Thomas Käsbohrer über sein Buch "Auf dem Meer zu Hause" „Es ist ein Sehnsuchtsbuch, das dazu einlädt, sich wegzuträumen in die Ferne“

Über zwanzig Jahre hatte Thomas Käsbohrer den Franzis Verlag geleitet – und als er 2014 dort schlagartig abberufen wurde, entstand auf einer halbjährigen Segelauszeit auf dem Meer sein erstes Buch, das auch die Geburtsstunde seines eigenen Verlages millemari wurde. Sein neuestes Buch „Auf dem Meer zu Hause“ aber ist gerade bei Penguin erschienen –  Anlass für unser heutiges Autorengespräch:

Für sein erstes Buch hatte Thomas Käsbohrer 2014 seinen eigenen Verlag gegründet. Das hat sich so gut verkauft, dass er weitermachte und bis heute 30 Titel realisiert hat. Er sagt: „Bücher machen und verkaufen ist immer noch ein funktionierendes Monetarisierungsmodell – wenn auch ganz und gar kein leichtes“

BuchMarkt: Zuerst wie immer gefragt: Worum geht es in Deinem neuen Buch?

Thomas Käsbohrer:  Mit Auf dem Meer zu Hause möchte ich zeigen, wie es ist, ein Leben mit und auf dem Meer zu verbringen. Man kann meinen Erlebnissen und Abenteuern nachspüren, erfahren, wie es sich anfühlt, einsam auf dem Meer zu segeln und den vielen Geschichten von Begegnungen mit den Menschen an Land lauschen. Wie erlebt man diese 5.000 Kilometer entlang der Küste Europas und die Menschen dort? Was geht in einem vor, der allein das Meer erlebt in seiner ganzen Schönheit und Unberechenbarkeit. Auf dem Meer zu Hause ist aber auch ein Abenteuerbericht und Sehnsuchtsbuch, das dazu einlädt, sich wegzuträumen in die Ferne. Über sich und sein Leben nachzudenken und den eigenen Sehnsüchten und nicht nur den Notwendigkeiten zu folgen.

Und wem könnte ein/e BuchhändlerIn das mit welchem Argument am besten verkaufen?

Fast jedem. Denn fast jeder liebt das Meer. Auf dem Meer zu Hause ist Lesestoff für alle, die das Wasser lieben und dem Ruf des Meeres folgen. In der momentanen Situation ist das nicht immer möglich. Jeder, der seine Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer lesend stillen will, kann mich intensiv auf meiner Reise übers Meer um die Länder Westeuropas herum nach Sizilien, Menorca oder den französischen Bretagne-Inseln begleiten und so das Schreien der Möwen, das Rauschen der Atlantikwellen hören, das Salz in der Luft riechen und Inspiration bekommen für den eigenen Trip.

Du hast 1987 bei Schneekluth als Vertriebsmann angefangen … hast

… eigentlich wollte ich Lektor werden …

… dann 22 Jahre Franzis geleitet … 

… und das habe ich wahnsinnig gern gemacht, hatte aber schon früh den Traum, mal ein halbes Jahr am Stück Segeln zu gehen,allein und ganz ohne Limits. Und bei meiner Abberufung als Geschäftsführer im März 2014 hab ich mich entschlossen, jetzt einfach nach 22 Jahren am Schreibtisch ein halbes Jahr aufs Meer abzuhauen. Die Reise war ein Bringer. Auf meiner sechsmonatigen Einhand-Segelreise von Triest nach Antalya quer durchs halbe Mittelmeer entstand mein erstes Buch Einmal München – Antalya bitte. Aber kein Verlag wollte es haben. So habe ich noch im Herbst 2014 millemari gegründet, zusammen mit Susanne Guidera (früher bei Weltbild). Und es hat sich so gut verkauft, dass wir weitermachten und bis heute dort 30 Titel realisiert haben.

Und wie siehst Du die derzeitige Entwicklung in der Branche?

Auch wenn das nicht nur Honigschlecken war: Bücher machen und verkaufen ist immer noch ein funktionierendes Monetarisierungsmodell.

Aber trotz Deiner parallelen Autorentätigkeit mit jetzt schon acht eigenen Titeln bestimmt kein leichtes.

Durch Klick auf Cover zum Buch

Da hast Du recht, ganz und gar und gerade jetzt ist es nicht leicht. Aber noch nie haben Susanne Guidera und ich daran gedacht, millemari aufzugeben. Ich bin immer noch in der Branche!  Beantwortet das Deine Frage?

Und jetzt nach Corona?

Krisen verstärken Entwicklungen, die positiven wie die negativen. Der Hang, noch mehr Zeit Online zu verbringen, sei es im Home-Office oder in der Online-Freizeitgestaltung in Serien und Filmen, ist nicht gerade förderlich fürs gedruckte Buch. Auf der anderen Seite wird es immer Themen geben, die selbst in Krisenzeiten in gedruckter Form gut gehen. Und viele Buchhändler zeigen ja auch, wie gute Kundenbeziehungen und Kreativität durch die Krise tragen.

Wann gehts für Dich wieder aufs Boot um Corona zu entfliehen?

Dem Virus übers Meer zu entfliehen ist schwerer, als ich dachte. Es war für mich erschütternd zu sehen, wie schnell das Meer, dieser Raum, den ich immer als endlos, grenzenlos empfand, mit einem Fingerschnipp nationaler Regierungen über Nacht dichtgemacht wurde. Wie schnell es vorbei war mit der Freiheit der Meere: Häfen, die nicht mehr angesteuert werden durften. Grenzen zur See von einem Land ins andere, die plötzlich zu sind, weil die Seegrenzstellen alle geschlossen sind und man praktisch nur noch illegal einreisen könnte.

Wo liegt Dein Boot jetzt? 

Es liegt derzeit in Südirland – so wie es aussieht, werden die Grenzen dort erst Mitte August wieder für Reisende geöffnet. Ich hoffe, dass ich aber ein Land finde, wo ich noch schneller wieder auf dem Meer sein kann.

 Die Fragen stellte Christian von Zittwitz

 

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