Das Sonntagsgespräch Klaus Altepost über seine Tätigkeit als Projektentwickler und „gute Bücher als Botschafter einer besseren Welt“

Die Agentur Altepost 2015 ist erst seit 2014 vorwiegend auf dem Sachbuch-Markt tätig, nachdem der Inhaber Klaus Altepost sich nach verschiedenen Rollen und Stationen im Buchgeschäft, angefangen als Autor im Selbstverlag 1982 bis zum Verleger beim Gütersloher Verlagshaus, selbstständig gemacht hat. Altepost war immer dafür bekannt, Klartext zu sprechen, sei es in seinen Büchern, die sich kritisch mit theologischen, politischen oder pädagogischen Themen beschäftigen, sei es in seinen öffentlichen Statements, in denen er auch schon einmal seine Autoren Käßmann oder Jens vor polemischen Angriffen schützte. Inzwischen ist er selbst auch wieder als Projektentwickler unterwegs, ein Grund mehr für uns, ihn nach der Entwicklung von inhaltlich ambitionierten Büchern zu fragen.

BuchMarkt: Herr Altepost, vor einem Jahr führten wir ein Gespräch über Ihre Erfahrungen auf dem sich verändernden Sachbuch-Markt. Sie hatten das erste Jahr mit Ihrer Agentur sehr gut überstanden, und Sie betonten Ihre Freiheit, Ihre Unabhängigkeit und die damit verbundenen kreativen Räume…

Klaus Altepost: "Wir sollten wieder mehr erzählen und weniger berechnen!"
Klaus Altepost: „Wir sollten wieder mehr erzählen und weniger berechnen!“

Klaus Altepost: Daran hat sich auch nichts geändert!

Also Stillstand?

So fragt nur der, der vom Markt keine Ahnung hat – oder, wie in Ihrem Fall, der ein wenig provozieren und hervorlocken will. Nein, das Schöne ist doch, dass dieses herrlich anachronistisch anmutende Marktsegment seinen so ganz eigentümlichen, liebevollen, etwas abständigen Charakter behalten hat und wohl noch lange behalten wird – und trotzdem jedes Jahr das Rad neu erfunden werden muss. Oder, wie der kleine Prinz in einer modernen Fassung sagt: „Alles bleibt irgendwie beim Alten, und wir verändern uns ständig. Um alles müssen wir täglich ringen, und doch ist doch alles ein Geschenk!“

Was hat sich denn konkret bei Ihnen verändert? Man hört, dass Sie Ihre Autoren vorwiegend an einen bestimmten Verlag vermitteln?

Nein, das ist nicht ganz richtig. Um einen Franz Alt, einen Thomas Hohensee, eine Anne Siegel, einen Diedrich Grönemeyer und so manche andere meiner tollen und liebevollen Autorinnen und Autoren dürfen nach wie vor auch andere Verlage streiten. Was mir jedoch richtig imponiert hat, das muss ich zugeben, ist ein völlig neues Verlagskonzept, das aus Österreich kommt und in den nächsten Monaten und Jahren auch den deutschen Sachbuch-Markt ein wenig aufmischen wird. Deshalb engagiere ich mich hier in besonderer Weise und versuche als sog. freier Projektentwickler dabei mitzuhelfen, ein neues Modell zu implantieren.

Es handelt sich ja um die Benevento Publishing Gruppe mit den Verlagen Ecowin, Benevento, Servus, und Pantauro, die wiederum zum Red Bull Mediahouse gehören. Was ist denn daran so neu, außer, dass hier, wie in allen Bereichen von Red Bull, von Anfang an sehr professionell und gründlich gearbeitet wird?

Der Begriff „professionell“ trifft es eigentlich schon ganz gut, wenn man auf den Wortursprung der „Profession“ zurückgeht: ein Handwerk, ein Gewerbe, eine Berufung, die mit Können und Leidenschaft betrieben wird. So erlebe ich den Geist des Hauses von Anfang an: den Blick nach vorn gerichtet, kurze Wege, schnelle Entscheidungen, Mut zum Aufbruch, zum Unkonventionellen, zum Risiko.

Und das bedeutet konkret?

