Das Sonntagsgespräch Andrea Reichart über die Facetten des Liebesromans

Immer wieder Liebesromane – das Genre ist ein Dauerbrenner. Um es mehr in den Blickpunkt zu rücken, gibt es den DeLiA-Literaturpreis. Andrea Reichart, die nicht nur gelernte Buchhändlerin, Literaturwissenschaftlerin und Literaturagentin, sondern auch Autorin ist, ist seit Mai 2015 im Ehrenamt Präsidentin der Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautoren und -autorinnen – kurz DeLiA.

Nenn mich Norbert, ihr erster Roman, wurde 2012 für den renommierten DeLiA-Literaturpreis nominiert.

Sie als DeLiA-Präsidentin durften am 15. April wieder den Literaturpreis bei den Liebesromantagen in Iserlohn verteilen, sicherlich ein besonderer Tag für Sie?

Andrea Reichart

Andrea Reichart: Die Preisverleihung ist immer etwas ganz Besonderes. In Iserlohn war DeLiA nach 2013 (Zehnjähriges) nun zum zweiten und hoffentlich nicht letzten Mal. Die Gala im Parktheater Iserlohn moderieren zu dürfen, war eine Ehre für mich.

In Ihrer Begrüßungsrede haben Sie den Dalai Lama zitiert. Mit welchem seiner Zitate und wieso?

Zitiert habe ich folgenden Text, der angeblich von ihm stammen soll:

„Der Planet braucht keine erfolgreichen Menschen mehr. Der Planet braucht dringend Friedensstifter, Heiler, Erneuerer, Geschichtenerzähler und Liebende aller Art.“

Autorinnen und Autoren sind Geschichtenschreiber. Sie entwerfen Visionen, und Geschichten, in denen es um großen Gefühle wie die Liebe geht, Geschichten also, in denen Liebende die „Helden“ sind, tragen ihren Teil dazu bei, die Welt ein wenig besser zu machen. Sie heben die Stimmung, sie machen Mut, sie können sogar eine Vorbildfunktion haben. Sie können, Frieden stiften helfen.

Sie glauben also an den Facettenreichtum der Branche? Geht es nicht immer um das Gleiche und das Thema ist somit irgendwann erschöpft?

Wenn ein Thema in der Literatur erfolgreich war, dann gibt es im Nachgang immer eine regelrechte Schwemme an Büchern mit ähnlichen Themen. Das geschieht aber nicht aus Blödheit der Verlage oder weil den Autoren die Ideen ausgegangen sind, sondern weil es bei den Lesern nun einmal die Nachfrage gibt. Die Facetten der Liebe sind trotz des Grundtenors (man liebt sich, verliert sich, bekommt sich wieder – oder eben nicht) so vielfältig, das Thema dürfte noch lange nicht erschöpft sein.

Also hat der Liebesroman eine Zukunft, welche?

Sie alle haben so lange eine Zukunft, wie es Leser gibt, die nach diesen Stoffen verlangen, und solange es Autoren gibt, die in der Lage sind, aus diesen Stoffen wunderbare Bücher zu machen. Von mir also ein klares Ja auf diese Frage.

Welche Möglichkeiten sehen Sie mit den Liebesromantagen in Iserlohn? Können auch neue Wege beschritten werden?

Nicht mehr Jahr für Jahr in eine neue Stadt zu gehen mit den DeLiA-Liebesromantagen sehe ich als sehr große Chance. Die Arbeit im Vorstand einer Vereinigung wie DeLiA ist ehrenamtlich und muss neben dem Beruf zu bewältigen sein. Wenn alle Energie und Zeit dafür verwendet werden muss, in einer neuen Stadt sozusagen jedes Mal das DeLiA-Rad neu zu erfinden, dann bleibt nicht viel Kraft für Innovatives. Dies kann sich nun erstmals ändern.

Ab 2017 verlängern wir die Liebesromantage um einen Tag. Wir vergeben ab 2017 auch zwei Literaturpreise. Wir verleihen die DeLiA für den besten Liebesroman (Erwachsenen-Roman) und erstmals auch die DeLiA für den besten Jugendliebesroman. Die Ausschreibung wird derzeit verschickt, die beiden Jurys stehen in den Startlöchern. Die Shortlist zum DeLiA-Literaturpreis wird im nächsten Jahr erstmals auf der Leipziger Messe verkündet, wo wir – auch erstmals – aller Voraussicht nach einen DeLiA-Stand besetzen werden.

Wofür steht DeLiA?

DeLiA steht für die Vereinigung deutschsprachiger Liebesromanautoren und –Autorinnen, die dem Verein zur Förderung deutschsprachiger Liebesromanliteratur e.V. angeschlossen ist.

DeLiA setzt sich seit jeher für den Liebesroman und dessen Ansehen in der Gesellschaft ein. Angetreten sind die Gründerinnen, um den Liebesroman aus der Kitschecke zu befreien. Dazu riefen sie den DeLiA-Literaturpreis ins Leben, der Jahr für Jahr bei einer festlichen Gala verliehen wird.

Sie selbst wurden schon nominiert, im Jahr 2012. Wie kam es dazu? Mit welchem Roman?

2012 wurde mein Erstling Nenn mich Norbert, erschienen im Iserlohner Mönnig Verlag, nominiert. Ich bin so stolz auf die Nominierung, ich werde nie aufhören, mich darüber zu freuen. Und dem Roman hat es auch gut getan. Über 6.000 verkaufte Exemplare bis heute, das kann sich sehen lassen.

Was erhoffen Sie sich persönlich von der allgemeinen Toleranz zu Liebesromanen? Diese endgültig aus der Kitsch-Ecke zu befreien?

Wer es einfach nicht mag, in einer Geschichte den großen Gefühlen der Liebe zu begegnen, der lässt halt die Finger davon. Dazu ist keine Toleranz nötig, sondern nur eine persönliche Wahl, die man als Leser treffen muss. Ich würde mich freuen, wenn der Begriff „Liebesroman“ nicht per se gleichgesetzt würde mit dem Label auf einer Schublade, in der man eh nur Schrott vermutet. Das würde diesem wichtigen literarischen Thema eher gerecht werden.

Zum Schluss noch: Ihr momentanes Lieblingsbuch?

Darf ich auch mehrere nennen? So ungefähr 40? Nein, Scherz beiseite. Nina George mit Das Traumbuch (Droemer).

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