USA: Streit Kartellwächter gegen Apple verschärft sich

Heute großes Thema in den Wirtschaftsteilen der Zeitungen und auch etwa bei FOCUS-Online: „Die US-Wettbewerbshüter werfen dem iPad-Hersteller Apple massive Preisabsprachen mit der Buchbranche vor und zogen deshalb am Mittwoch vor Gericht. Drei Verlage gaben bereits klein bei und gingen einen Vergleich ein, in dem sie sich dazu verpflichten, die Preise freizugeben. In einer ähnlichen Untersuchung in Europa streben Apple und die betroffenen Verlage nach Angaben der EU-Kommission eine Einigung an.“

Der Hintergrund der Klage: Die beschuldigten Verlage hatten sich mit Apple auf ein eigenes Preismodell geeinigt, bei dem sie selber den Preis bestimmen können, um nicht wie beim Amazon-Modell in der Regel kaum kostendeckend arbeiten zu können. Bei uns bewahrt uns die gesetzliche Preisbindung davor, dass Großanbieter willkürlich Preise festsetzen können, die sie im Wettbewerb gegen wen auch immer für richtig halten.

Auch hier in Europa ist das Gegenstand von Untersuchungen der EU-Preiskommission (wir hatten darüber berichtet [mehr…]) – Beobachter befürchten, dass damit hier in Europa die nationalen Preisbindungssysteme gefährdet werden, auch wenn es zunächst im EU-Kartellverfahren nur um E-Books geht.

Ausgerechnet aber in den USA scheint es eine deutliche Bewegung zu geben, sich für eine Art Buchpreisbindung einzusetzen, das zeigen viele Kommentare im Netz. Ein Beobachter von dort kommentiert: „Offenbar haben mehr als 50% der Menschen dort trotz der Verheißung billigerer E-Books das Gefühl, es kann nicht richtig sein, wenn das Justizministerium einem Anbieter mit 60% Marktanteil hilft, wieder auf 90% zu kommen“ (siehe etwa ein Beitrag von Paul Carr. Denn das wäre die Folge, wenn deren Klage durchgeht. Es wird befürchtet, dass ein Urteil in Richtung Preismodell Amazon allein diesem Versender hilft: Zu vermuten ist eine Marktentwicklung, bei der Amazon durch seine aggressive Preispolitik seinen Marktanteil wieder deutlich steigern kann. Das würde Amazon wieder die Monopolstellung verschaffen, die ddas Unternehmen vor Einführung des Agency-Modells besessen habe.

Denn: Vor dem Apple Start lag dessen Umsatzanteil bei E-Books in den USA bei rd. 90% – jetzt „nur noch“ bei rd. 50% – Kenner der Märkte befürchten, dass das in Deutschland (wo Amazons Marktanteil bei E-Büchern auch auf 50% geschätzt wird) ebenso auf 90% gehen wird (falls sich die Linie der US-Preiwächter durchsetzt); und in England von derzeit 80% vielleicht auf 98%. Die Befürchtung wird laut: „Die EU will wohl nationale Preisbindungssysteme ausschalten.“ Denn so wird von Beobachtern das EU-Kartellverfahren gewertet, das zwar lediglich auf das Agency-Vertragsmodell bei E-Books zielt, aber nationale Preisbindungssysteme gefährdet, obwohl sie vom Europäischen Gerichtshof anerkannt wurden.

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