Börsenverein Wirtschafts-Pressekonferenz: gute Zahlen für 2013

Stefan Meier, Jürgen Horbach, Alexander Skipis
und Claudia Paul

Wirtschaftspressekonferenz des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels heute in Frankfurt: Die Stimmung für das laufende Jahr war verhalten optimistisch. Nach einem Umsatzrückgang von 0,8 Prozent im vergangenen Jahr rechnet man mit einem kleinen Wachstum für 2013.

Bis April konnte der Börsenverein ein Umsatzplus von 2,6 Prozent feststellen. Der E-Book-Umsatz hat sich auf 2,4 Prozent im Jahr 2012 verdreifacht. Insgesamt beläuft sich der Umsatz buchhändlerischer Betriebe in Deutschland für 2012 auf 9,52 Milliarden Euro.

„Der deutsche Buchmarkt ist der drittgrößte der Welt und hat mit den Buchhandlungen ein filigranes Vertriebssystem“, konstatierte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, zu Beginn der Konferenz. Die Branche stehe jedoch vor großen Herausforderungen, die gleichzeitig große Chancen böten.

Bezüglich des E-Book-Marktes sei kein explosionsartiges Wachstum wie beispielsweise in den USA zu verzeichnen. Prognosen seien in diesem Segment schwierig.

Bei Betrachtung der europäischen Märkte sei nur in Österreich 2012 ein steigender Umsatz zu vermelden, Spanien dagegen müsse sogar einen Rückgang in Höhe von 11 Prozent verkraften.

„Man kann in Deutschland von nahezu stabilen Verhältnissen auf dem Buchmarkt sprechen“, stellte Skipis fest. Seit dem erfolgreichen Start der Kampagne Vorsicht Buch! im März gebe es eine Aufbruchstimmung in der Branche. Gegen die landläufige Meinung, dass sich Kinder und Jugendliche immer weniger für Bücher interessierten, nannte Skipis optimistisch stimmende Zahlen: So beschäftigten sich 91 Prozent der Sechs- bis Dreizehnjährigen mit Büchern, dagegen nur 80 Prozent mit digitalen Inhalten.

Viele Diskussionen gebe es derzeitg zu Amazon. „Amazon ist mit seinen Diktaten der Kulturkiller Nr. 1“, formulierte Skipis. Man konstatiere bei diesem Internethändler gerade im März und April einen beträchtlichen Umsatzrückgang, sei von Insidern zu hören. Hingegen werde für den Mai 2013 ein Wachstum von 6,9 Prozent im stationären Sortiment beobachtet.

„Mit 54.000 Beschäftigten in der Buchbranche wird bei etwa gleichbleibenden Mitarbeiterzahlen ein höherer Umsatz erzielt“, bemerkte Jürgen Horbach, Wirtschaftssprecher und Schatzmeister des Börsenvereins. Im Vorjahr habe es 3.800 Auszubildende, davon 2.300 Medienkaufleute, in der Branche gegeben. Es werde jedoch immer schwieriger, freie Ausbildungsplätze gerade in Buchhandlungen zu besetzen.

Bezüglich der Neuerscheinungen sind diese auf 79.860 Titel zurückgegangen, 2011 waren es noch 84.000 Erstauflagen. Damit konnte die Titelflut erneut etwas eingedämmt werden. 10.862 Titel wurden übersetzt. Deutschland steht damit weltweit an der Spitze der Übersetzungen. Rückläufig hingegen sind die verkauften Lizenzen, 2012 waren es insgesamt 6.855. Die meisten Lizenzen gingen nach China, das sich besonders für Kinder- und Jugendbücher interessierte.

Der durchschnittliche Ladenpreis eines gedruckten Buches lag 2012 bei 25,63 Euro, ein E-Book kostete im Durchschnitt 7,80 Euro. Mit solchen Verkaufspreisen seien Gewinne nur über Rationalisierung zu generieren. „Nach wie vor ist Print unschlagbar“, unterstrich Horbach.
Die Lesegewohnheiten von E-Books haben sich verändert. Bevorzugt werden E-Books im Fern- und Nahverkehr gelesen. Zudem sei festzustellen, „dass der E-Reader die Schlafzimmer erobert“, bemerkte Horbach.

„Die E-Book-Entwicklung ist kein Hype, aber sie ist relevant“, sagte Stefan Meier, Sprecher des Arbeitskreises Elektronisches Publizieren im Börsenverein. Zum dritten Mal hat der Börsenverein Anfang des Jahres gemeinsam mit GfK Panel Services eine E-Book-Studie für Deutschland durchgeführt. Die Umsatzerwartungen bei Verlagen und beim stationären Sortiment seien höchst unterschiedlich. Mehr als die Hälfte aller Sortimenter gehe bis 2015 von einem Umsatzrückgang von 16 Prozent aus, der erwartete Zuwachs von 3,2 Prozent beim Verkauf von E-Books kann dem nichts entgegenstellen. Dennoch beschäftigen sich 54 Prozent aller Buchhändler mit E-Books und E-Readern, um diese Chance zu nutzen.

84 Prozent der Verlage nehmen am E-Book-Markt teil. Die Diskussion um DRM spiele keine so große Rolle mehr, sagte Meier. Problematisch seien weiterhin die Vielfalt der Formate und die unterschiedliche Mehrwertsteuer. Der deutsche Finanzminister lehne eine Veränderung der derzeit 19 Prozent betragenden Mehrwertsteuer für E-Books ab. Man müsse im Gespräch bleiben, forderte Meier.

In der anschließenden Diskussion machte Boris Langendorf darauf aufmerksam, dass ihm andere Umsatzzahlen vorlägen. Er könne das Mai-Umsatzwachstum 2013 in Höhe von 6,2 Prozent im Buchhandel nicht bestätigen.

Die Studie Von der Perspektive zur Relevanz: Das E-Book in Deutschland 2012 ist ab 20. Juni bei der MVB erhältlich. Im August erscheint Buch und Buchhandel in Zahlen, herausgegeben vom Börsenverein.

JF

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