Nach 38 Jahren .... Bärbel Becker geht in den Ruhestand: „Sie wird nicht nur der Frankfurter Buchmesse fehlen!“

Bärbel Becker (m.) und der taiwanische Premierminister Kuno Chen bei der Eröffnung des Deutschen Ehrengastauftritts in Taipeh, im Februar 2019 (© Terry Lin)

Bärbel Becker, Leiterin Internationale Projekte bei der Frankfurter Buchmesse, geht nach 38 Jahren in den Ruhestand. Kolleginnen, Wegbegleiterinnen und Freundinnen verabschieden sich von ihr …

 

Diane Spivey, Leiterin der Vertragsabteilung von Hachette UK (in Rente seit Mai 2020):
„Mein erstes Treffen mit Bärbel liegt gut zwanzig Jahren zurück. Ich hatte die angenehme Aufgabe, einen halben Tag lang dem Beirat beizutreten, der das International Rights Directors’ Meeting zum Buchmessenauftakt organisiert. Zweimal im Jahr trifft sich der kleine Expertenkreis aus Verlagswelt und Rechtehandel, wählt Themen aus und fragt Redner an. Bärbel prägte diese Arbeit mit ihrer ganz eigenen Ruhe, Eleganz und Professionalität und machte das Rights-Meeting federführend mit viel Wissen und Geschick zu einem Fixpunkt im Branchenjahr.

Es war mir eine ausgesprochene Freude, all die Jahre als Rednerin, als Moderatorin, als Ideengeberin im Beirat oder einfach als Teilnehmerin im Publikum Bärbel zu erleben und mit ihr zusammenzuarbeiten. Der anhaltende Erfolg des Frankfurter Rights Directors Meeting zeugt von Bärbels großartigem Organisationstalent. Sie schaffte es, eine Gruppe von Menschen, die kein Blatt vor den Mund nehmen und mitunter starrköpfig sein können, gemeinsam zu Bestleistungen zu motivieren und Jahr für Jahr frische Ideen und neue Formatbausteine zu entwickeln, damit Rechtemanager aller Ebenen und aus allen Ländern eine inspirierende Veranstaltung erleben, die sie in keinem Jahr verpassen wollen.

Auf persönlicher Ebene hat die Arbeit mit Bärbel großen Spaß gemacht – sie spornte an, blieb aber immer flexibel und neugierig auf die aktuellen Themen im internationalen Rechtehandel, die sie so aufzubereiten verstand, dass Neulinge wie alte Hasen etwas damit anfangen und sich darüber austauschen konnten. Bärbel ist durch und durch Internationalistin, hat so manche Kooperationsbrücke quer durch die Welt geschlagen und mich mit wunderbaren Kolleginnen und Kollegen aus vielen Ländern in Kontakt gebracht. Sie ist außerdem eine großartige Teambuilderin. Als sie die Verantwortung für das Rights Meeting an andere abgab, konnten wir mit Iris, Jenny und anderen Kolleginnen auf Bärbels hohem Standard weiterarbeiten – und haben uns sehr gefreut, sie bei den Veranstaltungen und bei den Beiratstreffen zu sehen.

Ich wünsche Bärbel für ihren Ruhestand das Allerbeste. Zwar glaube ich kaum, dass sie der Bücherwelt vollständig den Rücken zukehren wird, hoffe aber, dass sie die Zeit für schöne Bergwanderungen mit ihrer Familie und für ihre vielen anderen Interessen finden wird.“

 

Petra Hardt, langjährige Leiterin Rechte & Lizenzen bei Suhrkamp

Frankfurter Raumausstatterin

Bärbel Becker geht in den Ruhestand. Ich kann das Format nun aus eigener Erfahrung empfehlen. Es zeigt Räume auf. Jemand, der wie Bärbel Becker seit Jahrzehnten neue globale Räume denkt, diese mit Inhalten füllt, sozusagen als eine intellektuelle Raumausstatterin, dem wird es nicht schwerfallen, auch in dem neuen Lebensabschnitt Räume zu gestalten.

Bärbel Becker ist das Gesicht der Frankfurter Buchmesse weltweit. Wann immer ich für den Suhrkamp Verlag international unterwegs war, Bärbel war schon da. Immer war sie vor uns da.

