Freitags immer hier ein Autorengespräch. Diesmal Zoni Weisz über seine Autobiografie „Der vergessene Holocaust“

Zoni Weisz: „Die Leser dieses Buches werden merken, dass auch wenn eine Situation ausweglos erscheint, es immer einen Ausweg gibt“ © Bonnita Postma

In seinem dtv-Buch erzählt Zoni Weisz,  wie grauenvolle Erfahrungen einen jungen Menschen prägen können – und wie man – trotz allem – ein glückliches und erfolgreiches Leben führen kann.

Zoni Weisz wurde 1937 in Den Haag geboren. Als Kind musste er miterleben, wie seine Eltern und Geschwister von den Nazis deportiert wurden. Er selbst konnte Dank der Hilfe eines niederländischen Polizisten entkommen. Nach Kriegsende wurde Weisz ein bekannter Florist. Seit Jahren bemüht sich Weisz um die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus und engagiert sich sehr für die Wahrnehmung der Rechte von Sinti und Roma in EuropaSein neues Buch Der vergessene Holocaust (ET 20. April/dtv) beschreibt nicht nur seine Erfahrungen während des Krieges, sondern auch die Zeit danach.

Anlass für Fragen an den Autor:

BuchMarkt: Herr Weisz, Sie haben den Nationalsozialismus und die Verfolgung überlebt. Wieso haben Sie sich dazu entschieden Ihre Erfahrungen und Ihr Leben niederzuschreiben?

Zoni Weisz: Ich brauchte viele Jahre ehe ich über meine Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg schreiben konnte. Ich war sehr mit meiner Karriere beschäftigt. Das half mir, meine Erinnerungen zu bewältigen. Ich habe nicht über meine Erfahrungen gesprochen, noch nicht einmal mit meinen Kindern. Das viele Arbeiten ließ mir keine Zeit, über den Verlust meiner Familie nachzudenken.

An bestimmten Terminen, wie den Geburtstagen meiner Eltern und dem 4. Mai, unserem “National day of Commemorating the victims of the Nazi period”, war ich nicht ansprechbar. Ich brauchte viele Jahre, bevor ich mich entschied, meine Geschichte aufzuschreiben. Ich wusste, dass ich es tun musste, weil die Welt erfahren sollte, was mit meiner Familie und meinen Landsleuten passierte. vAlles, die ganze Geschichte, war in mir und 2014 fing ich an zu schreiben. Am „Holocaust Memorial Day“, dem 27. Januar 2016, während ich bei den Vereinten Nationen in New York weilte, wurde mein Buch in den Niederlanden präsentiert.

Worum geht es genau in Ihrem Buch, wo setzen Sie den Fokus?

Durch Klick aufs Cover geht’s zum Buch

Mein Buch beschreibt nicht nur meine Erfahrungen während des Krieges, sondern auch – was genauso wichtig ist – die Zeit danach. War meine Familie noch am Leben? Würden sie zurück kommen? Die Ungewissheit war grausam. Meine Geschichte beschreibt auch die Menschen, die mir geholfen haben. Sie erzählt über die Schwester meiner Mutter, die mich zur Schule schickte und mir half, eine Zukunft aufzubauen. Ich hoffe, viele junge Menschen werden mein Buch lesen. Sie werden lernen, dass auch wenn eine Situation ausweglos erscheint – wie das in meiner Jugend oft war – es immer einen Ausweg gibt. Immer dann, wenn man die richtigen Leute trifft, die einem den richtigen Weg zeigen und wenn man Durchhaltevermögen hat.

Steht ein bestimmtes Ereignis im Vordergrund?

Beinahe jeden Tag in meinem Leben denke ich an den Moment, als ich meinen Vater, meine Mutter, meine Schwestern und meinen kleinen Bruder zum letzten Mal sah. Dieser Moment hat sich in meine Netzhaut gebrannt.

Das alles muss sicher nicht einfach gewesen sein, sich immer wieder mit den Schrecken der Vergangenheit auseinanderzusetzen … sehen Sie dennoch auch positive Aspekte, die Ihr Leben zum Besseren geprägt haben?

Natürlich ist es nicht einfach, über das Geschehene zu sprechen. Manchmal ist es sehr emotional und schmerzhaft. Aber in meinem Buch und meinen Vorträgen spreche ich ja auch über meine Ehefrau, meine Kinder und meine erfolgreiche Karriere als Florist und Unternehmer. Trotz allem was geschehen ist in der Nazi-Zeit bin ich heute der glücklichste Mensch auf der Welt. Meine Familie ist mein wertvollster Besitz.

Wollen Sie auch Mut machen? Welche Leserschaft soll angesprochen werden?

Ich bin sehr glücklich, dass mein Buch nun in Deutschland erscheint – gerade Deutschland, hinsichtlich seiner Vergangenheit. Und ich hoffe, dass viele junge Menschen es lesen werden und verstehen, wohin Hass und Ausgrenzung von Minderheiten führen können.

Mit welchem Argument kann der Buchhändler das Buch am besten verkaufen?

Mein Buch beschreibt, wie grauenvolle Erfahrungen einen jungen Menschen prägen und wie er trotz allem ein glückliches und erfolgreiches Leben führen kann Der vergessene Holocaust der Sinti und Roma wird nich länger vergessen sein.

In welchem literarischen Umfeld kann der Buchhändler das Buch im Laden angemessen platzieren.

Vorzugsweise an einem prominenten Platz, wo es die Aufmerksamkeit der Kunden auf sich zieht, vielleicht durch ein Plakat o.ä. unterstützt. Ich würde es im Bereich Sachbuch/Geschichte platzieren.

Wenn Sie das Buch mit drei Worten beschreiben könnten, welche wären dies?

Ergreifend  – informative/ aufschlussreich- faszinierend

Welche Frage, die wir Ihnen nicht gestellt haben, hätten Sie dennoch gerne beantwortet?

Macht Ihnen der in der Welt aufkommende Rechtsextremismus und Nationalismus Angst?

Hier können Sie dies nun tun:

Ja, es ist beängstigend, was in vielen europäischen Ländern passiert. Politiker benutzen Minderheiten für ihre politischen Absichten, machen sie zu Sündenböcken. Es erinnert mich an die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts. Wir müssen das mit allen legalen und uns zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen.

Zusatzinfo: Buchvorstellung mit Zoni Weisz, Lesung Herbert Knaup/ Botschaft des Königreichs der Niederlande, Klosterstraße 50, 10179 Berlin/ Einlass 17.30. Teilnahme nur nach vorheriger Anmeldung unter veranstaltung@stiftung-denkmal.de.

(Bis zum 30. April 2018 ist eine Anmeldung möglich)

 

 

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