Kerstin Hämke findet: "Ein gutes Buch kommt selten allein" (KiWi). Sie sagt: „Mein Lesekreis-Handbuch erklärt, wie man einen Lesekreis finden oder selbst gründen kann – mit vielen praktischen Tipps!“

Kerstin Hämke: „Wir von www.mein-literaturkreis.de haben auch einen eigenen Leseclub, der jeden Monat ein Buch auf Facebook diskutiert – aktuell seit dem 1.September ‚Kindeswohl‘ von Ian McEwan. Übrigens: neue Mitglieder sind willkommen“ © Guido Karp/ P41D.com

Ihren ersten Lesekreis startete sie bereits vor 17 Jahren – heute betreibt Kerstin Hämke mit www.Mein-Literaturkreis.de die größte Ratgeber-und Empfehlungsplattform für Lesekreise im deutschsprachigen Raum.  Der Grund: Immer mehr Menschen haben Lust, über die Bücher zu sprechen, die sie gerade gelesen haben.  In ihrem neuen Buch Ein gutes Buch kommt selten allein. Das große Lesekreis-Handbuch (KiWi/ET 07.09) zeigt sie, warum das gemeinsame Lesen so viel Spaß macht und ergänzt ihren Ratgeber durch 50 Buchtipps, die sich besonders für eine Diskussion in Lesekreisen eignen. Anlass für Fragen an die Autorin:

BuchMarkt: Worum geht’s in Ein gutes Buch kommt selten allein?

Kerstin Hämke: Das Buch ist ein Ratgeber für Lesekreise.

Was sind Lesekreise?

Durch Klick aufs Cover geht’s zum Buch

Ein Lesekreis (manche sprechen auch von Literaturkreis) kommt zustande, sobald sich einige Menschen verabreden, bestimmte Bücher zu lesen oder bei regelmäßigen Treffen darüber diskutieren. Meist werden Romane diskutiert, es gibt aber auch Krimi-Lesekreise oder Gruppen, die zwischen unterschiedlichen Genres wechseln und auch einmal ein Sachbuch oder Gedichte besprechen.  Oft werde ich gefragt, wie viele Lesekreise es in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt. Ich schätze rund 70.000.Und da man pro Lesekreis von durchschnittlich zehn Mitgliedern ausgeht, treffen sich etwa 700.000 Leserinnen und Leser regelmäßig, um neue Literatur kennen zu lernen und Gedanken und Erfahrungen auszutauschen.  Ein paar ältere Damen, die beim Kaffeekränzchen über Bücher plaudern –  dieses oft genannte Vorurteil trifft nicht zu.

Wie entstand die Idee zu einer solchen Buchthematik?

Mit dem Thema Lesekreise beschäftige ich mich schon seit vielen Jahren.  Vor über 17 Jahren gründete ich mit einer Freundin einen Lesekreis. So wie viele andere Lesekreise sind auch wir ständig auf der Suche nach neuen Buchtipps. Leider gab es auch im Internet keine Informationen speziell für Lesegruppen und so habe ich mit meiner Ratgeber-und Empfehlungsplattform die Webseite, die ich gern gefunden hätte, selbst realisiert. Auf der Webseite geben wir Buchtipps für Lesekreise, Hilfestellungen bei der Gründung und Organisation von Lesekreisen und informieren zu literarischen Themen. Inzwischen sind wir ein kleines Team und werden von 30 Testleserinnen, die natürlich alle Lesekreismitglieder sind, bei der Buchauswahl unterstützt.  Wir wurden immer wieder gefragt, ob es unsere Informationen auch in gedruckter Form gibt und so entstand die Idee zu diesem Buch.  Ein (analoges) Buch ist natürlich eine perfekte Ergänzung zu unserem (digitalen) Angebot auf der Webseite.

Welche Leserschaft wollen Sie damit ansprechen?

Am liebsten natürlich alle, die gern lesen! Literaturfans, die bereits in einem Lesekreis sind, erhalten viele Ideen wie sie ihre bestehende Gruppen lebendig halten. Da Lesekreise immer auch auf der Suche nach dem nächsten guten Buch sind, enthält dieser Ratgeber viele Buchtipps, davon sind 50 Empfehlungen mit ausführlichen Hintergrundinformationen zum Buch und der Autorin bzw. dem Autor sowie Diskussionsvorschlägen.

Lesekreis-Interessenten erfahren in diesem Buch, wie man einen Lesekreis finden oder selbst gründen kann – mit vielen praktischen Tipps:  Wie oft soll man sich treffen? Wie sucht man Bücher aus, die allen gefallen? Durch die zahlreichen Buchtipps ist das Buch aber auch für die Leserin oder den Leser interessant, der zwar allein liest, sich aber gern zu einer tieferen Auseinandersetzung mit seiner Lektüre anregen lässt.

Mit welchem Argument kann der Buchhändler das Buch am besten verkaufen?

