Das Autorengespräch Peter Prange über die Rose der Welt – und über seine „Werte“

Künftig immer zum Wochenende hier ein Autoren-Gespräch. Heute befragen wir Peter Prange (Foto) über seinen neuen Roman Die Rose der Welt, der am 25.Februar erscheint, zeitgleich mit seinem Sachbuch Werte.

Ob Medizin in „Der Medicus“ oder Baukunst in „Die Säulen der Erde“ – diese Werke erzählten uns zum ersten Mal davon, wie etwas Großes, Neues, Bedeutendes begann. Wenn Peter Prange nun in „Die Rose der Welt“ zum ersten Mal von den Anfängen der Universität erzählt, schildert er zugleich den Kampf um die Befreiung des Denkens aus der Bevormundung von Kirche und Staat.

BuchMarkt: Am 25. Februar kommt Ihr neuer Roman „Die Rose der Welt“ bei FISCHER Scherz heraus. Am selben Tag erscheint bei FISCHER TB auch ein Sachbuch von Ihnen, „WERTE“. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Doppelpremiere?

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Peter Prange: Durch eine Mischung aus Planung und Zufall – wie bei den meisten Dingen im Leben.

Was war Planung, was Zufall?

Das Erscheinen des Romans als Frühjahrstitel 2016 war von langer Hand geplant, die Neuausgabe der „WERTE“ ist hingegen dem Zufall geschuldet, oder, genauer: den allerjüngsten Zeitläuften.

Beginnen wir mit dem von langer Hand gelplanten Buch . Worum geht es in „Die Rose der Welt“?

In „Die Rose der Welt“ erzähle ich vom ersten Streik der Universitätsgeschichte. Alles begann im Pariser Karneval des Jahres 1229, mit einer Wirtshausschlägerei im Faubourg Saint-Marcel. Aus den Quellen geht hervor, dass es zu Streitigkeiten bei der Bezahlung der Zeche kam. Es folgten tagelange Krawalle zwischen Studenten und Bürgern. Als Soldaten des Stadtpräfekten mehrere Studenten zu Tode prügelten, forderten die Magister die Obrigkeit auf, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, oder sie würden in den Ausstand treten.

Was macht diese Geschichte für heutige Leser bedeutend? Oder ist das nur eine „olle Kamelle“?

Als die Obrigkeit sich weigerte, die Forderungen der Magister zu erfüllen, spitzte der Streit sich sehr schnell zu einer grundsätzlichen Frage zu: Wer hat die Rechtshoheit über die Universität und ihre Mitglieder? Die Krone? Die Kirche? Oder die Universität selbst? Durch den Streik erstritten die Universitätsangehörigen grundlegende, zum Teil bis heute gültige Freiheitsrechte, die Papst Gregor IX. 1231 mit einer Bulle besiegelte. Überspitzt könnte man sagen: Die Freiheit in Forschung und Lehre, eines der wichtigsten Kennzeichen jeder modernen, aufgeklärten Gesellschaft, verdankt sich letztlich einer Wirtshausschlägerei aus dem Jahre 1229.

Der Titel „Die Rose der Welt“ klingt nach einer Liebesgeschichte. Gibt es die auch in Ihrem Roman?

Auch wenn es sich so anhört, der Titel verdankt sich einem anderen Grund. „Rose der Welt“ war damals eine Bezeichnung für die ne gegründete Pariser Universität, die Studenten aus ganz Europa anlockte. Aber eine Liebesgeschichte gibt es natürlich trotzdem. Im Zentrum der Handlung stehen zwei Freunde, Robert und Paul, die davon träumen, in der Hauptstadt des Königreichs zu studieren. Das Studium war damals für junge Männer einfacher Herkunft wie sie eine völlig neue, ungeahnte Möglichkeit, über Standesgrenzen hinweg Karriere zu machen. Doch in Paris verlieben sie sich in dieselbe Frau, und aus den Freunden werden erbitterte Feinde.

Kommen wir zum Zufall. Was bewog den FISCHER Verlag, Ihr Sachbuch „WERTE“ jetzt neu herauszubringen?

Die aktuelle Krise Europas. Ob wir in Gestalt der Finanzkrise oder der Ukraine-Krise oder der Flüchtlingskrise über sie debattieren: Im Kern geht es letztlich immer um die Werte, die Europa ausmachen oder nicht. Angesichts dieser Sachlage kam der FISCHER Verlag zu dem Entschluss, dass mein Buch, eine Art Reiseführer durch den europäischen Wertekosmos, vielleicht einen Beitrag zu dieser Debatte leisten könnte.

Gibt es einen inneren Zusammenhang zwischen Ihrem Roman „Die Rose der Welt“ und Ihrem Sachbuch „WERTE“?

„Die Rose der Welt“ ist Teil meiner Weltenbauer-Dekalogie – mein Versuch, tausend Jahre europäische Geschichte in zehn historischen Romanen zu erzählen. Jeder Roman spielt in einem anderen Jahrhundert und an einem anderen Ort, und jedes Mal dreht sich die Handlung um ein Ereignis, das unsere europäische Art zu denken und zu handeln bis heute prägt. Mein Sachbuch „WERTE“ erzählt im Grunde dieselbe Geschichte, nur statt mit den Mitteln der Belletristik in einer Mischung aus Essays und Originaltexten über das, was Europa im Inneren zusammenhält. Es ist gleichsam die theoretische Beleuchtung meiner Dekalogie.

Geben Sie uns zum Schluss einen Ausblick in die Zukunft. Worum geht es bei ihrem nächsten Buch?

Das Thema des Romans, an dem ich zur Zeit arbeite, ist Deutschland. Mit der Geschichte, die ich darin erzähle, versuche ich, aus der Perspektive meiner sauerländischen Heimatstadt Altena eine Biografie der Bundesrepublik von 1948 bis 2002 zu schreiben. Damit schließe ich an meinen ersten Roman an, „Das Bernstein-Amulett“, als Teil einer Trilogie über Deutschland im 20. Jahrhundert, die parallel zu meiner europäischen Dekalogie entsteht.

Die Fragen stellte Christian von Zittwitz.

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