"Das große Glück gibt es genauso wenig wie geflügelte Nilpferde" Victoria Bindrum findet: „Wir müssen raus aus der Glücksfalle!“

Immer freitags hier ein Autorengespräch: Heute mit Victoria Bindrum zu ihrem Buch „Das geflügelte Nilpferd“ (Lübbe/ET 26.10).

Victoria Bindrum

Victoria Bindrum, geboren 1987, ist Diplom-Psychologin. Seit Jahren unterstützt sie Menschen in Problemsituationen bei der Wiedererlangung ihrer beruflichen und privaten Orientierung. Außerdem forschte sie über Faktoren zur Entstehung und Aufrechterhaltung von Wohlbefinden. In ihrem ersten Ratgeber Das geflügelte Nilpferd (Lübbe) will sie vor allem einer Frage auf den Grund gehen:

„Was passiert, wenn wir aufhören, dem großen Glück hinterherzulaufen?“

Wir wollten die Antwort herausfinden und haben die Autorin gefragt:

BuchMarkt: Worum geht es eigentlich genau in Ihrem Buch?

Victoria Bindrum: In meinem Buch Das geflügelte Nilpferd geht es um das kuriose Phänomen, dass wir Menschen auf der ständigen Suche nach dem großen Glück sind. Gleichzeitig machen wir jedoch die Erfahrung, dass egal wie viel Geld wir haben, wie viele Kinder, welchen Partner, wo wir leben und wie viel wir meditieren – es geht uns nicht immer gut. Wenn wir verstehen, warum wir vor unseren unangenehmen Gefühlen flüchten und wie wir stattdessen mit ihnen umgehen können, können wir endlich aufhören das Glück zu jagen. Die Folge: Wir haben viel mehr Zeit, Gelassenheit, erlangen psychische Stabilität und schätzen unser Leben, genauso wie es ist.

Wie ist die Buch-Idee entstanden?

Durch Klick aufs Cover geht’s zum Buch

Ich habe mich gefragt: Was ist die Essenz meiner bisherigen Erfahrungen und Erkenntnisse, die ich sowohl privat, als auch durch meine Arbeit als Psychologin gewonnen habe? Ich arbeite im Rahmen der Sozialarbeit zum Beispiel mit jungen Erwachsenen, deren Leben ziemlich aus den Fugen geraten ist. Oft hegen sie die Vorstellung, wenn sie einen Job oder eine Wohnung finden, ihre Drogensucht in den Griff kriegen oder sogar aus dem Gefängnis entlassen werden, wird alles besser. Aber das Erreichen dieser Ziele ist leider kein Garant für ein dauerhaftes Hochgefühl – im Gegenteil, oft fühlen sie sich desorientiert und erleiden harte Rückschläge. Wenn wir uns jedoch darüber bewusst sind, dass wir zwar Ziele verfolgen, aber dadurch unsere Gefühle nicht steuern können, können wir viel leichtfertiger mit den Widrigkeiten des Lebens umgehen und sie hauen uns weniger um.

Was wollen Sie den Menschen mit auf den Weg geben?

Das große Glück gibt es genauso wenig wie geflügelte Nilpferde. Ich möchte daher jeden dazu ermutigen, die Glückssuche an den Nagel zu hängen. Das Leben erscheint in einem ganz neuen Licht, wenn wir nicht länger darauf hoffen müssen, dass alles endlich besser wird.

Mit welchem Argument kann der Buchhändler das Buch am besten verkaufen?

Endlich raus aus der Glücksfalle! So viele Ratgeber versprechen das große Glück und schüren damit ein Gefühl der Unzulänglichkeit bei den Lesern: Warum bin ich nicht so glücklich, wie ich es gerne wäre?

Dieses Buch holt den Leser dort ab, wo er gerade steht.

Es bestätigt und wertschätzt genau die Erfahrungen, die er macht und bietet die Möglichkeit endlich mit der Glückssuche Schluss zu machen, um mit dem eigenen Leben in Kontakt zu treten.

Welche Leserschaft soll angesprochen werden?

Ob jung oder alt, Mann oder Frau, wir sind alle auf der Suche nach dem Glück. In den beschriebenen (Irr)Wegen zum Glück, findet sich jeder wieder. Besonders interessant ist das Buch jedoch für eine Leserschaft, die schon Erfahrungen mit psychologischen Ratgebern gesammelt hat und die von deren (langfristiger) Wirkungslosigkeit enttäuscht ist. Auch eine Leserschaft, die allgemein an philosophischen und psychologischen Fragen interessiert ist, kommt auf ihre Kosten. Das Buch ist allerdings leicht verständlich und humorvoll geschrieben, so dass auch Psychologie-Neulinge einen Zugang finden und sich gut unterhalten fühlen werden. Ganz speziell ist das Buch auch für Leser interessant, die sich für alternative Therapieformen interessieren, da mein Ansatz auf der sehr gut erforschten „Akzeptanz – und Commitmenttherapie“ basiert, die in Deutschland jedoch kaum bekannt ist.

In welchem literarischen Umfeld kann das Buch sinnvoll im Laden platziert werden?

Im Bereich Sachbuch, psychologischer Ratgeber, Lebenshilfe. Auch neben Büchern über Meditation und Yoga ist dieser Ratgeber gut aufgehoben, da zahlreiche Übungen zur Achtsamkeit vorgestellt werden.

Was ist Ihre persönliche Lebensphilosophie? 

Es gibt nichts zu erreichen. Dort, wo ich bin, darf ich sein.

Was lesen Sie privat gerne/aktuell?

Aktuell lese ich von Thich Nhat Hanh The Art of Living. Ich lese sehr gerne Bücher über die buddhistische Philosophie. Parallel lese ich meistens allerdings noch etwas ganz anderes – zuletzt von Diana Gabaldon Ein Schatten von Verrat und Liebe. Ich brauche diese Kontraste, um aus den psychologischen und philosophischen Themen wieder aufzutauchen und mich nicht gedanklich im Kreis zu drehen. Frauenunterhaltung eignet sich dafür sehr gut.

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert