"Er füllt Räume und ist furchtlos, einfallsreich und von überbordender Originalität" Wolfgang Hölker (70)

Wolfgang Hölker

Wolfgang Hölker wird heute 70 Jahre alt. Der Münsteraner Verleger hatte sich nach einer Ausbildung zum Industriekaufmann mit einer Werbeagentur und einer Kunstgalerie selbständig gemacht. 1975 gründete er den Wolfgang Hölker Verlag, nachdem er eine Idee aus den Niederlanden, ein Kochbuch mit Fettflecken und handschriftlichen Notizen, erfolgreich für den deutschen Buchmarkt adaptierte hatte. Ihm gratuliert dtv-Verlegerin Claudia Baumhöver zum runden Geburtstag:

„Ganze 95 Zeilen für Wolfgang Hölker –  wie soll das denn gehen? Der Mann füllt Räume und Häuser, auch mit Möbeln, Kunst und Kram, zu so beeindruckenden wie niederschmetternden Neu-Schöpfungen. So auch ein 30 x 40 Meter großes Hafen-Gemälde, so planlos wie lustvoll in Belgien ersteigert, schneidet er für sein Büro in der Feuerwache in Münster in zwei Teile – Nordwand / Südwand – Peng! Er ist also furchtlos, einfallsreich, kühn, von überbordender Originalität, und dabei tendiert er zu Maßlosigkeit und schreckt vor verflixt wenig zurück.

„Aber hallo, jetzt mal nicht so dicke“, höre ich ihn auf seine kehlige, westfälische Art intonieren, er dehnt die Laute bei Kiiiiiirche oder Määääädchen, sagt sowas wie „das ist töfte“ und bedient sich generell gerne dem dortigen Masematte-Dialekt: Vokabeln wie Seeger zu einem etwas dubiosen Mann oder es meimelt statt es regnet – das tut es häufig in Münster, und dabei hat er die Augen zu mindestens 1/3 geschlossen und spitzt die Lippen, umarmt einen jovial, und es piekst dabei, denn an seinem Revers steckt die kleine Felix Figur, eine der viele Figuren, die Wolfgang erfolgreich und berühmt gemacht haben – manchmal ist es auch ein Tuch von Hermès oder der Spiegelburg, denn ohne Siggi kann man sich Wolfgang auch nicht vorstellen.

Siggi Spiegelburg, die internationale Designerin, Stilikone eigener und fremder Kollektionen, mit der Wolfgang zwei Kinder hat, Johanna und Louisa, und über die man eine eigene Biografie schreiben müsste, die dann ganz viele Bilder enthalten wird, und über deren Warmherzigkeit, Schönheit und Originalität viel zu sagen ist, und jetzt wird es wieder ein bisschen viel und unheimlich mit den Superlativen – eben nicht westfälisch.

Wolfgang ist ein geerdeter Mensch – und wie. „Meine erste Million habe ich genau hier verdient“, sagt er beim Spaziergang in Münster am Domplatz / Ecke Prinzipalmarkt. Die gute Stube der Stadt. Da war der Coppenrath Verlag drin, den er 1978 gekauft hat, „und ein Juwelier wollte unbedingt das Ladenlokal – das hat halt gekostet“, lacht Wolfgang verschmitzt und mit aufgesetztem Bedauern. „Geld verloren habe ich nur einmal, mit dem Oerschen Hof – ein Sternelokal in Münster, das war nix für die Münsteraner“. Damals.

Verleger, Unternehmer, Entdecker, Immobilien-Visionär – Galerist mit gutem Willen. Ein bisschen ist er wie Asterix & Obelix zusammen, und das kleine Münsteraner Dorf strahlt durch ihn in die Welt und zurück, und wenn man so einen Ruhm und Ruf hat und das Lokale zum Globalen befördert hat, dann regnet es ab der Mitte des Lebens auch Orden und Auszeichnungen. Da deren Auflistung jetzt nochmal 45 Zeilen gebraucht hätte und Wolfgang das auch eher egal ist, nenne ich lieber doch nur zwei von ihm mit Herzblut betriebene Ehrenämter, die überraschen: die Förderung des Boxzentrums Münster e.V. (Deinen Bizeps trainierst Du da jedenfalls nicht) und, dass er Vorstandsmitglied des westfälischen Reitervereins ist – aber das geht wohl eher auf das Konto von Siggi und den Kindern. Ich jedenfalls habe Wolfgang noch nie zu Pferd gesehen, allerdings steht ein solches in seinem Büro, aus Holz, das einem französischer Schneider gehört hat, der seiner Kundschaft das Gewand maßgeschneidert am Objekt angepasst hat – das passt dann wieder.

Lieber Wolfgang, wenn mir noch 1.000 Zeilen zur Verfügung stünden, es wäre ein leichtes, sie zu füllen … Dazu kämen noch Deine Flohmarkt-Entdeckungen, dass Details Dir wichtiger sind als Deckungsbeiträge, Deine berüchtigten Änderungen in letzter Sekunde, das chinesische Abenteuer — „Aber jetzt mal halblang“, würdest Du nochmal sagen und so sage ich: Vivat vivat zum Geburtstag und mit westfälischem Temperament … na … bis die Tage.“

Deine Claudia (Baumhöver)

Wer auch gratulieren möchte: weegen@coppenrath.de

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