Ein Stück Verlagsgeschichte, verpackt in einen Geburtstagsgruß Tilo Eckardt (50)

Tilo Eckardt ist es nur nicht gelungen „Michael Krüger zu domestizieren“ (c) Bernd Hoppmann.

Heute wird Tilo Eckardt, in der  Verlagsgruppe  Random House verantwortlich für die Heyne- und die Ratgeberprogramme der Gruppe, fünfzig Jahre alt. Ihm gratuliert Lothar Menne, der seine „eigene Rolle bei alledem hier komplett ausgeblendet hat“, wie er sagt:

Vor 50 Jahren, im Mai 1968, Paris und Berlin standen in Flammen, wurde der überaus friedliebende Tilo Eckardt geboren, der nun seinen 50. Geburtstag begehen muss. Wie es sich gehört, hat er das Handwerk als Buchhandelslehrling in sich aufgesogen, dann ging es in die Schweiz, als Junglektor zu Haffmans, fabelhaftes Programm, instabile wirtschaftliche Basis. Uli Genzler wollte ihn rasch zu Heyne holen, aber Eckardt winkte ab, nicht ganz ohne Hochmut: Er gehe lieber zu Hanser, dort solle er das Münchner Mutterhaus enger mit den Auslandstöchtern Zsolnay und Nagel & Kirche vernetzen – und dabei auch noch gleich den eigenwilligsten aller eigenwilligen Verleger etwas an die Kandare nehmen…
Michel Krüger domestizieren? Leichter wäre es gewesen, einen lodernden Brand mit einem Fingerhut voller Wasser zu löschen. Etwas kleinlaut meldete Tilo sich nach einem Jahr wieder bei Uli Genzler, wurde 1999 Cheflektor des Diana Verlags, der im umsatzstarken Wilhelm Heyne Verlag die bel étage geben sollte.
Ein gutes Jahr später verkaufte Rolf Heyne seinen Verlag nicht an Bertelsmann, was alle erwartet hatten, vielmehr an Ullstein, Christian Strassers Domäne innerhalb der Axel Springer AG. Die Belegschaft des Hauses, die gelernt hatte, mit dem launisch-tyrannischen Inhaberverleger zu leben, musste auf Konzern umschalten; neben Genzler war der Rock’n’Roller Eckardt einer der Stimmungsmacher, die ihre Kollegen mit der neuen Situation versöhnten.
Dauerte auch nicht lange, denn 2003 beschloss Springer, seine Buchverlagssparte Ullstein-Heyne-List an Random House zu verkaufen. Das Kartellamt widersprach, schließlich bekamen die Münchner bloß Heyne und ein paar kleinere Spezialverlage, der Rest ging an Bonnier.
Kein Problem, eher eine Erleichterung für Uli Genzler, der bei Bertelsmann den Job gelernt hatte. 2006 ernannte er Tilo Eckardt zum Programmleiter des erfolgreichen Karl Blessing Verlags, keine schlechte Perspektive für den Enddreißiger, aber er wollte es noch einmal wissen: als Inhaber eines Schweizerpasses war es für ihn kein Problem, auf die andere Seite der Barrikade zu wechseln und als Senior Agent bei Mohrbooks einzusteigen, bei der Mutter aller deutschsprachigen Literaturagenturen.
Wer einmal Verlagsblut geschmeckt hat, kommt mit der Agenturmilch nicht immer zurecht; außerdem war die wöchentliche Pendelei zwischen Zürich und München für den eingefleischten Familienmenschen doch etwas too much. Reumütig, aber kein bisschen kleinlaut kehrte er zurück zu Heyne – da besinnt sich das Kind, kehrt nach Haus geschwind -, bekam gleich die dicke Programmverantwortung, und als Uli Genzler 2017 seine Rückzugspläne umsetzte, war er dann auch der plausible Nachfolger.
Da war es nun wirklich an der Zeit, endlich 50 zu werden. Glück auf!

Kontakt: Tilo.Eckardt@randomhouse.de

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