Ein Nachruf auf Barbara Kindermann „Ihr Optimismus und ihre Kreativität waren das Salz in der Suppe“

Am vergangenen Wochenende ist Barbara Kindermann mit nur 64 Jahren überraschend und viel zu früh gestorben. Die ihr nahestanden, kämpfen mit der Fassungslosigkeit. Peter Hammer-Verlagsleiterin Monika Bilstein erinnert in ihrem Nachruf an die Gründerin des Kindermann Verlags:

Barbara Kindermann

Viele Jahre waren wir gemeinsam in zwei „Dreigestirnen“ unterwegs, eines mit dem Moritz-Verlag, eines mit dem Jungbrunnen-Verlag, und haben beschwingt neue Ideen ausgebrütet. Die Kooperation unabhängiger Kinderbuchverlage und Rabatz im Kinderzimmer, geboren aus dem Wunsch, den Buchhandel stärker einzubeziehen, haben uns viele Pläne und Veranstaltungen verwirklichen lassen. In immer froher Runde haben wir in wechselnden Städten den Kolleginnen und Kollegen im Buchhandel die Verlage nahegebracht, haben Fachvorträge organisiert, uns auf Messen getroffen, die Standnachbarschaft genossen und den Austausch unter Kollegen. Barbaras Optimismus und Kreativität waren bei diesen Treffen das Salz in der Suppe.

Barbara Kindermann studierte Germanistik, Philosophie und Anglistik und arbeitete nach ihrer Promotion als Lektorin, bevor sie sich 1994 ins Verlagswesen stürzte und den Kindermann Verlag gründete. Ihren Wunsch, Kinder schon früh mit Weltliteratur in Berührung zu bringen, verwirklichte sie in der Reihe „Weltliteratur für Kinder“, – Bände von großer ästhetischer Qualität und anspruchsvoller Ausstattung, für die die Verlegerin zur Autorin wurde und selbst klassische Stoffe neu erzählte. Es entstanden wunderbare Adaptionen von Faust, Romeo und Julia, Nathan der Weise und vielen anderen klassischen Texten, die aus dem Kinderbuchmarkt nicht mehr wegzudenken sind. Und es gelang ihr, auch die Reihen „Poesie für Kinder“ und „Weltmusicals für Kinder“ zu etablieren und für alle Bücher namhafte Illustratoren zu gewinnen, allen voran Klaus Ensikat. Zahlreiche Auszeichnungen für ihre Bücher bestätigen ihr gutes Gespür für die richtigen Projekte.

2019 feierte der Kindermann Verlag sein 25-jähriges Bestehen. Im selben Jahr erfuhr Barbara Kindermann mit dem Volkacher Taler der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur eine besondere Ehrung für ihr verlegerisches Schaffen, – wie großartig das doch zusammenpasste.

Vor wenigen Monaten hatte sie die Geschäftsführung an ihre Tochter Anna übergeben und freute sich, den Verlag bei ihr in guten Händen zu wissen und nun mehr Freiraum genießen zu können für viele private Pläne, für die nun nicht mehr viel Zeit geblieben ist.

Oft haben sie und ich bei den Zusammenkünften unserer Freundschaft über die Hürden des Lebens gesprochen, gelacht und geweint. Immer plädierte Barbara für „Carpe diem“, und dann nahmen wir uns dieses Motto neuerlich vor und stießen dankbar auf das Leben an und sangen unsere Lieblingssongs. Mit ihrer Lebensfreude und -intensität hat sie den Tag genutzt und genossen und mutig und zuversichtlich die Herausforderungen des Lebens angenommen. Das zu wissen, ist tröstlich in dieser Zeit des Abschieds.

Mit mir trauern viele Kolleginnen und Kollegen, Künstler und Buchhändler um eine wunderbare Kollegin. Wer sie zur Freundin hatte, kann sich glücklich schätzen, hatte er doch einen empathischen, zuverlässigen und großherzigen Menschen an seiner Seite. Ich schätze mich glücklich. Sie wird mir und uns sehr fehlen.

Monika Bilstein, Peter Hammer Verlag

 

Kommentare (1)
  1. Ich lernte Barbara Kindermann m.E. im Rahmen des Arbeitskreises Kleinerer Verlage beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels nach 1994/95 oder 96 kennen. Sie hatte gerade ein oder zwei Bücher in ihrer Kinderbuchklassikerreihe herausgebracht. Diese Idee fand ich großartig, ebenso die Aufmachung der Bücher, und ich habe sie damals aufgemuntert, weiter zu machen. Sie hatte viele Fragen – war, so wie ich, ebenfalls (Gründung des Demmler Verlages im März 1990) neu in der Verlagsbranche; so gab es zwischen uns interessante und anregende sowie fachlich orientierte Gespräche.
    Irgendwann standen wir – so glaube ich mich zu erinnern – auch mal auf eine der Buchmessen mit unseren Ständen nebeneinander und trafen uns hier und da auf den Messen und Veranstaltungen des Börsenvereins wieder.

    Sie war immer optimistisch; ihr freundliches Wesen strahlte auf ihre Mitmenschen. So werde ich sie stets in Erinnerung bewahren.

    Barbara Kindermann gehört zu jenen Verlegerinnen, die mutig und entschlossen für sich und ihren Verlag einen wohl verdienten festen Platz in der Buchhandels- und Verlagsbranche eroberte. Sie hatte sicher noch viele Ideen…

    Ich wünsche dem neuen Team des Kindermannverlages mit ihrer Tochter, Anna Kindermann an der Spitze, weiterhin viel Erfolg und alles Gute.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Margot Krempien
    (ehemals Demmler Verlag)

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