Als Verleger von Parlando hat er gemeinsam mit seiner Frau den Hörbuchmarkt entscheidend geprägt Christian Brückner (75)

Christian Brückner ist als Verleger von Parlando auch der Buchbranche eng verbunden (c) Claudia Ast l litCologne

Heute wird Christian Brückner 75 Jahre alt. Als Hörbuch-, Hörspiel- und Synchronsprecher ist er nicht nur die deutsche Stimme von Robert de Niro – er ist schlicht einer der Besten. Zudem verleiht er mit seinem eigenen Hörbuchverlag (Parlando – Edition Christian Brückner) Werken von Joseph von Eichendorff oder Charles Baudelaire, James Joyce, Franz Kafka oder Adalbert Stifter seine markante Stimme.  Hier als Geburtstagsgruß ein Auszug aus der Laudatio von Christine Becker bei einer Gala (im Rahmen der litCologne Spezial), die für ihn produziert wurde:

„Ich habe Christian hunderte von Male gehört und erlebt und habe immer Gefallen an seiner Kunst gefunden und mich begeistern lassen  von seiner einzigartigen Stimme, ja, natürlich. Aber vor allem von seinem Verständnis für Literatur, von seiner Leidenschaft und Hingabe für Literatur. Und ich glaube, dieses Verständnis, das intelligente Lesen (wie man es auch nennen kann) bewirkt unser Verständnis und unsere Begeisterung.

Nur ein Beispiel. Haben Sie auch schon mal bei Gedichten gedacht: Ich bin mir nicht sicher, ob ich das verstanden habe.

Lassen Sie Christian das Gedicht lesen. Und die Frage stellt sich nicht. Er erschließt uns das Unbekannte, indem er Herz und Verstand berührt.

Und wie macht er das?

Mit der ihm angeborenen Feinheit.

Mit dem unvergleichlichen Gespür für den richtigen Ton

Mit sorgfältig kalkulierten Zurückhaltung

Mit beneidenswerten Lässigkeit

Die Liste ist endlos.

Es sind viele besondere Zutaten, die am Ende den Zaubertrank ausmachen und dessen magische  Wirkung. Und obwohl ich mich gefragt habe, was genau es ist, könnte ich ebenso gut fragen: Müssen wir denn wissen, wie er es macht, was genau er in seinen Trank mischt?

Und im Übrigen: Bei Christian weiß man nicht so genau, ob er derjenige ist, der den Trank mischt und an uns ausschenkt, oder ob er derjenige ist, der als kleiner Junge in den Topf mit Zaubertrank gefallen ist…

Wie auch immer:

Seit fünf Jahrzehnten reißt er sein Publikum mit. Und ebenso lange ist er mit Waltraut verheiratet und arbeitet mit ihr zusammen. Gemeinsam widmen sie sich der Literatur, mit Ideenreichtum und Engagement und Leidenschaft bereichern das kulturelle Leben dieses Landes.

Ich gehöre zu den Menschen, die an die Wirkung von Literatur glauben. Ich glaube daran, daß große Literatur – weil sie Klischees vermeidet und auf Nuancen achtet – eine präzisere Realität erschaffen kann, eine die Menschen berührt, zum Nachdenken bewegt, zum Überdenken bewegt – mehr als die sie umgebende Realität, die oft unerschlossen bleibt.

Einem großen Publikum Weltliteratur nahe zu bringen, das ist Christians Verdienst. Wofür er gerade den Verdienstorden der Bundesrepublik bekommen hat.

Zum Glück haben wir jetzt also auch den Bundespräsidenten hinter uns, und gemeinsam rufen wir Dir zu:

Bitte reiße uns weiter mit! Wir brauchen Dich!"
© Antje Fleischhauer

Christine Becker studierte Germanistik in Berlin. Eine Auswahl von Briefen Jurek Beckers gab sie 2004 unter dem Titel Ihr Unvergleichlichen heraus. Weitere Veröffentlichungen waren 2007 Mein Vater, die Deutschen und ich, ein Buch mit Jurek Beckers Vorträgen, Aufsätzen und Interviews, sowie 2009 Vernarrtsein in Worte, Verliebtsein in Sprache. Sie ist Herausgeberin einer Auswahl von Postkarten Jurek Beckers, die der Suhrkamp Verlag im Frühjahr 2018 unter dem Titel Am Strand von Bochum ist allerhand los veröffentlichte.

 

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