Initiatorin Helen Schmidt über die Onlinebuchmesse, die vom 6. bis zum 10. November stattfindet „Virtuelle Buchmessen haben ein großes Potenzial für die Zukunft“

Eine Buchmesse in der virtuellen Welt? Allerdings. Die Online-Buchmesse 2019 findet im Zeitraum vom 06. bis 10. November statt. Im vergangenen Jahr als gewagtes Pilotprojekt gestartet, hat sich die mobile Messe unter Literaturinteressierten und der Buchbranche herumgesprochen. Zu den Ausstellern und Partnern zählen der Piper Verlag, der Selfpublisher-Verband sowie die Buchmesse „Buch Berlin“. Das Konzept ist simpel: Als Eintrittskarte gelten die sozialen Medien wie Facebook, Twitter und Instagram sowie ein eigener YouTube-Channel. Für den Besucher ist die Teilnahme kostenlos. Wir sprachen mit Helen Schmidt, Gründerin und Initiatorin der Onlinebuchmesse:

Helen Schmidt: Die sozialen Medien sind aus der Gesellschaft nicht mehr wegzudenken und die Literaturbranche erlaubt sich mit der Onlinebuchmesse einen Ausbruch aus bestehenden Formalismen, ohne die Geschichte zu vergessen“

BuchMarkt: Frau Schmidt, wie funktioniert eine virtuelle Messe?

Helen Schmidt: Eine virtuelle Messe wie die Onlinebuchmesse 2019 baut sich in den sozialen Medien auf und ist so plattformübergreifend für verschiedene Zielgruppen und User nutzbar. Der Zutritt zur OBM 2019 erfolgt über die Social-Media-Kanäle der Aussteller, als Eintrittskarte fungiert der leitende Hashtag #OBM2019. Der Hashtag ist das Erkennungszeichen, mit dem sich Verlage, Autoren und Dienstleister an „virtuellen Ständen“ in den jeweiligen Messehallen präsentieren. Täglich werden neue Beiträge, Diskussionen und Lesungen im digitalen Netz stattfinden, über die Kommentarfunktion können die Messebesucher direkt ihre Fragen stellen. Ziel ist hierbei, zwischen den Teilnehmern den direkten Informationsaustausch zu ermöglichen und den Ausstellern ein Live-Publikum anzubieten.

Kann man eine digitale Messe mit einer Buchmesse an einem realen Ort vergleichen?

Grundsätzlich kann gesagt werden, dass virtuelle Messen ein großes Potenzial für die Zukunft mit sich bringen. Davon kann die gesamte Buchbranche profitieren, da neue Wege stets auch neue Zielgruppen und Ansprachen ermöglichen. Daher versteht das Team der Onlinebuchmesse das digitale Konzept als eine weitere Wahlmöglichkeit der Zukunft. Denn Fakt ist: Die sozialen Medien sind aus der Gesellschaft nicht mehr wegzudenken und die Literaturbranche erlaubt sich somit einen Ausbruch aus bestehenden Formalismen, ohne die Geschichte zu vergessen. Wichtig ist für uns die Botschaft, dass gegenüber den klassischen Buchmessen keine Konkurrenz im Visier ist. Wir wollen eine Brücke zwischen digitalen und gedruckten Neuheiten schaffen.

Was für Besonderheiten bringt die Onlinebuchmesse für virtuelle Besucher mit sich?

Die Messe ist dank ihres virtuellen Raums anpassungsfähig, flexibel sowie ortsunabhängig. Daraus ergeben sich diverse Vorteile: Es gibt keine Besuchergrenzen, man muss nicht anstehen, kommt nicht in ein Gedränge. Zudem erspart man sich die Anreise, Verpflegung und Unterkunftskosten. Während der fünf Messetage gibt es täglich ein neues Hauptthema, wonach sich Aussteller und Besucher orientieren können. Um die Übersicht für Besucher sicherzustellen, sind Autoren, Verlage, Dienstleister und Blogger in sortierten „Hallen” aufgeführt. Für eine gezielte Suche wird dem #obm2019 zum Beispiel ein halle1 angehängt, wenn der Teilnehmer nur Beiträge von Autoren sehen möchten. Zu meiner Vision gehört es, eine Brücke zwischen den Printmedien und digitalen Medien zu schlagen. Daher gibt es in diesem Jahr ein gedrucktes Programmheft mit Augmented-Reality-Elementen, über die der Besucher direkt in die Onlinemesse eintauchen kann. Als Wegweiser dient ein eigener Chatbot, der als Messe-Guide über den Messenger-Dienst WhatsApp genutzt werden kann. Er bietet dem Besucher einen individuellen Messe-Rundgang durch die Hallen der Autoren und verteilt zudem Leseproben, Cover-Abbildungen und weitere Informationen an die Besucher. Limitierte Goodie-Bags werden in diesem Jahr erstmalig per Post verschickt, um die Messe quasi hautnah zu erleben.