Nicht nur physisch war sie da, vor allem intellektuell war sie da. Bärbel ist es gelungen, den deutschen Gemeinschaftsständen in aller Welt und den Gastlandauftritten Deutschlands eine nachhaltige und erfolgreiche Prägung zu verleihen. Mit großem diplomatischem Geschick, vor allem aber mit intellektueller Redlichkeit hat Bärbel Becker das Handelsgeschehen mit politischen und gesellschaftsrelevanten Themen zu verknüpft, gerade in Ländern und Gesellschaften, deren Wertekanon von dem europäischen abweicht. Aus diesem Diskurs sind Gemeinsamkeiten, Umbrüche und Perspektiven entstanden.

Auch in Frankfurt am Main war Bärbel an einem wichtigen Tag im Jahr 1995 vor uns da. Der Suhrkamp Verlag hatte eine Veranstaltung im Literaturhaus, noch in der alten Residenz in der Bockenheimer Landstraße. Nach der Veranstaltung wollten wir noch in die Lounge gehen. Der legendäre Herr Franz sagte in der ihm eigenen Ausführlichkeit. ‚Geht nicht. Hochzeit.‘

Wer auch diesen Raum kann, um den ist einen nicht bang. Glück, liebe Bärbel, in 170 Sprachen, mindestens.“

 

Gabriele Kreuter-Lenz, Leiterin des Goethe-Instituts Barcelona

Bärbel Becker – einmal gesehen, nie wieder vergessen

„Ich erinnere mich, als ich Bärbel Becker das erste Mal traf. Es war mein Geburtstag, der 5. Dezember 2014 (nicht dass Sie sich das Datum merken müssten…). Ich war damals Länderdirektorin in Italien und lebte in Rom. Bärbel Becker hatte sich angekündigt, um das bevorstehende Großevent, Deutschland Gastland bei der Buchmesse Turin 2015, zu besprechen, die Organisation, gemeinsame Programme zu planen. Als ich sie dann das erste Mal sah –und hörte- dachte ich, Gaby Becker, ihre Schwester und meine Goethe-Kollegin, die ich seit Jahrzehnten kenne, steht vor mir. Weniger wegen des Aussehens. Vielmehr gleichen sich die beiden in der Stimme, im Tonfall, bei der Gestik und Mimik. Ich war verwirrt und begeistert zugleich. Begeistert hat mich, neben ihrem leicht franfurterischen Spracheinschlag, bei dem mir, als gebürtige Koblenzerin ganz warm ums Herz wird, ihre Klarheit, ihre Professionalität, ihr Humor, ihre Fähigkeit zuzuhören (was mir bisweilen nicht immer gelingt) und auf das Gesagte einzugehen, in dem Fall auf Ideen, Bedürfnisse und Wünsche des Goethe-Instituts. Die Zusammenarbeit mit ihr und ihren wunderbaren Kolleginnen war ein reines Vergnügen und jedes Jahr ein Highlight, sie wiederzutreffen. Jetzt bin ich in Barcelona und warte auf sie.

Sie wird nicht nur der Frankfurter Buchmesse fehlen!“

 

Trasvin Jittidecharak, Silkworm Books

„Die Frankfurter Buchmesse 1985 war meine erste Frankfurter Messe. Dort traf ich Bärbel zum ersten Mal. Damals arbeitete sie in Teilzeit. Wir verstanden uns gut. Sie erzählte, sie würde vielleicht im November 1986 als Organisatorin einer Delegationsreise der Frankfurter Buchmesse für Wirtschaftsverleger nach Bangkok reisen. Ich schlug ihr vor, nach dem Workshop mich in meiner Heimatstadt Chiang Mai zu besuchen – was sie tat. Bei jeder Frankfurter Messe trafen wir uns, ab und zu auch auf anderen Buchmessen. In Frankfurt habe ich während der Messe oft bei ihr gewohnt. Bei jedem Besuch haben wir an einem der Abende zusammen gegessen, ohne Ausnahme. Bärbel ist eine Freundin fürs Leben, sie kann gut zuhören und hilft bei Bedarf ohne zu zögern, beruflich wie privat. Bei meinen frühen Besuchen in Frankfurt, gab Bärbel mir und anderen Verlegern aus Entwicklungsländern kluge Empfehlungen und sorgte dafür, dass wir das beste aus dem Aufenthalt machen konnten. Sie ließ uns auch in Frankfurt zu Hause fühlen. Es ist kaum vorstellbar, dass sie nun in Rente geht. Doch ist das für mich ein Grund mehr zur Freude auf die nächste Frankfurter Messe, denn Bärbel wird dann noch mehr entspannte Zeit für all ihre Freunde haben.“

 

Lynette Owen, Beraterin für Copyright und Rechtehandel bei Lynette Owen consultancy, langjährige Copyright Director bei Pearson Education Ltd.

