Gespräche DREI FRAGEN AN Dr. Matthias Lausen zum Kauf und Verkauf von Buchhandlungen und Verlagen

Die Rechtsabteilung des Börsenvereins und die Akademie des deutschen Buchhandels veranstalten morgen im Literaturhaus ihre 2. Expertentagung mit dem Titel „Kauf und Verkauf von Buchhandlungen und Verlagen – Rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen“. buchmarkt.de sprach mit Moderator Dr. Matthias Lausen, Geschäftsführer im Institut für Urheber- und Medienrecht und Rechtsanwalt in München über die Entwicklungen im Buchmarkt.

Dr. Matthias Lausen

buchmarkt.de: Dr. Lausen, eine Expertentagung unter diesem Titel, welche Signale aus der Branche nehmen Sie dabei auf?
Lausen: Der allgemeine Trend in der Wirtschaft geht seit längerer Zeit hin zu großen Einheiten. Die Buchbranche ist immer noch ungewöhnlich kleinteilig. In der Folge erwarten wir, dass die Konzentration möglicherweise sehr schnell Fahrt aufnimmt. Das wird Auswirkungen haben bis in das Sortiment. Damit wird die heutige Breite nicht mehr möglich sein.

Wo liegen die Fallstricke beim Kauf und Verkauf einer Buchhandlung oder eines Verlages?
Weil das so viele Bereiche trifft, machen wir diese Expertentagung. Grundsätzlich besteht das Problem für die meisten Firmen darin, dass viele diese Erfahrung beim Verkauf nur einmal machen werden. Sie können also nicht aus Erfahrungen lernen. Die erste Frage ist, wie wird ein Kauf organisiert? Da muss der Wert eines Unternehmens ermittelt werden. Es stellen sich Fragen der Finanzierung: Verlage müssen sich überlegen ob sie die den Asset kaufen, also nur die Inhalte und nicht die Firma, oder einen Share Deal machen, bei dem das gesamte Unternehmen und seine Strukturen gekauft werden. Für Verlage kommen urheberrechtliche Probleme hinzu: Die Autoren haben unter bestimmten Umständen eine Widerspruchsrecht. Das gibt es zwar bei Buchhandlungen nicht. Aber auch hier kann ein Kauf an Wert verlieren, wenn ein Verkäufer mit hoher Kundenbindung nicht mit in die neue Firma geht. Viele wollen, dass die Mitarbeiter übernommen werden, dabei müssen sie wissen, welche Hebel sie dazu haben.

Müssen die Teilnehmer nicht ein „Coming Out“ fürchten? Wie sind die Reaktionen auf Ihre Expertentagung?
Ehrlich gesagt zögerlich. Auch das ist ein Spezifikum der Buchbranche. Das ist nur noch vergleichbar mit den öffentlich-rechtlichen Anstalten. Andere Medienunternehmen reagieren viel sensibler und schneller auf den Markt. Bei Film und Fernsehen ist der Kauf und Verkauf von Unternehmensteilen fast an der Tagesordnung. Natürlich wissen wir auch, dass sich viele nicht outen wollen. Und wir überlegen auch, wie wir in Zukunft eine Plattform schaffen, so dass sich jeder anonym informieren kann.

Das Institut für Urheber- und Medienrecht ist ein gemeinnütziger Verein, der aus Spenden der Medienindustrie finanziert wird. Er organisiert die Ausbildung der Fachanwälte für Medienrecht und verantaltet Kongresse, zu denen zwischen 200 und 400 Medienrechtler jährlich kommen.

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert