Er hat "mit Maro einen wunderbaren Verlag auf die Beine gestellt" Benno Käsmayr (70) – und Hermann Schulz und Rotraut Susanne Berner gratulieren

Benno Käsmayr hat „mit Maro einen wunderbaren Verlag auf die Beine gestellt, in den Programmen zahlreiche Überraschungen, selten ohne Risiken, aber immer mit sorgfältig gestalteten Büchern und großartigen Umschlägen“

Benno Käsmayr (Foto), der Verleger des Maro Verlages, wird heute 70 Jahre alt. Ihm gratulieren Rotraut Susanne Berner und Hermann Schulz, der langjährige Verleger des Peter Hammer Verlages:

Einen wesentlichen Teil seines Humors kann ich nicht vermitteln, er steckt in Wohlklang und Redeweise seiner bayerischen Sprachfärbung. Mit dieser Anmerkung möchte ich den Verleger Benno Käsmayr aber nicht auf Bayern reduzieren, das würde zu kurz greifen! Im Grunde ist er ein Globetrotter.

Ich hatte das Privileg, ihn oft wochenlang an der Seite zu haben: bei mehr als zwanzig Workshops zwischen Kolumbien und Thailand, Nigeria, Moskau und anderswo, meist zusammen mit dem Grafiker Reinhard Schubert. Ein menschlich und fachlich gutes Team, das die Frankfurter Buchmesse auf die Reisen schickte, um über neuere Entwicklungen des Buchmarktes zu informieren.

Benno nahm nichts übel, auch nicht meinen eher gewöhnungsbedürftigen rheinischen Humor. Als ich in einem Kursus über Corporate Identity einmal als konkretes Beispiel auf die Ausstattung der Bücher des Maro-Verlages hinwies und sie in Beziehung setzte zu Bennos etwas schräg-bunter Kleidung, fand er das durchaus in Ordnung. Das Publikum war erheitert und hatte (hoffentlich) etwas begriffen. Heute läuft er in Augsburg eher in Jeans und Pullis herum.

Benno Käsmayr hat mit Maro einen wunderbaren Verlag auf die Beine gestellt, in den Programmen zahlreiche Überraschungen, selten ohne Risiken, aber immer mit sorgfältig gestalteten Büchern und großartigen Umschlägen. So zum Beispiel die Ausgaben von Charles Bukowski, allesamt von Rotraut Susanne Berner* gestaltet, die auch sonst viele Spuren gelegt hat.

* Diese Collage hat Rotraut Susanne Berner zum 70. Geburtstag von Benno Käsmayr gefertigt. Sie beinhaltet zahlreiche Figuren aus Einbänden aus vielen Jahren, die sie über die Jahre für Maro gestaltet hat

 

Mit dem Dirty Old Man wird Maro meistens verbunden. Es gibt bei der fast 50-jährigen Verlagstätigkeit aber eine lange Liste toller Autorinnen und Autoren, von denen ich hier nur einige exemplarisch nennen möchte: Aus Übersee William S. Burroughs, Jack Kerouac, Paul Bowles, Gilbert Sorrentino oder John Fante. Aus Deutschland Jörg Fauser, Günter Ohnemus, Uli Becker, Michael Schulte, Andreas Mand oder Susanne Neuffer.

Vollkommen zu Recht wurde der Verlag 2002 mit dem Kurt-Wolff-Preis ausgezeichnet und 2017 mit dem Preis der bayerischen Kleinverlage.
Benno wird seinen Geburtstag nicht groß feiern, aber die Glückwünsche seiner Freunde kann er nicht verhindern. Dass er den Verlag, den er mit 21 Jahren gegründet hat, mit 70 immer noch leitet, ist bezeichnend. Inzwischen arbeiten seine Tochter Sarah und sein Sohn Gabriel mit im Betrieb – nicht zuletzt die Pakete für die Buchhandlungen packt er nach wie vor aber selbst.

Ich wünsche Dir noch viele gute Jahre, lieber Freund! Diesem Wunsch und meiner Umarmung schließt sich auch Reinhard Schubert aus Frankfurt an.