„Meinen ersten Besuch der Frankfurter Buchmesse machte ich als Angestellte der Cambridge University Press, dann folgten viele Besuche in meiner Zeit bei Pearson Education und letztens war ich oft als freie Rights-Beraterin dabei. In all den Jahren nahm ich regelmäßig am Rights Directors Meeting teil, als Zuhörerin, als Rednerin und als Mitglied des Beirats. Bärbel und mich verbindet also eine langjährige Beziehung, beruflich wie privat, und es war eine riesige Freude, in diesem Kontext mit ihr zusammenzuarbeiten! Ich habe immer sehr ihre pragmatische Art geschätzt, und ihre Kreativität und Effizienz in all ihren unterschiedlichen Verantwortungsbereichen. Ebenso geschätzt habe ich die wertvollen (wenn auch seltenen) Gelegenheiten, mit ihr gemeinsam etwas Freizeit zu verbringen, sei es ein ruhiges Abendessen mit internationalen Freunden in Frankfurt oder ein Besuch im Louvre Abu Dhabi im Rahmen der Messe 2018.

Genauso wenig vergessen habe ich den vorzeitigen Frankfurter „Verabschiedungskuchen“, der kurzerhand in einen „Treuekuchen“ umgewandelt wurde, als herauskam, dass ich doch länger als erwartet bei Pearsons Education bleiben würde – eine echte Überraschung, die zu meiner großen Freude von Bärbel mit einer Gruppe internationaler Freunde organisiert wurde.

Die besten Wünsche an Bärbel für den Ruhestand, der sich bestimmt recht aktiv gestalten wird! Als wichtige Vertreterin der Buchmesse werden wir sie sehr vermissen, aber zweifellos wird sie mit ihren vielen internationalen Freunden und Kollegen auch weiterhin in Kontakt bleiben.“

 

Maike Truschkowski, textgrafik.com

„Bei unserem ersten Treffen habe ich beim Gestikulieren Bärbel ein Glas Rotwein über eine elegante weiße Bluse gegossen. Die angelsächsische Gelassenheit, mit der sie auf mein Missgeschick reagierte, ist für mich eine ihrer vielen Stärken. 

Mit Bärbel verbinden mich 11 Jahre kreativer Zusammenarbeit und viele gelungene Publikationen: von den Buchkollektionen über den Katalog „Look!“ für den deutschen Gastlandsauftritt in Bologna bis hin zur jetzt schon dritten Ausgabe von ‚the frankfurt magazine‘. 

Als Grafikerin haben mich immer wieder Bärbels Gespür für Themen und ihre Offenheit für Gestaltung beeindruckt. 

Hoffentlich finden wir noch öfter Gelegenheit, liebe Bärbel, miteinander anzustoßen – sicherheitshalber dann mit Rheingauer Weißwein.“

(Übersetzung der Beiträge von Diane Spivey, Trasvin Jittidecharak und Lynette Owen: Andreas Jandl)

Kommentare (2)
  1. Liebe Bärbel,
    noch eine Facette von Dir muß erwähnt werden. Du hattest Anfang der 90er die Frankfurter Gruppe der BücherFrauen mit gegründet, und wir kennen uns seitdem. Jahre später haben wir bei edition fünf unseren ersten Roman herausgebracht: DAS ERWACHEN von Kate Chopin. Die Übersetzung, die Du 1978 als Amerikanistik-Tutorin mit einer Gruppe von 8 Studentinnen an der Uni Frankfurt angefertigt hattest, war so zeitlos gut, dass wir sie nur leicht bearbeitet übernehmen konnten. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder! Alles Gute für die kommende, neue Zeit.

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