachmacht, und zwar in Form eines absolut lesenswerten Buchmesse-Aphabets. Einfach anklicken.
(Um mein Messelexikon zu besitzen, müssen Sie nur die kostenlose Messebeilage bei uns am BuchMarkt-Stand abholen.)

Diese beherzte Aufnahme hat mich erreicht: Gerstenberg weiht seinen neuen Stand ein! Ebenfalls neu: Die verschärften Sicherheitsbedingungen.

Bitte noch eine Champagnerflasche am Chef zerschlagen!

BuchMarkt-Chefredakteur Christian von Zittwitz wiederum hat eine ganz andere Beilage gewidmet bekommen: Das diesjährige Dummies-Heft enthält einen Ausmal-Zittwitz!

Davon will ich ganz viele. Und ganz viele Stifte.

Aber das allerschönste Foto des Tages ist sicherlich eine wartende Runde von Prominenten, deren Talk gleich beginnt. Zum Gourmet-Talk hat sich nämlich eine geballte Runde Testosteron und Altherrenleidenschaft versammelt, dass es eine Freude war. Exquisit zusammengewürfelt waren: Burkhart Schork, sympathischer Schweinepriester; Ralf Frenzel, Tausendsassa; Denis Scheck, der Klimbimgott der deutschen Literaturkritik, und Dr.Stefan Pegatzky, der Peter Lawford dieser Runde.

Der Talk selbst war auch sehr erhellend, denn ich habe viel gelernt und viele Anregungen erhalten. Schwein ist dem Menschen qualitativ am ähnlichsten. Das wusste ich nicht. Ernährungsphysiologisch klingt das schlüssig, aber so habe ich es noch nie gesehen. Oder dass es gut ist, dass Männer verschiedene Geschmäcker haben, damit nicht alle das Gleiche vom Schwein und von der Frau wollen. Und das waren nur zwei von vielen Fäden in 60 Minuten Gespräch.
Auf die Frage, warum Vegetarier wurstförmige Fleischimitate haben wollen, wüsste ich sogar eine Antwort: Skeuomorphismus. Aber das muss sicher nur Denis Scheck nicht googeln.

Aber zurück zum Foto. Es ist nichts Besonderes. Nur vier saucoole Männer in guten Anzügen, die völlig bei sich selbst sind, die zufällig aber auch wirklich alle jeweils woanders hinschauen, vor einem psychedelischen Hintergrund am Stand der Süddeutschen.

Die Reservoir Dogs der Gourmetwelt: Schork, Frenzel, Scheck, Pegatzky

Ich hoffe, Sie hatten heute ebenso viel Spaß wie ich. Möge Ihr Donnerstag noch besser werden.

Ihr und Euer
Matthias Mayer

Unerwartete Indonesier, Teil 2 von 6:
Ibu, indonesisch für Mutter

herrmayer@hotmail.com

www.herrmayer.com

zur gestrigen Kolumne: [mehr…].

zu seinen früheren Kolumnen hier http://www.buchmarkt.de/content/kolumne.htm

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