Dr. Julius Mittenzwei über das Konzept seiner Open Publishing GmbH „Ich bin überzeugt, dass die meisten deutschen Verlage noch viel Potenzial verschenken“

Das Münchner Unternehmen Open Publishing will sich als Rundum-Servicepartner für Verlage und Autoren neu positionieren. Das war Anlass für unser heutiges Sonntagsgespräch mit Dr. Julius Mittenzwei, dem Gründer und Geschäftsführer der Open Publishing GmbH: 

Dr. Julius Mittenzwei: „Digitales Publizieren und digitale Präsenz von Büchern erfordern viel Know-how und eine extrem leistungsfähige technische Ausstattung in den Verlagen. Und daran hapert es noch in vielen Häusern“

Wollen Sie Open Publishing erst noch einmal vorstellen? 

Dr. Julius Mittenzwei:  Wir entwickeln seit 1998 Software, die Unternehmen der Buchbranche hilft, Bücher weltweit zu vertreiben und so mehr Umsatz zu erzielen. Von der Herstellung über Distribution und Vertrieb bis hin zu Marketing, Preisaktionen und Abrechnung unterstützt Open Publishing die gesamte Wertschöpfungskette des digitalen Publizierens. Zu unseren Kunden gehören deutsche und internationale Verlage sowie Service- und Logistikdienstleister der Buchbranche.

Mit welchem Konzept? 

Als Softwareschmiede, in der Start-Up-Mentalität mit gewachsener Kompetenz, Branchenerfahrung und Neugierde auf Veränderungen zusammentreffen. Wir sind seit mehr als 20 Jahren im Bereich digitales Publizieren tätig und haben in dieser Zeit unser Geschäftsmodell immer wieder erweitert und optimiert.

Ihre Verlagssoftware war von Beginn an webbasiert … 

… und darauf ausgerichtet, auch große Titelmengen fehlerfrei und effizient weltweit zu distribuieren. Durch die Verfügbarkeit in allen relevanten Kanälen ermöglichen wir Verlagen und Autoren neue weltweite Absatzchancen. Unser Team aus Softwareingenieuren versteht die Besonderheiten der Buchbranche und weiß die richtigen Antworten auf die Herausforderungen dieses sich rasch verändernden Marktes.

Was können Sie denn besser als die Verlage?  

Das wäre einmal das Stichwort Auffindbarkeit der Bücher.  Die Buchhandelslandschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert: Der stationäre Einzelhandel kann sich zwar neben den Online-Händlern immer noch gut behaupten, aber das Internet wird als Inspirationsquelle für Bücher immer wichtiger. 

Und das heißt?

Viele Leser entdecken ihre Bücher online – in Medien, in Buch-Communities oder in den sozialen Netzwerken. Deshalb ist es für Verlage extrem wichtig, mit ihren Büchern online präsent und vor allem gut auffindbar zu sein.

Aber das ist es nicht allein, was Ihr Unternehmen ausmacht? 

Genau. Die Verlagsprozesse für digitale Produkte sind anders und moderner als im klassischen Bereich, weil die Grenzen zwischen Produktplanung, Herstellung und Vertrieb verschwimmen. Die Mitarbeiter in diesem Bereich verlangen, alle Prozesse aus einem Tool heraus steuern zu können. Auch dreht sich der Markt schneller. Der Kunde verlangt, die Wirksamkeit einer Preisaktion bereits am folgenden Tag auswerten zu können um gegebenenfalls nachjustieren zu können. Wir haben Kunden, die mit dieser Art des agilen Publizierens kommerziell sehr erfolgreich sind.

Sie behaupten, viele Verlage seien mit der technischen Entwicklung und der zunehmenden Komplexität beim klassischen wie beim digitalen Publizieren überfordert?

Ja. Digitales Publizieren und digitale Präsenz von Büchern erfordern viel Know-how und eine extrem leistungsfähige technische Ausstattung in den Verlagen. Und daran hapert es noch in vielen Häusern. Ich bin überzeugt, dass die meisten deutschen Verlage hier noch viel Potenzial verschenken. Die meisten Verlage sind immer noch sehr auf ihre Inhalte, also die Bücher konzentriert. Was kann der nächste Bestseller werden? Was wird das nächste Trendthema? Wie muss ein vielversprechendes Manuskript aufbereitet werden, um am Markt erfolgreich zu sein? 

Das wissen Verlage doch besser als jeder Berater. 

Aber wie findet das Buch eigentlich den Weg zum Leser? Für diesen Schritt bedarf es sehr viel Know-how über die einzelnen Prozesse. Es gibt zwar Standards in der Branche wie Onix oder EditX, jedoch benötigt jeder Partner die Informationen in einer für diesen Vertriebskanal maßgeschneiderten Variante. Hinzu kommt, dass Kanäle wie iTunes, Google oder auch Libri teilweise sehr spezielle Anforderungen haben. In der POD- und Audiobook-Welt sind die Unterschiede noch größer. Auch verändern sich die Anforderungen fast täglich. Gerade für kleine Verlagshäuser ist es deshalb wichtig, dass Sie diese Aufgaben an externe Partner vergeben, damit Sie sich auf die eigentliche Arbeit an den Inhalten konzentrieren können – ohne jedoch die Kontrolle über ihren Vertrieb aufzugeben.

Ihr These ist auch, die Verlage würde meist nicht alle Erlöspotenziale ausschöpfen.

Auch bei der Distribution und Vermarktung von E-Books nutzen viele Verlage tatsächlich nur einen kleinen Teil der möglichen Optionen. Ob internationaler Vertrieb, der Verkauf von E-Book-Lizenzen an Universitäts-Bibliotheken, Backlist-Digitalisierung, In-Buch-Marketing oder kurzfristige Preisaktionen – im digitalen Publizieren steckt extrem viel Potenzial jenseits des normalen Verkaufs von Einzeltiteln.  Durch unsere langjährige Erfahrung und unsere enge Zusammenarbeit mit Self-Publishing-Plattformen und unser eigenen Online-Marketing-Agentur im Haus können wir Verlagen und Autoren vielfältige Möglichkeiten für mehr Erlöspotenzial bieten. Und durch unsere neue Verlagssoftwar können wir Verlage jetzt auch bei der gesamten Wertschöpfungskette  unterstützen. Das ist gerade in Zeiten von Corona, wo Mitarbeiter vom Home-Office aus auf alle Daten zugreifen müssen, auch ein wichtiger Erlösfaktor. 

Die Fragen stellte Christian von Zittwitz

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