Wer gern Sport macht, geht in den Sportverein und wer gern singt, tritt einem Chor bei.  Und wer gern liest? Da ist ein Lesekreis die richtige Wahl! Aktuelle Studien zeigen, dass die Anzahl der Leser stark abnimmt. Die Zahl der verkauften Bücher jedoch noch nahezu gleich bleibt.  Das bedeutet, dass diejenigen, die lesen, mehr lesen.  Und dazu gehören ganz besonders Lesekreismitglieder, denn eine aktuelle Befragung auf unserer Webseite zeigt, dass Teilnehmer an Lesekreisen Vielleser sind. Ein Viertel von Ihnen liest sogar über 50 Bücher im Jahr!

Also sollten Buchhändler Kontakt zu den Lesekreisen vor Ort pflegen?

Unbedingt. Wie wäre es mit einem speziellen Regal mit Buchtipps speziell für Lesekreise? Oder Lesekreise aus der Region werden zu einem Empfehlungsabend eingeladen, bei dem bei einem Glas Wein einige gute Buchtipps (beispielsweise aus meinem Buch) vorgestellt werden? Mein Buch sollte sich dann direkt mit verkaufen lassen ;)

Und da ich der Meinung bin, dass die Herstellung von Kiepenheuer & Witsch das Buch auch optisch ganz wunderbar gestaltet hat,sollte der Buchhändler unbedingt auf die schöne Ausstattung hinweisen: Der Einband ist in Lederoptik mit eingeklebter farbiger Titelvignette, hat abgerundete Ecken, hochwertiges Papier und ein schön gestaltetes Vorsatzpapier und ein Lesebändchen. Dazu der Umfang von 350 Seiten – und alles für 15 Euro!

In welchem literarischen Umfeld sehen Sie Ihr Buch im Buchladen?

Es passt bei den Ratgebern oder Sachbüchern, aber auch bei der normalen Belletristik, da es viele Buchtipps enthält. Idealerweise platziert der Buchhändler es auf einem eigenen Tisch, zusammen mit einigen der Buchtipps aus dem Buch. Und dazu vielleicht noch ein schönes Lesejournal, einige Lesezeichen, ein praktisches Leselämpchen, eine stilvolle Tasse…Denn Lesekreismitglieder sind nicht nur an Büchern, sondern auch an vielem, was mit Literatur zu tun hat, interessiert. Und natürlich gehört ein Lesekreis-Ratgeber auf den Schreibtisch jedes Buchhändlers.

3 Worte, die das Buch gut beschreiben?

Praktische Tipps, viele ausführliche Buchempfehlungen, besonders schön gestaltet.

Und privat, was lesen Sie da?

Ich trenne berufliches und privates Lesen nicht.  Natürlich lese ich beruflich viel – die Lesekreise erwarten ja immer neue und auch aktuelle Buchtipps auf unserer Webseite. Da unterstützen uns bei der Lektüre und Auswahl auch unsere 30 Testleserinnen.

Für die Buchtipps in meinem Buch, für die es ausführliche Diskussionsvorschläge gibt, habe ich die letzten Monate einige Bücher neu oder erneut gelesen. Viele davon haben mich beeindruckt, so zum Beispiel Ein wenig Glück von Claudia Pineiro, einer der bekanntesten argentinischen Schriftstellerinnen. Der Roman ist ein ergreifendes Buch über Schuld und Vergebung und darüber, wie ein einziger Augenblick ein Leben zerstören kann. Stilistisch ungewöhnlich ist Wovon wir träumten von Julie Otsuka. Anhand historisch belegter Ereignisse vor rund 100 Jahren beschreibt sie, mit welchen Herausforderungen sich Menschen in einer neuen Kultur konfrontiert sehen. Ein nach wie vor aktuelles Thema. Sprachlich ist der Roman einzigartig: Mithilfe der Erzählperspektive des kollektiven Wir gelingt es der amerikanischen Autorin mit japanischen Wurzeln, die verschiedenen Ansichten und Erlebnisse vieler Frauen zu schildern.

Welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie dennoch gerne beantwortet?

Die Menschen sind immer mehr online. Wie passt das zu Lesekreisen, muss man sich da nicht persönlich treffen?

Hier können Sie dies nun tun:

Ja, die meisten Lesekreise treffen sich persönlich. Warum? Wahrscheinlich, weil man bei einer guten, engagierten Diskussion auch oft eigene Lebenserfahrungen und Erlebnisse preisgibt.  Und solch ein offenes Gespräch führt man am liebsten mit Menschen, die man persönlich kennt.

Aber auch sogenannte Leseclubs im Internet spielen eine zunehmende Rolle. Es gibt inzwischen einige Gruppen, die sich online über die gelesene Lektüre austauschen – auch wenn früher oder später oft der Vorschlag kommt, sich doch einmal persönlich zu treffen – z.B. auf einer Buchmesse.

Wir von www.mein-literaturkreis.de haben auch einen eigenen Leseclub, der jeden Monat ein Buch auf Facebook diskutiert – aktuell seit dem 1.September Kindeswohl von Ian McEwan. Übrigens: neue Mitglieder sind willkommen.

 

 

 

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