Aus einem Stamm von 4-6 Verlagsmenschen werden innerhalb eines Jahres 25-30 neue Kollegen. Über ein neues Projekt wird innerhalb von 14 Tagen entschieden. Jede Abteilung trägt für ihren Kompetenzbereich die volle und alleinige Verantwortung. Wo etwas fehlt (Technik, Support, Personal), wird zeitnah nachgerüstet. Wenn sich zum Beispiel zeigt, dass eine effektive Pressearbeit für den deutschen Markt von Salzburg her schwierig scheint, wird in München ein neues eigenes Pressezentrum eingerichtet.

Und die Autoren ziehen mit?

Dietrich Grönemeyers Buch "Wir - Vom Mut zum Miteinander"
Dietrich Grönemeyers Buch „Wir – Vom Mut zum Miteinander“

Im ersten Jahr gelang der Riesenerfolg mit dem Dalai Lama Ethik ist wichtiger als Religion (Benevento), im Herbst folgten als Nachfolge-Bücher im selben Format Dietrich Grönemeyer mit Wir (Ecowin) und Frank Walter Steinmeier Europa ist die Lösung (Ecowin). Im Frühjahr folgten dann Michael Gorbatschow und andere prominente Namen. Es gibt aber darüber hinaus natürlich noch das „normale“, engagierte Sachbuch von kompetenten Autorinnen und Autoren wie Reinhard Haller Die Macht der Kränkung oder Andreas Salcher Ich bin für Dich da. Die Kunst der Freundschaft (beide Ecowin), die sich vor allem durch ihre hohe inhaltliche Qualität durchsetzen werden.

Für welche Inhalte steht denn das Verlagshaus? Sind diese, wie bei vielen anderen großen Konzernverlagen, am Ende völlig austauschbar? Hauptsache Erfolg?

Nein, überhaupt nicht. Aus dem Gedanken der Freiheit eines sinnvollen Tuns (das gilt für Verleger wie auch für Buchhändler), der ja erst die Liebe zu Inhalten, Standpunkten, Haltungen, Werten möglich macht, resultieren dann die Dynamik und Spannung, die zu wichtigen Reizthemen und notwendigen Diskussionen in unserer Gesellschaft – und damit letztlich auch zum Bucherfolg führen kann. Als politisch denkender Mensch, als Inhalte-Mann, als Agent, der gute Bücher als Botschafter einer besseren Welt sieht, ist mir das alles extrem wichtig. Die Benevento Verlagsgruppe („Nichts ist spannender als das nächste Buch“) im [Red Bull] Media House teilt diese Leidenschaft und möchte mit ihren Büchern Klartext sprechen, Geschichten erzählen von persönlicher Freiheit, von Ethik und Altruismus, Mut machen zum Aufbruch aus zu engen sozialen und nationalen Grenzen, bei gleichzeitiger hoher Wertschätzung des Regionalen und Gemeinschaftlichen: Paradigmen, die heute mehr denn je die Kultur- und Bücherwelt prägen sollten.

Und das funktioniert?

Warum nicht. Lizenzen für Softpornos aus Amerika einkaufen oder mit Stammtisch-Parolen Geschäfte machen kann jeder, aber spannend wird es erst, wenn der Mut zur Auswahl da ist. Garantieren kann den Erfolg niemand, aber wenn gute Autoren mitziehen und auch der engagierte Buchhändler dafür begeistert werden kann, spricht mittelfristig doch wenig dagegen, oder? Noch wichtiger aber ist: Es macht Spaß, dabei zu sein – und dafür auch ein wenig Freiheit des Agenten mit der Bindung an eine neue Idee zu koppeln.

Diese Begeisterung hat viel mit Ihrem eigenen Leben zu tun, nicht wahr?

Natürlich, und damit stehe ich zum Glück in dieser Branche ja nicht allein da, jeder gute Buchhändler wird es bestätigen. Wie sagte mir ein Freund noch gestern: „In der guten Buchhandlung finde ich das, was ich eigentlich gar nicht gesucht habe, hier werde ich begeistert von Inhalten, die mir die anderen Medien schon lange nicht mehr bieten.“ Neben den großen politischen Themen sind es doch die Geschichten aus dem Alltag, die den Leser fesseln und ihm unmittelbar bei seinem eigenen Weg helfen können. Wir Menschen lieben Geschichten! Wir sollten wieder mehr erzählen – und weniger berechnen; und wenn sich das Ganze am Ende dann für alle (Buchhandel, Autor, Verlag) auch noch rechnet, dann umso besser!

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Vergangene Woche sprachen wir mit Andreas Meyer und Arnd Roszinsky-Terjung über die Zukunft der Buchindustrie

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