Wie kam es zu der Idee einer Onlinebuchmesse?

Die Idee einer Onlinebuchmesse bestand bereits seit einigen Jahren in meinem Kopf, aber real wurde sie dann im letzten Jahr kurz vor der Frankfurter Buchmesse. Freunde und Bekannte aus dem Autorenkreis waren traurig, dass sie nicht alle vor Ort sein konnten, ob aus zeitlichen oder organisatorischen Gründen. Da wir uns zu der Zeit mit dem Thema Hashtag-Challenges befassten, beschloss ich, eine Challenge für die daheim gebliebenen Autoren ins Leben zu rufen. Der thematische Fokus sollte dabei auf Buchmessen liegen. Bei der Recherche nach einem geeigneten Hashtag kam ich auf den Begriff „Onlinebuchmesse“ und stellte fest, dass weder der Hashtag Onlinebuchmesse noch die Kurzform #OBM oder gar die Domain www.onlinebuchmesse.de vergeben waren. Mir war klar, dass dieser freie Domainname eine große Chance mit viel Potential darstellte. Es sollte damit nicht bei einer „einfachen“ Hashtag-Challenge bleiben. Kurze Zeit später verfasste ich das Konzept der Onlinebuchmesse dann final, der Startschuss war somit gefallen und der Moment ideal genutzt. Innerhalb von einer Woche strömten rund 200 Anmeldungen in mein Mailpostfach. Dieses Interesse bestätige den Bedarf und bestätigte mein Vorhaben, die Onlinebuchmesse zu einer festen Größe zu etablieren.

OBM Messeumgebung

Welche Aussteller und Autoren können in diesem Jahr erwartet werden?

Zu den Ausstellern zählen der Piper Verlag sowie bekannte Selfpublishing-Autoren wie Martin Krist oder Timo Leibig. Als Partner können wir in diesem Jahr u.a. den Selfpublisher-Verband, SNIPSL als eine faire Plattform für Fans und Autoren oder auch die Buchmesse „Buch Berlin“ präsentieren. Die Buchmesse in Berlin wächst von Jahr zu Jahr und ist mittlerweile die drittgrößte Buchmesse in Deutschland.

Wie kann man sich als Aussteller oder Autor bewerben?

Ob als Autor, Verlag oder Dienstleister der Branche, jeder kann sich grundsätzlich für die Onlinebuchmesse bewerben. Wir schauen dann gemeinsam, in welcher Form eine Einbindung den größten Effekt und Nutzen bringt und stellen dann eine Empfehlung vor. Die jeweiligen Pakete inklusive Preisen können auf der Website www.onlinebuchmesse.de eingesehen werden. Das OBM-Team steht allerdings gern für ein persönliches Gespräch bereit, damit die Bedürfnisse auch korrekt abgedeckt werden. Denn  auch bei einer virtuellen Messe soll jeder Aussteller in der richtigen Halle verortet werden können.

Welche Visionen haben Sie für die Onlinebuchmesse in der Zukunft?

Absolut, das OBM-Team arbeitet mit großem Einsatz an weiteren Möglichkeiten und Erweiterungen des Formats. Das Thema rund um Virtual Reality hat sich in den letzten Jahren maßgeblich weiterentwickelt. Meiner Meinung nach wird die Technologie auch für Messeauftritte und die Raumgestaltung interessant. Bis die Anwendungen technisch ausgereift sind und eine detaillierte Planung ermöglichen, braucht es aber noch Zeit. Zusammengefasst stelle ich mir für die Zukunft eine virtuelle Messe vor, die in einer geschlossenen Umgebung im virtuellen Raum stattfindet und später sogar unabhängig von den sozialen Medien funktioniert. Der Besucher betritt die Messehalle dann mit einer VR-Brille und befindet sich in einer virtuellen Eingangshalle und kann von dort die Messe erkunden. Es gibt diverse Themenhallen, und so könnte man sich im Fantasy-Bereich an Drachen entlangarbeiten, um zu den einzelnen Messeständen zu gelangen. Der Betrachter bekommt so eine ganz neue Erlebniswelt auf einer Buchmesse, ohne sich jedoch selbst in dieses halsbrecherische Abenteuer stürzen zu müssen.  Dennoch bleibt das Kernziel einer Onlinebuchmesse stets erhalten, nebensächliche Spielereien sollen rein den Wow-Effekt steigern.

Über die OBM:

Die Online-Buchmesse, kurz OBM, bietet Autoren, Verlagen, Bloggern und Dienstleistern der Buchbranche die Möglichkeit, sich und ihr Programm zu präsentieren. Durch die Nutzung innovativer Internettechniken baut sich die Onlinebuchmesse in allen sozialen Netzwerken sowie auf der Website selbst auf. Die Gründerin und Initiatorin Helen Schmidt verbindet als ehemalige Buchhändlerin und gelernte IT-Systemkauffrau die analoge mit der digitalen Welt des

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