Das Sonntagsgespräch Dr. Patricia Scholten über Projektkooperationen mit Studenten und das kommende E-Book-Angebot der Paul Pietsch Verlage

Dr. Patricia Scholten

Die Paul Pietsch Verlage meldeten Anfang dieser Woche, bereits im Frühjahr dieses Jahres E-Books ausliefern zu wollen. Geplant wurde das Projekt in Zusammenarbeit mit Studenten des Studiengangs Mediapublishing an der Stuttgarter Hochschule der Medien. Ein Vorgehen, auf das man ab und an stößt.

buchmarkt.de sprach mit Verlegerin Dr. Patricia Scholten über derartige Kooperationen im Allgemeinen und die Ergebnisse für die Paul Pietsch Verlage im Besonderen.

buchmarkt.de: Sie möchten ins E-Book-Geschäft einsteigen und haben die Projektplanung gemeinsam mit Studenten der Stuttgarter Hochschule der Medien betrieben. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Scholten: E-Books sind schon seit längerer Zeit ein wichtiges Thema in unserer Branche. Für uns stellte sich die Frage, wie wir als Ratgeberverlag diese neue Entwicklung mitgestalten können. Schnell wurde uns klar, dass wir Kooperationen eingehen müssen, die uns Input in den Bereichen geben, für die wir als „Printmenschen“ erst ein Gespür entwickeln müssen. Als Stuttgarter Verlagsgruppe haben wir das Glück, die Hochschule der Medien vor Ort zu haben. Auf der Frankfurter Buchmesse 2008 haben wir dann mit Professor Okke Schlüter das Projekt ins Leben gerufen.

buchmarkt.de: Und wie war Ihre Erfahrung?

Scholten: Im Sommer vergangenen Jahres haben wir mit dem damals vierten Semester das Projekt „Marketing- und Vertriebskonzeption für E-Book“ gestartet. 20 wirklich kreative Köpfe haben das Programm des Motorbuch Verlags auf E-Book-Tauglichkeit geprüft und uns ein schlüssiges Konzept präsentiert, das uns überzeugte und viele neue Impulse gab.

buchmarkt.de: Ist die Planung des E-Book-Vertriebs nicht hochgradig komplex? Ist es einer Gruppe „Branchenfremder“ wirklich möglich, sich so schnell einzuarbeiten?

Scholten: Die Studenten der Hochschule der Medien sind keine „Branchenfremden“. Viele von ihnen haben bereits vor ihrem Studium eine Ausbildung in Verlagen oder Buchhandlungen absolviert. Entscheidend ist aber auch die Vorbereitung für ein solch komplexes Projekt. Wir haben gemeinsam mit den Studenten vor dem Projektstart klare Vorgaben und Rahmenbedingungen erarbeitet. Die Zwischenergebnisse wurden uns bei mehreren Terminen präsentiert. Auf diese Weise konnten wir überprüfen, ob die Richtung der Ergebnisse auch mit den Bedingungen der Branche und unseren Zielen übereinstimmt. Der ständige Austausch zwischen Verlag und Hochschule war einer der wichtigsten Faktoren, um letztendlich ein tragfähiges Konzept zu erarbeiten.

buchmarkt.de: Ihre Auslieferung Sigloch war ebenfalls an dem Projekt beteiligt?

Scholten: Ja, in der zweiten Runde. Nachdem uns die Ergebnisse aus dem Sommersemester sowie ein erster E-Book-Prototyp vorlagen, war klar, dass wir nun darüber nachdenken müssen, wie das E-Book zum Kunden kommt. An diesem Punkt musste unsere Verlagsauslieferung Sigloch mit ins Boot. Der Geschäftsführer Klaus Vetter war von der Idee begeistert, da sich auch Sigloch schon intensiv mit den neuen Anforderungen beschäftigt.

buchmarkt.de: Sie loben in Ihrer Pressemeldung den „ungetrübten Blick“ der Studenten. Umgeht man die Gefahr der „Betriebsblindheit“, wenn man mit jungen Leuten zusammenarbeitet?

Scholten: Der ungetrübte Blick hilft zumindest, ein besseres Gefühl für neue Entwicklungen zu bekommen, mit denen man selbst noch nicht so vertraut ist. Die Studenten haben hier die Funktion eines externen Beraters übernommen. Was dann letztendlich machbar ist und wie und wann es umgesetzt werden kann, liegt natürlich in der Entscheidung des Verlags. An der Hochschule der Medien sind Theorie und Praxis eng miteinander verbunden. Es war Aufgabe der Studenten ihr Know-how zu den neuen Medien in das Projekt einzubringen. Wir als Verlag steuerten das entsprechende branchenspezifische Wissen bei.

buchmarkt.de: Sie haben zum Abschluss des Projekts eine Spende an die Hochschule getätigt. Solche Kooperationen kosten die Unternehmen aber kein Geld, in dem Sinne, dass ein Vertrag vorläge, nach dem die Unternehmen bestimmte Zahlungen zu leisten haben?

Scholten: Nein, es gab keinen Vertrag zwischen der Hochschule und dem Verlag. Diese Spende ist eine Anerkennung für die guten Leistungen und Ergebnisse, die die Studenten für unsere Verlage erbracht haben.

buchmarkt.de: Wie genau sahen denn die Ergebnisse nun aus? Was müssen Sie in Ihren Verlagen, was muss Sigloch umsetzen, damit Sie noch in diesem Frühjahr mit der Auslieferung beginnen können?

Scholten: Wir haben bereits die Titel festgelegt, die als E-Book erscheinen sollen. Im Moment werden unsere Arbeitsabläufe angepasst, so dass die Neuerscheinungen ohne allzu großen Aufwand sowohl als Printprodukt als auch als E-Book erscheinen können. Für Sigloch geht es nun um die Prüfung und Umsetzung der Handlungsempfehlungen: Von der Integration der Titelstammdaten, der Besonderheiten bei der Bestellung und der Einbindung des DRMs bis hin zur Betreuung unserer Kunden durch die Verlagsauslieferung.

buchmarkt.de: Werden Sie mit Titeln aus einem bestimmten Verlag starten? Oder gibt es eine Mischung?

Scholten: Nicht alle Titel aus unseren Verlagen eigenen sich als E-Books. Für das Frühjahr haben wir über alle Verlage hinweg Neuerscheinungen festgelegt, die wir auch als E-Book anbieten wollen. Dabei konzentrieren wir uns auf Titel mit hohem Nutzwert und Informationsgehalt für die Leser, wie z.B. die erfolgreichen Reihen „Typenkompass“ und „Die Hundeschule“.

buchmarkt.de: Wie viel Potenzial sehen Sie im E-Book für Ihre Verlage? Sind neue Zielgruppen für Sie so leichter erreichbar?

Scholten: Viele Substanzen unserer Verlage sind für E-Books und andere digitale Produkte geeignet. Es ist unser Ziel, mit diesen Produkten neue Zielgruppen zu erreichen und unsere Marktposition auszubauen und zu stärken. Wir wollen unseren Kunden einen Mehrwert zu unseren Printprodukten bieten.

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