Das Sonntagsgespräch Anette Philippen: Kalender sind das bessere Nonbook

Anette Philippen, die Geschäftsführerin des DuMont Kalenderverlags, war zu Besuch bei uns in der Redaktion – und wir kamen darüber ins Gespräch, dass viele Händler alles mögliche (vor allem im Nonbook-Bereich) ausprobieren, aus ihrer Sicht aber zu wenig Risikobereitschaft zeigen, neue Produkte aus den angestammten Produktionsfeldern auszuprobieren.

Sie sagt: „Der Buchhandel zeigt zu wenig Risikobereitschaft“ – das war Anlass für unser heutiges Sonntagsgespräch.

Frau Philippen, Sie sind nicht die einzige Verlagsmanagerin, die fehlenden Mut bei einigen Buchhändlern beklagt –

Anette Philippen:
„Der Händler trägt 
im Grunde kein Risiko“

solche Kritik am Handel hören wir derzeit aus fast allen Sparten.

Anette Philippen: In Anbetracht der positiven Entwicklung der Warengruppe Kalender im letzten Jahr und den geringen Risiken im Kalendergeschäft für den Handel, ist für mich die spürbare Zurückhaltung beim Einkauf schwer nachvollziehbar.

Ist das Risiko für den Handel wirklich so gering?

Da hat sich in der Tat in den letzten Jahren viel verändert: Nicht nur DuMont, sondern eigentlich alle Kalenderverlage bieten beste Konditionen mit vollem Rückgaberecht, guten Rabatten und einer langen Valutierung. Der Händler trägt im Grunde kein Risiko mehr. Das Kalendergeschäft wird komplett von den Verlagen vorfinanziert, die Zahlungsziele für die Ware liegen zum Teil sogar nach dem Weihnachtsgeschäft bzw. Jahreswechsel. Dennoch wird kaum etwas ausprobiert. Ich vermisse das Vertrauen der Händler in das Produkt Kalender, obwohl man doch seit Jahren gute Erfahrungen mit dieser Warengruppe macht. 
 
Kann das nicht daran liegen, dass die Produktion einfach nicht „gefällt“, nicht „ankommt“?

So falsch können wir doch gar nicht mit unseren Ideen liegen, denn es gibt ja viele Long- und Bestseller aus dem Hause DuMont. Darüber hinaus sind doch alle der Meinung, der Handel soll seinen Endkunden immer wieder etwas Neues bieten. Hier vermisse ich einfach den Mut des Handels, das Neue dann auch auszuprobieren. Warum setzt der Handel vorwiegend auf Vertrautes?

Kann das nicht daran liegen, dass Kalenderkunden treue Wiederholungstäter sind?

Ja, ein hoher Backlistanteil ist typisch für das Kalendergeschäft. Aber was ist mit neuen Kunden, die spontan Themen entdecken, die sie im Bereich Kalender vielleicht nicht vermutet hätten? Wir wollen natürlich auch mit neuen Themen überraschen und unsere Kunden abholen. Dies gelingt aber nur, wenn der Buchhandel mitzieht und bereit ist, auch die Neuheiten zu präsentieren. Ein wenig Offenheit des Händlers gegenüber nicht buchaffinen Themen würde uns allen helfen.

Beim Nonbook scheint man im Handel viel experimentierfreudiger zu sein?

Der Hype um das Thema Nonbook ist mir etwas zu aufgebauscht, als wäre dies das Allheilmittel für den Handel. Kalender sind aus unserer Sicht das bessere Nonbook: Wozu in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Der Durchschnittsbon beim Kalender ist deutlich höher als bei Radiergummi & Co.. Darüber hinaus muss der Händler erst einmal neue Geschäftsbeziehungen zu unbekannten Lieferanten aufbauen, dies bedeutet mehr Handlingsaufwand und teilweise auch schlechtere Konditionen, wie z.B. das fehlende Rückgaberecht.

Sie sind gegen Nonbooks?

Nein, natürlich nicht. Nonbooks sind durchaus eine sinnvolle Ergänzung für das Sortiment – für Thementische oder als Dekoration. Sie sind aber meiner Meinung nach nicht die Zukunft des Buchhandels. Da gibt es buchaffinere Warengruppen – wie z.B. Kalender, die definitiv zu den ältesten und erfolgreichsten der letzten Jahre zählen.   
 
Ich merke, Sie lieben Ihr Produkt?

Ja, natürlich! Kalender sind eine so vielfältige Produktgruppe: verschiedene Formate, Themen, Zielgruppen – da ist für jeden etwas dabei, für jedes Zimmer, jeden Geldbeutel und jedes Familienmitglied. Und mit ihren Bilderwelten können Kalender Atmosphäre im Ladenlokal schaffen, indem sie z.B. Wände, Säulen und Treppenaufgänge verschönern. Außerdem eignen sie sich bestens – sogar fast ganzjährig – als Dekoration. Im Schaufenster sind sie als Bildhintergrund für jedes Thema geeignet, denn es gibt Reisekalender, Landschaftskalender, Gartenkalender, Küchen- und Kochkalender, Kinderkalender, Hobbykalender usw. 

Ihre Idee?

Ich würde mir mehr Austausch zwischen den Verlagen und Buchhandlungen wünschen. Unser Vertreterteam und unsere Vertriebsmitarbeiterinnen stehen dafür zur Verfügung. Sie helfen z.B. gerne bei der Auswahl des Sortiments, bei der Umsetzung von Aktionen und geben Tipps zur Bestückung der Kalendergitter. Der Händler muss uns dies nur signalisieren. Unser gemeinsames Ziel sollte es doch sein, dass die Endkunden die Kalender besser wahrnehmen und wir alle gute Umsätze mit dieser Warengruppe realisieren.

Die Fragen stellte Christian von Zittwitz

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