Seit dem Weltbild-Eklat [mehr…] erreichen uns Mails und Anfragen, wie es denn um die Zukunft der DBH und Hugendubel aussehe. Die Gerüchteküche brodelt über, vor allem, seit es in der vorigen Wochen ein Treffen aller Filial-und Regionalleiter gegeben hat.
Sichtlich hat man in der DBH-Spitze vorbeugend Maßnahmen getroffen, die die Folgen des Strukturwandels vorwegnehmen sollen und greift auch jetzt schon zu Maßnahmen, die auf die zu erwartenden Veränderungen der Kaufkraft antworten. Auch hier wird Personal abgebaut, was manche Beobachter erwartet haben, aber teils auch verstehen.
Insgesamt, das dürfte stimmen, sollen bei der DHB gut 600 Stellen wegfallen; wenn man Weltbild, auslaufende Verträge, Teilzeitkräfte, Zusammenlegung der Zentralenon Hugendubel und Habel mitzählt, kann sich das noch weiter erhöhen.
In Krefeld etwa, das ist inzwischen auch durchgesickert, will man statt der drei Etagen künftig nur noch 1,5 bespielen; dazu ein neues, beratungsarmes („Erlebniswelt“)Konzept testen, mit der Konzentration auf Topseller, geringere Sortimentsvielfalt, Beratung nur noch auf ausdrücklichen Kundenwunsch, Einkauf zentral gesteuert (Push),der von starker Stellenreduktion begleitet werden soll.
Die Gründe für die wirtschaftlichen Probleme bei der DBH liegen auf der Hand: Die Mieten in den 1A Lagen sind derzeit nicht mehr einzuspielen.
Auffällig dabei, dass die Weiland Läden in der Pressemitteilung keine Rolle spielen: Oben im Norden scheinen die Geschäfte besser zu laufen, die Werftenkrise ist halt schon vorbei, während andere Regionen (wo etwa die Autoindustrie sitzt), mehr zu kämpfen haben.
buchmarkt.de hat bei Nina Hugendubel nachgefragt und folgende Presseerklärung erhalten, hier der Wortlaut:
„Die Buchhandlung Hugendubel und Buch Habel – beide sind seit Januar 2007 unter dem Dach der Finanzholding DBH Buch Handels GmbH & Co. KG – stellen sich neu auf und machen sich damit zukunftsfähig. Das heute in München bekannt gegebene umfangreiche Restrukturierungsprogramm sieht auch den Abbau von Arbeitsplätzen vor.
Die bei Hugendubel entfallenden 179 Stellen liegen schwerpunktmäßig im Berliner Raum. Bei Buch Habel entfallen 106 Arbeitsplätze. Hintergrund der Maßnahmen sind das anhaltend schwierige Marktumfeld sowie der Strukturwandel in der Branche: Seit 1998 sind die Umsätze im deutschen Buchhandelsmarkt inflationsbereinigt rückläufig. Eine Erholung ist weder in diesem Jahr noch in den kommenden Jahren in Sicht.
Zudem hat die enorme Ausweitung von Einzelhandelsflächen, besonders durch neue Einkaufscenter, aber auch im Buchhandel selbst, zu einer Einschränkung der Wettbewerbsfähigkeit von Vollsortimentern wie Hugendubel und Buch Habel geführt. Darüber hinaus nimmt die Konkurrenz durch den Internetbuchhandel immer stärker zu. Und nicht zuletzt hat sich das Einkaufsverhalten der Kunden branchenweit sehr stark gewandelt.
Um die Zukunfts- und Innovationsfähigkeit beider Unternehmen sicherzustellen, die Attraktivität der Filialen weiter zu erhöhen und die Qualität der Beratung auch künftig zu gewährleisten, sieht das Maßnahmenpaket sowohl schlankere Strukturen als auch optische und räumliche Veränderungen innerhalb der Buchhandlungen vor. So werden Hugendubel und Habel den gesamten Servicebereich mittelfristig neu organisieren und gleichzeitig den Erlebnischarakter der Buchhandlungen durch neue Produkt- und Warenpräsentationskonzepte weiter optimieren.
Auch das Sortiment wird im Zuge der Umstrukturierung den geänderten Kaufgewohnheiten der Verbraucher angepasst, ohne dass der Anspruch einer modernen Vollsortimentsbuchhandlung mit hoher Beratungsqualität und breiter Auswahl in Frage gestellt wird. So soll das Sortiment künftig noch stärker als bislang auf die Bereiche Unterhaltung, Kinderbuch und „Besser leben“ abheben. Auch der Medienmix wird künftig eine noch wichtigere Rolle in beiden Buchhandlungen spielen. Nina Hugendubel und Dr. Maximilian Hugendubel: Wir müssen den Strukturwandel in der Buchhandelsbranche aktiv mitgestalten, um die Zukunftsfähigkeit zu erhalten. Wir sind uns sicher, dass wir aus dieser Umbruchsituation gestärkt hervorgehen werden.
Der Stellenabbau resultiert aus der notwendigen Verschlankung der Buchhandlungen. Bei Hugendubel sind von rund 1500 Arbeitplätzen 179 betroffen, bei Buch Habel von 335 Arbeitsplätzen 106. Der Stellenabbau wird durch freiwillige Abfindungszahlungen sozial abgefedert. Sofern im DBH-Verbund in den nächsten Monaten geeignete Stellen frei werden, werden Bewerbungen von betroffenen Mitarbeitern in jedem Fall bevorzugt.
Die Heinrich Hugendubel GmbH & Co. KG mit Sitz in München ist eines der größten Buchhandelsunternehmen in Deutschland. Zu Hugendubel gehören heute 35 Filialen an 20 Standorten, ein Service-Center für telefonische und schriftliche Kundenkontakte, die Internetbuchhandlung hugendubel.de, die Buchhandlung Schmorl & v. Seefeld mit zwei Filialen in Hannover sowie die Buchhandlung Ganghofer in Ingolstadt (drei Filialen), an der Hugendubel mit 50 Prozent beteiligt ist. Zur Buch Habel GmbH & Co. KG zählen 17 Filialen an 16 Standorten. Seit Januar 2007 sind die Filialgeschäfte beider Unternehmen unter dem Dach der Finanzholding DBH Buch Handels GmbH & Co. KG gebündelt, die Hugendubel mit der Verlagsgruppe Weltbild gegründet hat.“
