Peter Haag wird heute 60 Jahre alt. Dem Kein & Aber-Verleger gratuliert Albrecht Götz von Olenhusen zum runden Geburtstag:
„Wie alt? Das glaube wer mag!“
Wann habe ich zum ersten Male vom Peter Haag gehört? Als glühender Leser fremder Tagebücher ist auf mein Gedächtnis – zwischen dementia praecox und delirium tremens schwankend – gar kein Verlass. Die Buschtrommeln melden: Peter soll sein 60. Jubiläum am 28. März begehen.
Eines weiß ich gewiss: Sein Ruf als Meister der Produktion und des Vertriebs ( noch in einem anderen nicht genannten Verlag) werthaltigster Literatur – zwischen Arno Schmidt und Karl May in kolossal hohen Auflagen – war schon damals legendär bei sämtlichen Buchhandlungen des Kosmos, in einschlägigen Branchen – und als Persönlichkeit der Messen und Märkte höchster Denkungsarten unübersehbar sowieso.
Irgendwann wünschte mir eine gütige Fee Glück: erstes Treffen mit dem elegant gewandeten, frisch gebackenen und überhaupt ungemein munteren, belesenen, gut gelaunten und von unendlichem Humor getränkten Verleger von Kein & Aber – höchst höchst willkommene Gabe.
Da erwies sich das stets sehr jugendliche männliche Wesen, knapp der Reiseprüfung entledigt, noch sehr minorenn an Jahren, als ein großherziger, literarisch allenthalben bestens bewanderter und der geschwinden präzisen Suada so mächtiger Verleger, dass ich auf der Stelle verstand, weshalb ihm eine ganze Kompanie von Autoren hörig folgt und er diesen seit jeher so zugetan ist wie sie ihm auch.
Unsere Beziehung, die man die eines Klienten zum Consigliere oder vice versa sehen kann, dauerte eine lange Weile, die sich niemals ausbreitete. Es ist kein Geheimnis, dass Peter jedem Streit abhold in Wahrheit gar keine Beratung braucht, aber einem Ratgeber stets den liebenswürdigen Eindruck vermittelt, dass dessen so gescheit ziselierten Vorschläge willkommen, zu beherzigen und überaus ratsam seien – wie schal ein hehres Recht, wie seltsam wirren Geistes die Rechthaber und derlei Gelichter auch sein mögen und wie absurd es vor den Toren der Gerichte auch zugehen mag.
Peter duldet selbst Juristen und deren nichtsnutziges Procedere, auch wenn sein inzwischen geflügeltes Diktum da lautet: „Musch des denn sei?“ Peter ist eherner Freund seiner Autoren immerdar – jenseits irgendwelcher kleingedruckter, immer sehr kurzer Vertragsdokumente … Er kennt sie alle: von Truman Capote bis Gerhard Polt, von Schopenhauer bis Michael Sowa, von der Frankfurter Schule bis zur Schule der Weisheit. Nur eine Kritik ist angebracht: Er hält sich gerne allzu bescheiden im Hintergrund, selbst wenn der Bestseller als solcher eben auch oder gerade großenteils „sein“ eigener Erfolg gewesen ist.
Auf die Frage, wie viele Manuskripte jahraus-jahrein er ungefragt ins Haus geschneit bekommt, antwortet er diskret: ungefähr 10.000 oder mehr… wieviel davon er drucke: „Keines“. Ja, barmherzig ist der Verleger eben auch, der Grundgütige mit dem scharfsinnigen Literaturgeschmack. Alles was er zum Druck befördert, trägt seinen Stempel. Denn der Autor, das lose Wesen, nimmt es mit Grammatik und Syntax, dem Stil und der Komma-Büchse bekanntlich nicht so genau. Mit Autorinnen nur wenig milder wirkt er auch dort als ein unerbittlich präziser Päceptor der deutschen Sprachkunst.
Meine sehr repräsentative Umfrage bei einem beachtlichen Sample beider Geschlechter ergab folgendes einstimmiges Votum: „Peter Haag ist direkt und offen, ohne Getue, mit untrüglichem Geschmack, hat selbst bei schlechter Wetterlage allerbeste Manieren, vermag zuzuhören, schreibt unheimlich ausgepichte Briefe voll des Inhalts & Gehalts, hält sich sehr gern in der Gegenwart einer höchst liebreizenden Gattin von seltenster Schönheit auf, und geht selbst den ödesten Rechtsfabrikanten nicht auf die Nerven… nicht einmal durch seinen unausrottbaren Hang, zahllose Freunde mit aberwitzigstem Luxus an Speis und Trank mehrmals im Jahr grund- , aber hemmlungslos zu verwöhnen.“
Als unparteiischer Zeuge kann ich selbst das beweisen, war ich doch persönlich eingeladen; oder auch nicht; immer flugs mit von der Party in der Bäckerstraße 52, sogar bei Haags & Harrys Hamburger Verlags- und Geburtstags-Gala … immer bis in die Puppen.
Peter widersteht mit Augenmaß, schierer Vernunft, aus echter Überzeugung und mit sicherstem Blick für ältere, jüngere oder ganz junge LiteratenInnen jedem einfältigen Einwand, dass ein Verleger nur auf sichere Bänke sich zu setzen habe.Er hat sogar, um nun völlig persönlich und in hohem Maße sykophantisch zu werden, mit dem fragwürdigen Manuskript „Oben Bleiben!“ hunderte rechtswidrig erlangter Fotos, krasser Texte und schwerster Beschimpfungen schwäbischer Politiker innerhalb einer Frist von einer (!) einzigen kurzen Woche mustergültig lektoriert, layoutet, verlegt und gedruckt und damit den Potentaten mit einem sagenhaften Schnellschuss der kostspieligen Stuttgarter Abriss-Birne einen herben Schlag versetzt. So schnell verschwand kein mit unflätigen Impertinenzen beklebter Bauzaun eines stattlichen übererdigen Bahnhofs im Museum für Geschichte … nun auf immer & ewig im Magazin! Das sage ich hier auch im Namen des Star-Fotografen Gerd Paulus und allen anderen Inkulpaten von Theweleit bis Jägersberg … und so aufrichtig wie herzlich im Namen meiner Ehe-Gattin sowieso.
Oben bleiben war immer Peters Devise. Er steht an der Spitze der goldenen Gilde der deutschsprachigen Verleger. Da gehört er auch hin: entdeckt immer wieder Neues und Preiswürdiges, und ich weiß bis heute nicht, wie binnen so weniger Jahre er das schaffte. Aber was weiß man schon ? Er ist und bleibt auch insofern eine Art Genie und Geheimnis-Träger … außerdem: er ist kein Pharisäer, kein Hypokrit, und würde, wenn er diese Laudatio je zu Gesicht bekommen würde, den Verfasser züchtigen wegen strafwürdiger angeblicher Übertreibung & Lobhudelei in Tateinheit mit Schwachsinn und Trunkenheit. Die Wahrheit wird man noch sagen dürfen! An Dero Gnaden Geburtstag – GRATULOR TIBI !
Ad multos … lieber Peter. Du siehst so viel jünger aus! Ehrlich!
Dein Albrecht Götz von Olenhusen
Kontakt: p.haag@keinundaber.ch
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