Dein Hermann Schulz, ehem. Verleger, heute Autor

Und Rotraut Susanne Berner schreibt zu ihrer Collage:

Lieber Benno,
wir beide sind der gleiche Jahrgang – und wenn ich heute zurückblicke, dann gibt es zwei Begegnungen, die unmittelbar miteinander zusammenhängen und die meine berufliche Laufbahn als Graphikerin und Illustratorin entscheidend beeinflusst haben: ich lernte Armin Abmeier, Deinen Vertreter und meinen späteren Ehemann 1978 kennen. Spätestens 1979 muss ich auch Dich getroffen haben, denn da habe ich bereits die ersten drei Einbände für Dich gebastelt. Damals noch mit konventionellen Aufsichtsvorlagen, aber schon bald darauf kultivierten wir eine alte Form des Flachdrucks aufs Neue: die sogenannte Original-Flachdruckgrafik.
Ein wichtiger Impuls war, Geld zu sparen, der andere, eine neue Ästhetik zu kreieren: MaroDruck konnte komplexe Vierfarbsätze einfach nicht selber drucken, und so begann ich, die Farben manuell zu trennen. Das Know-how dazu habe ich im Laufe der Jahre perfektioniert, mit Deiner Hilfe, lieber Benno. Ich hatte eine Spielwiese, ein Experimentierfeld, wie man es sich nur wünschen kann.
Als Weltmeister in der kreativen Nutzung von »Handicaps«, als Profi mit Einfallsreichtum, warst Du immer bereit, etwas Neues und Unkonventionelles auszuprobieren. Eine erste Belohnung war der Celestino-Piatti-Preis, den ich 1983 für die Einbände des MaroVerlags bekommen habe.
Andere Illustratoren interessierten sich plötzlich für diese Technik, die eigentlich gar nichts Neues war, sondern vielmehr mit der guten alten Lithographie verwandt ist. Und so etablierte sich im Lauf der Jahre ein jährliches Treffen in Augsburg zum Drucken von Neujahrskarten. Wir trafen uns 15 Jahre regelmäßig am Buß-und Bettag, nannten uns Büßer und Bettler und es war das Ereignis des Jahres für viele von uns. Die Organisation war nicht ganz einfach: die Farbauswahl wurde vorher festgelegt, die Farbauszüge sollten vor uns in Augsburg eintreffen und manche von uns haben auch nach Jahren noch nicht verstanden, warum es zwingend notwendig ist, seitenverkehrt zu zeichnen. Einmal wohnten 20 Illustratoren aus aller Herren Länder im Hotel, man zeichnete gemeinsam abends im Wirtshaus zur Hasenjagd, zwischen den Farbwechseln auf der Din-A4-Maschine wurde gegessen, getrunken und gefachsimpelt. Filme mussten korrigiert und neu montiert, Druckplatten belichtet und Katastrophen verhindert werden. Auf jedem freien Platz in der Druckerei stapelten sich Zwischenergebnisse zum Trocknen und nachmittags kam Frau Käsmayr mit den damals noch kleinen Kindern und brachte selbstgebackenen Kuchen mit. Es war ein entfesseltes und herrliches Chaos. Wieder zuhause, bekam jeder nach ein paar Tagen ein liebevolles Päckchen mit der eigenen Karte zugeschickt, und bis heute druckt zum Beispiel Volker Pfüller, jetzt allerdings aus der Ferne, seine jährliche Karte bei Dir, lieber Benno.
Unter anderem dieses Ritual führte unmittelbar zur Geburt der Tollen Hefte im Jahre 1991, als Armin Abmeier seiner Heftchen-Liebe eine konkrete Form gab: das erste Heft, Wong Fun, ein Text seines Lieblingsautors Walter Serner, wurde in drei Farben von Volker Pfüller illustriert, fadengeheftet und mit Beilage und Schutzumschlag versehen.

Bis heute existieren diese Hefte, hergestellt noch  immer in der gleichen Philosophie (gerade ist das Heft Nr. 49 bei der Büchergilde Gutenberg erschienen), und ohne Dich, lieber Benno, würde es sie nicht geben.
Dafür, und für Deine Freundschaft und Hilfsbereitschaft, möchte ich mich bei Dir bedanken und Dir zu Deinem Geburtstag gratulieren. Und dazu musiziert die St. Bennos Literary Hearts Club Band.

ad multos annos!
Rotraut Susanne Berner

Kontakt: info@maroverlag.de

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