"Eine Legende wird 85" Konrad Mönter (85)

Konrad Mönter vor seinem Lebenswerk

Heute wird Konrad Mönter  85 Jahre alt. Dem Meerbuscher Buchhändler gratuliert seine Mitarbeiterin Katharina Knorr:

Vor 35 Jahren hat er einen unvergleichlichen „literarischen Kosmos“ (Martin Mosebach) geschaffen: Aus drei verfallenen Häusern einer alten Dampfmühle hat er auf 480 qm ein privates KulturZentrum für Meerbusch gemacht –  mit einer Galerie, einem Konzertsaal, einem Skulpturenhof, einem Antiquariat, einer Kunstbuchbibliothek sowie einem aktuellen Sortiment, das auch Platz lässt für Klassikerausgaben. Fast 1000 Veranstaltungen haben seitdem dort stattgefunden. Ganz allein, ohne Förderung durch auf kommunale, Landes- oder Bundesmittel , hat er in den letzten 35 Jahren einen wesentlichen Beitrag zur Bereicherung des Kulturlebens von Meerbusch und seiner Umgebung geleistet.

Das alles ist zu einem Lebenswerk geworden. Sein Lebensmotto („Mensch, werde wesentlich, denn wann die Welt vergeht, da fällt der Zufall weg, das Wesen, das besteht“ von Angelus Silesius) ist vor dem Haus in eine Bodenplatte eingraviert.
Zwei weitere Bodenskulpturen des Bildhauers Friedrich Meyer sind vor den Häusern installiert: „Wer glaubt etwas zu sein, hat aufgehört etwas zu werden“ (Sokrates) und „Lieber möchte ich schockieren als langweilen“ (Montaigne) – philosophische Überlegungen, die auch das Leben und die Arbeit Konrad Mönters geprägt haben.

Das denkmalgeschützte Haus hat Konrad Mönter mit großer Liebe zum Detail renoviert. In der Verlängerung 150 Jahre alter Putten über den Fenstern hat die portugiesische Künstlerin Susanne Themlitz zeitgenössische ‚Fratzen‘ installiert.
Die Kombination aus altem Bewahrenswertem und interessantem Neuem war von Anfang an Teil der Idee. So konnte ein Ort entstehen, der nicht austauschbar ist: Eine Buchhandlung, die gewachsen ist und nicht nur Neuerscheinungen bereithält, sondern auch Zeugnis ablegt vom Zeitgeschehen, von Themen, Veranstaltungen, Diskussionen, Überlegungen, mit denen sich Menschen in den letzten Jahren auseinandergesetzt haben; eine Galerie, die internationale Künstler*innen ausstellt und ein Veranstaltungsort, der Raum bietet für Musik, Literatur und offenen Austausch.

Konrad Mönter hat rund 280 Ausstellungen nationaler und internationaler Künstler*innen organisiert. Viele Akademiestudent*innen, die heute zum Teil internationalen Rang haben, hat er früh gefördert. Der Ankauf ihrer Werke hat zu einer beachtlichen Kunstsammlung geführt.

Aber das ist noch nicht alles:
200 klassische Kammerkonzerte haben seit 1983 im Buch- und Kunstkabinett Mönter stattgefunden, u.a. mit den Düsseldorfer Symphonikern und Duisburger Philharmonikern; außerdem Literatur- und Jazzkonzert. „TreppenhausKonzerte“ wurden die frühen Konzerte im Buch- und Kunstkabinett Mönter genannt, weil die Gäste im Treppenhaus auf den Stufen Platz nahmen, so auch bei den Autor*innenlesungen von 1983-1988. Mittlerweile bietet die Galerie Platz für etwa 160 Personen.

