Abseits von WhatsApp, Instagram, Snapchat und Games Kirsten Boie: “ Ich wollte meinen kindlichen Helden die Chance geben, einmal für längere Zeit ganz auszusteigen“

Kirsten Boie © Indra Ohlemutz

Kirsten Boie gilt als eine der renommiertesten, erfolgreichsten und vielseitigsten deutschen Kinder-und Jugendbuchautorinnen. Sie studierte zunächst Germanistik und Anglistik in Hamburg, promovierte anschließend im Fach Literaturwissenschaft und arbeitete schließlich als Lehrerin an einer Gesamtschule. 1983 sollte sich ihr Leben ändern, als sie mit ihrem Mann ihr erstes Kind adoptierte. Auf Verlangen des Jugendamtes musste sie ihre Berufstätigkeit aufgeben, um sich ganz dem Kind widmen zu können. Inspiriert durch die eigene Situation schrieb sie so ihr erstes Kinderbuch Paule ist ein Glücksgriff. Ihr Debüt wurde ein voller Erfolg und sie selbst erwies sich als Glücksfall für die deutsche Kinder-und Jugendliteratur.

Inzwischen sind von Kirsten Boie weit mehr als hundert Bücher erschienen und in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. Ihr neuestes Werk erscheint am 19.Februar bei Oetinger: Ein Sommer in Sommerby (mit Illustrationen von Verena Körting).  Anlass für Fragen an die Autorin:

BuchMarkt:  Worum geht es in dem Buch?

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Kirsten Boie: So ganz allgemein? Um Sommer, um Landleben – und um drei Kinder, die an ihrer Selbstständigkeit wachsen.  – Drei Geschwister müssen in den Sommerferien von einem Tag auf den anderen für einige Zeit zu Ihrer exentrischen, toughen Großmutter aufs Land ziehen, als die Mutter in New York einen Unfall hat. Die Eltern sind seit vielen Jahren mit der Oma zerstritten, die Kinder kennen sie bisher nicht. Und während die beiden Kleinen, Mats und Mikkel, schon nach kurzer Zeit begeistert sind vom Landleben im abgelegenen Haus am Wasser, von den Hühnern, der Katze, dem Boot, dem Beerenpflücken, dem Marmeladekochen, tut die ältere Schwester Martha sich schwer mit einem Alltag ohne Internetzugang, sogar ohne Fernsehen und Festnetztelefon.  Aber als dann merkwürdige Dinge geschehen (nein, ich sage hier nicht, welche!), kommen Kinder und Oma einander näher. Und als die Eltern schließlich auftauchen, um ihre Kinder nach Hause zu holen, haben Mats, Mikkel und Martha viel dazugelernt – aber die Großmutter auch.

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Wie entstand die Idee dazu?

Viele Bücher sind in den letzten Jahren in der Schlei-Region ganz im Norden Deutschlands entstanden. Ein verlassenes kleines Haus auf einer Halbinsel am Ostseefjord, das nur über Wasser zu erreichen war, hat bei mir Gedanken in Ganz gesetzt:  Wer könnte wohl so leben, was für ein Mensch müsste das sein? Und wie ginge es heutigen Kindern, die täglich mit den verschiedensten audiovisuellen Medien, mit WhatsApp, Instagram, Snapchat und Games beschäftigt sind, wenn sie auf einmal ohne all das auskommen müssten? Ich wollte meinen kindlichen Helden die Chance geben, einmal für längere Zeit ganz auszusteigen. Dabei können sie sich selbst ganz neu ausprobieren, überrascht erfahren, was sie – real! – alles schaffen können – und wachsen so an Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein. Gleichzeitig war mir aber wichtig, die Medien nicht nur negativ darzustellen, sondern auch zu zeigen, wann sie hilfreich, sogar notwendig sein können. Da ging es dann ein bisschen um die Balance!

Mit welchem Argument kann der Buchhändler das Buch am besten verkaufen?

In solchen Fragen bin ich leider keine Expertin! Beim Schreiben habe ich es durchaus als Anschlussbuch an die Möwenweg-Serie empfunden, als Geschichte für LeserInnen, die aus diesem Kosmos herausgewachsen sind, die das Idylle-Gefühl beim Lesen aber trotzdem immer noch erleben möchten, allerdings altersgemäß. In meinen Augen ist Ein Sommer in Sommerby einfach ein typisches Sommer-Wohlfühlbuch mit ein bisschen mehr dazu!

Welche Leserschaft wird angesprochen?

Das Buch wird angekündigt für LeserInnen ab zehn, und das passt ziemlich genau, finde ich. Allerdings kann ich mir durchaus auch Erwachsene vorstellen, die Lust auf eine Sommeridylle mit Marmeladekochen, Segelboot und Landleben (und Luftgewehr…) haben – ich bin ja auch (ziemlich) erwachsen, und mir hat es beim Schreiben schließlich auch Spaß gemacht!

Was ist Ihre persönliche Lebensphilosophie?

„Wer, wenn nicht wir – und wann, wenn nicht jetzt?“

Was lesen Sie privat gerne/aktuell?

Ich lese mich gerade durch einen Stapel Bücher. Übrig sind noch Menasses Die Hauptstadt, Lekys Was man von hier aus sehen kann, Zehs Leere Herzen, le Carres Vermächtnis der Spione, Disches Schwarz und Weiß,… Vor allem auf den langen Bahnfahrten zu Lesungen werden sie schnell ausgelesen sein! (Und zwischendurch lese ich dann natürlich auch immer wieder die verschiedensten Kinderbücher!)

 

 

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