Das Sonntagsgespräch Elisabeth Sandmann: Frauenthemen sind eine tragende Säule meines Verlags

Vor genau 10 Jahren gründete Elisabeth Sandmann den nach ihr benannten Verlag, in dem sie seitdem „Bücher über gefährliche, lesende, schreibende, malende, mutige, gärtnernde Frauen“ verlegt. Zum Jubiläum ist jetzt ein Buch über Frauen erschienen, die alle, wie die Verlegerin, Elisabeth heißen. Und in einer limitierten Ausgabe wird darin auch die Verlagsgeschichte erzählt.

Was eint Frauen, die alle Elisabeth heißen?

Elisabeth Sandmann: Wir haben für dieses Buch 25 Frauen ausgewählt, deren Spektrum von der Heiligen Elisabeth über die Schauspielerin Liz Taylor und Ozeanforscherin Elisabeth Mann Borgese bis zu den Schriftstellerinnen Isabel Allende und Elizabeth George reicht. Alle Frauen waren große Persönlichkeiten, meistens mutig und unangepasst, in jedem Fall aber haben sie ein Lebenswerk hinterlassen. Unser Buch will mit etwas Selbstironie auf diese Elisabeths anlässlich unseres 10-jährigen Jubiläums aufmerksam machen und damit natürlich auch das Augenmerk auf den Verlag lenken.

Elisabeth Sandmann: Unsere Elisabeths sind mutige und unangepasste Frauen

Sie haben 2004 Ihren eigenen Verlag in München gegründet. Bis heute haben Sie über 80 Bücher, vor allem für Frauen, verlegt. Was war Ihr verlegerischer Antrieb, was Ihre Ziele?

Elisabeth Sandmann: Als ich 2004 den Verlag gegründet habe, wollte ich nach meinen eigenen Vorstellungen Bücher machen. Ich wollte Bücher verlegen, die eine eigene Bildsprache hatten und dafür mussten wir viel Zeit und finanzielle Mittel aufwenden, um die besten Motive zu bekommen, die eben nicht schon in hundert anderen Publikationen zu sehen waren. Bilder und Gemälde zu entdecken ebenso wie Themen und Autoren waren und sind mein Leitmotiv. Es ist mir bis heute wichtig, dass wir ebenso originell wie originär sind und Ideen aus eigener Kraft schöpfen. Das erkennen auch unsere Kunden und das unterscheidet uns auch von phantasielosen Nachahmern.

Würden Sie sagen, dass Sie Ihre Vorstellungen verwirklicht sehen? Was ist heute anders als vor zehn Jahren?

Elisabeth Sandmann: Vor zehn Jahren war die buchhändlerische Welt noch weitgehend in Ordnung, es gab zwar Amazon schon, aber die großen Filialen wie Thalia waren in Aufbruchsstimmung und von Krise bei Weltbild keine Spur. Elektronische Bücher nahm man nicht ernst und online shoppten nur die wenigsten. Hier hat sich in den letzten zehn Jahren sehr, viel verändert. Wir konkurrieren heute nicht mehr nur mit Verlagen, sondern mit Zalando und anderen Online-Shops, weil Kunden ihr Geld anders ausgeben als früher und ihre Zeit anders nutzen. Da müssen wir alle schauen, dass Bücher weiterhin zu den Konsumartikeln gehören, die gekauft werden. Ja, ich habe meine Vorstellungen verwirklicht und neben meinen bekannten „Frauenbüchern“ ja auch Bücher über Flugboote, mit und über Contergan geschädigte Menschen, über jüdische Sammler und von den Nazis geraubte Bilder, über mutige Menschen und das Hotel Lux gemacht. Das, was mich selbst interessiert hat, und wo ich fand, dass eine Geschichte nicht vergessen werden sollte, dazu und darüber habe ich ein Buch gemacht. Diese Freiheit zu haben und zu nutzen, ist ein Lebensgeschenk.

Was ist wichtig für die weibliche Zielgruppe, worauf muss man achten, und was wollen Frauen für Bücher?

Elisabeth Sandmann: Frauen schenken mehr als Männer, weil sie oft viele Freundinnen haben. Es gibt also eine weibliche Geschenkkultur, für die wir anspruchsvolle Bücher anbieten, die man natürlich auch selbst lesen kann. Frauen haben ein gutes Gespür für die visuelle Kraft von Bildern und daher ist die Kombination aus Text und Bild für sie sehr wichtig. Frauen gehen auch gerne mit anderen Frauen in Ausstellungen, sie interessieren sich für Kunst und Zeitgeschichte, und viele unserer Bücher funktionieren wie ein Besuch in einem kleinen Museum. Vor allem aber wollen Frauen Bücher über Frauen, weil sie sich für andere, und vor allem für weibliche Lebensgeschichten interessieren. Das liegt daran, dass wir in der Schule und später auch noch auf den Universitäten so wenigen interessanten Frauen begegnet sind, nicht weil es sie nicht gab, sondern, weil sie oft verschüttet und vergessen waren, und diesen Schutt habe ich begonnen ein wenig abzutragen und da ist so manch ein Schatz zum Vorschein gekommen.

Was waren für Sie die persönlichen Highlights Ihrer 10-jährigen verlegerischen Tätigkeit, und was ist Ihr Favorit aus dem eigenen Programm?

Elisabeth Sandmann: Ein großes und für persönlich wichtiges Buch ist „Verlorene Bilder, verlorene Leben“ von Melissa Müller und Monika Tatzkow, das wir jetzt neu herausbringen und das durch den Fall Gurlitt an überraschender Aktualität gewonnen hat. Hoch gelobt in der Presse, nach Frankreich und in die USA erfolgreich verkauft, zählt diese Veröffentlichung sicherlich zu den bestrecherchierten Büchern zu diesem Thema. „Frauen, die lesen, sind gefährlich“ von Stefan Bollmann gehört natürlich auch zur Verlagsgeschichte, weil es ein ebenso gutes wie erfolgreiches Buch war und ist. Mit meiner ersten Autorin Claudia Lanfranconi, mit der ich gerade das sechste Buch auf den Weg gebracht habe (Ladys in Gummistiefeln), sind von den Geschäftsfrauen über die legendären Gastgeberinnen bis zu „Die Damen mit dem grünen Daumen“ erfolgreiche und herrliche Bücher entstanden. Und sehr lustig ist „Ins Bild geschlichen“, mit den Bildmontagen von Reinhard Löffler und den geistreich-bösen Kommentaren von Ulrich Kühne.

Was haben Sie sich für die nächsten zehn Jahre Elisabeth Sandmann Verlag vorgenommen?

Elisabeth Sandmann: Ich werde weiterhin wertvoll ausgestattete Bücher machen. Frauenthemen sind dabei eine zentrale Säule, aber wir werden uns auch öffnen und der besonderen Fotografie und zeitgenössischeren Aspekten einen größeren Stellenwert einräumen – im Juni erscheint ein großartiges Buch über italienische, von Hand gearbeitete Mode und im Herbst ein sensationeller Bildband über ein ungewöhnliches Thema. Wir wollen weiterhin ein kleines, sehr gepflegtes und wohl überlegtes Programm anbieten, wir werden uns aber auch ein bisschen verändern, und diese Veränderung wird im Herbstprogramm sichtbar.

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