Bücher, Kunst und Kultur verbindet Konrad Mönter durch zahlreiche, in die Region ausstrahlende Autor*innenlesungen und Vorträge. Lev Koppelev, Swetlana Geier, Martin Mosebach, Joachim Gauck, Christine Westermann, Klaus Modick, Rupert Neudeck, Wilhelm Genazino, Andrej Kurkow, Christoph Ransmayr, Astrid Rosenfeld, Martin Walser, Iris Radisch, Sigrid Löffler und viele andere haben im Buch- und Kunstkabinett Mönter gelesen. Zu seinem 80. Geburtstag schreibt Hannelore Kraft: „Allein die Liste liest sich wie das who is who der Gegenwartsliteratur.“

Mit Themenwochen, u.a. zu Philosophie und Religion (‚Jüdische Wochen‘ mit Hilde Domin, Edgar Hilsenrath, Michael Wolffsohn, Ruth Klüger, Ralph Giordano, Paul Spiegel oder auch ‚Ökumenische Wochen‘ zusammen mit beiden örtlichen Kirchen, wie zuletzt vom 20.-22.11.2017 zum Thema „Kirche und Demokratie“), zu Märchen, zu Lyrik (6 Abende Rainer Maria Rilke), zu Frauenliteratur oder zu Gesundheitsthemen wie alternativer Medizin erreicht Herr Mönter immer wieder die unterschiedlichsten Interessent*innengruppen.

Er organisiert Tage des Gedenkens mit kulturgeschichtlicher Begleitung – wie z. B. anlässlich des Atombombenabwurfs am 6. August über Hiroshima zusammen mit der Überlebenden Keiko Murakami, am 25. Januar zur Befreiung von Auschwitz 1945, zur Reichsprogromnacht am 9. November 1938 oder zum Jahrestag der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933.

Mit der Thomas-Mann-Gesellschaft Düsseldorf steht Konrad Mönter im ständigen Austausch. So stellt Professor Hans Vaget, USA, Mitherausgeber der kommentierten Frankfurter Ausgabe, während seiner Aufenthalte in Deutschland seine neuen Forschungsergebnisse bei ihm vor, wie zuletzt „Thomas Mann der Amerikaner“, oder „Tristan und Isolde“.

Auch Künstler*innen und Kulturschaffende aus Meerbusch und Umgebung stellen ihre Arbeit im Buch- und Kunstkabinett Mönter vor – eine Signierstunde ist sozusagen Pflicht für die Osterather Jugendliteraturpreisträgerin 2016, Kristina Gehrmann, aber auch für Jutta Weber, die 1962 in Meerbusch mit dunkler Haut und krausem Haar geboren wurde und ihre bei Rowohlt erschienene Suche nach ihrem jamaikanischen Vater beschreibt.
schichte.

Von Anfang an bis heute ist Konrad Mönter die Heranführung junger Menschen an Bücher, Kunst & Kultur ein großes Anliegen, sodass für ihn seit Jahren die regelmäßige Zusammenarbeit mit Grundschulen – Lesekoffer, Lesetüten, Welttag des Buches-Bücher – selbstverständlich ist. Er lädt die Kinder in seine Buchhandlung ein, zu Vorlesenachmittagen oder um ihnen u.a. die Sinnlichkeit mittelalterlicher Handschriften zu zeigen.

Der WDR würdigte Konrad Mönters Kulturarbeit am 23.04.2012 mit der Fernsehsendung „Ein Leben für die Bücher“ und in einer halbstündigen WDR5-Sendung am 30.01.2011 mit einem Porträt über die Kulturmühle; die MIT Meerbusch kürte ihn 2012 zum Unternehmer des Jahres.

Das bleibt alles nicht ohne Resonanz: Die örtliche Zeitung MEERBUSCHER NACHRICHTEN titelte anlässßlich seines Geburtstages jetzt: „Eine Legende wird 85“.
Zu diesem 85. Geburtstag bleibt ihm zu wünschen, dass das Buch- und Kunstkabinett Mönter, das so vielen Menschen wunderbare Abende, interessante Erfahrungen, anregende Gespräche, Lernen von Neuem und Differenzieren von Bekanntem ermöglicht hat, noch lange besteht, dass Konrad Mönter eine würdige Nachfolge findet und dass es ihm, der sich so wach, weltoffen und lebensfroh mit den Menschen und ihren Themen auseinandersetzt, für immer gut geht.

Kontakt: info@konradmoenter.de

Möchten auch Sie jemandem aus Ihrer Buchhandlung/Ihrem Verlag zum „Runden Geburtstag“ gratulieren? Dann mailen Sie uns einen kleinen Text und ein Foto des Jubilars/der Jubilarin: redaktion@buchmarkt.de, Stichwort: Runde Geburtstage

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