Weltbild restrukturiert Filialen / 322 Stellen entfallen

Die Stimmung in den Läden der Weltbild Plus Medienvertriebs GmbH Co.KG in München entspricht den Nachrichten um uns herum: Langsam spricht sich herum, dass die Kündigungen an einzelne Mitarbeiter wohl keine Einzelfälle sind. Die wirtschaftliche Situation der Kette scheint also schwieriger zu sein, als sie sich bisher dargestellt hat.

Dass sich die Kündigungswelle erst langsam herumspricht, liegt auch daran, dass das Unternehmen keinen zentralen Betriebsrat hat. Aber es ist inzwischen die Rede von um die 300 Kündigungen.

Wenn das stimmt, dann müssen also mehr Mitarbeiter gehen, als die Kette in Deutschland überhaupt Läden hat. Eine Bestätigung für diese Info war aber bis heute Mittag nicht zu bekommen; Auch Hans–Jürgen Junker, Chef der Läden, verweist an die zentrale Konzern-Pressestelle in Augsburg. Sichtlich will und darf er auch wohl dazu nichts sagen; auch andere Führungskräfte des Unternehmens mauern und verweisen darauf, dass es eine interne Anweisung gebe, Anfragen über das Unternehmen nur über die zentrale Pressestelle in Augsburg zu geben.

Nicht sicher ist deshalb, ob die Kündigungen vorsorglich ausgesprochenen worden sind oder ob es eine Reaktion auf rückläufige Erträge ist; auch stellt sich die Frage, ob sich das Ladenkonzept der Weltbild Plus Läden noch trägt – in einem Markt, in dem bewährte Handelsformen auf den Prüfstand gestellt werden: Warenhaus-Konzerne wie Kaufhof und Karstadt kämpfen ums Überleben, sind möglicherweise Auslaufmodelle. Nicht auszudenken, wenn beide vom Markt verschwinden würden. Was da bedeutet, mag ein Zahlenspiel zeigen: Jeder der beiden schlingernden Kaufhaus-Konzerne macht einzeln mehr Umsatz als die gesamte Buchbranche.

Soeben kommt auch schon die Bestätigung unserer Meldung: Weltbild stellt zum Ende des laufenden Geschäftsjahres (30.06.) seine 258 Filialen unter Nutzung neu geschaffener Zentralfunktionen auf ein stärker selbstbedienungsorientiertes Konzept um. Das Unternehmen bestätigt auf Grund unserer Anfrage: „In diesem Zusammenhang entfallen künftig 322 der 1571 Stellen. Der Personalabbau erfolgt unter bestmöglicher Berücksichtigung der persönlichen Umstände und wird durch freiwillige Abfindungszahlungen sozial abgefedert.“

Dr. Stefan Höllermann, Geschäftsführer der Weltbild Plus Medienvertriebs GmbH & Co. KG, München: „Die Verlagerung von Umsätzen ins Internet macht diese Restrukturierung zwingend erforderlich. Wir bedauern die damit verbundenen persönlichen Härten sehr, aber nur so können wir auf Dauer den Systembuchhandel wirtschaftlich erfolgreich führen und die verbleibenden rund 1.250 Arbeitsplätze dauerhaft sichern. Sofern im DBH-Verbund in den nächsten Monaten geeignete Stellen frei werden, werden Bewerbungen von heute betroffenen Kolleginnen und Kollegen in jedem Fall bevorzugt.“

Und auch unsere o.a. Spekulation wird bestätigt: Nicht nur bei Weltbild, sondern im gesamten Buchmarkt wächst der Marktanteil des Internethandels rasant. Zudem wurden mit dem Aufbau von Zentralfunktionen wie z.B. des Category Managements sowie eines umfassenden Filial-Informations-Systems über Bestände und Abverkäufe in den beiden letzten Jahren Tätigkeiten der Filialen in die Firmenzentrale verlagert.

Die Weltbild Plus Medienvertriebs GmbH & Co. KG beschäftigt an 258 Standorten in der Bundesrepublik 1.571 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im laufenden Geschäftsjahr wurden 11 Filialen eröffnet und 13 geschlossen.

Die Weltbild Plus Medienvertriebs GmbH & Co. KG gehört zur Finanzholding DBH Buchhandels GmbH & Co. KG.

Inzwischen hat das [Börsenblatt auf seiner Online-Seite auch das Weltbild-Statement abgedruckt; eine spannende Lektüre durch die dort inzwischen auflaufenden Kommentare]

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