Der andere Fragebogen Wie war Ihr Jahr, Thomas Raff?

Seit dem 6. Dezember 2018 (Nikolaustag) fragen wir wieder bis zum 6. Januar 2019 (Heilige Drei Könige) in der Buchbranche herum: „Wie war Ihr Jahr?“ Heute beantwortet Thomas Raff, Geschäftsführer KNV Gruppe, unseren „anderen“ Fragebogen:

Thomas Raff: „Ich  wünsche mir eine größere Wertschätzung für die Logistik- und Transportleistungen des Zwischenbuchhandels und ein besseres Verständnis für die aktuellen und zukünftigen Kostenbelastungen“

 

Welcher Tag war Ihr schönster in diesem Jahr?

Tag? Die Nacht vom 25.11. auf den 26.11 war eine ganz besondere und schöne. Wir haben mit einer großen Überraschungsparty in den 18. Geburtstag unseres Sohns hineingefeiert.

Worüber haben Sie sich 2018 am meisten geärgert?

Ärgern wäre der falsche Begriff. Aber ich wünsche mir eine größere Wertschätzung für die Logistik- und Transportleistungen des Zwischenbuchhandels und ein besseres Verständnis für die aktuellen und zukünftigen Kostenbelastungen.

Was war 2018 Ihr schönster Erfolg?

Zu sehen, wie Mitarbeiter in schwierigen Situation einen kühlen Kopf bewahren und unter größtem Druck die richtigen Lösungen finden, wie beim Ausfall unseres externen Rechenzentrums im Oktober. Und zu erleben, wie sich langjährige Mitarbeiter in Veränderungsprozesse einbringen – der beste Beweis dafür, dass Schubladendenken einfach fehl am Platz ist.

Und Ihr traurigster Misserfolg war…?

Wer spricht schon gerne über Misserfolge. Aber auf jeden Fall war die bisherige Saison des eigentlich großartigen VFB Stuttgart ein echtes und unerwartetes Desaster. Hoffen wir, dass sich das noch reparieren lässt.

Ihre schönste Buchhandlung/Ihr liebster Verlag in diesem Jahr?

Darauf gibt es keine einfache Antwort. Grundsätzlich bin ich über jeden Verlag und über jede Buchhandlung in unserer Branche erst einmal glücklich. Mein Respekt gehört vor allem den vielen unabhängigen kleineren und mittleren Verlagen und Buchhandlungen, die sich jeden Tag neu beweisen müssen. Ich finde aber auch die aktuellen Aktivitäten und Inszenierungen einzelner Filialisten sehr spannend. Und natürlich sind mir die Verlage in den Auslieferungen der KNO VA und der LKG sehr nahe.

Von welchem Thema wollen Sie (warum) im neuen Jahr nichts mehr lesen?

Da gibt es viele: Leserschwund, Feinstaubalarm, stagnierende oder sinkende Ladenpreise, Abstieg des VFB Stuttgart, Schließungen von Buchhandlungen und Verlagen…

Und über welches Thema wollen Sie mehr lesen?

Über unsere KNV Buchhandelskooperation „Mensch“, die wir ab 2019 an den Start bringen. Das ist eine großartige Plattform und Chance für das unabhängige Sortiment. Und über unser Big Data Projekt, das wir auch in 2019 für Verlags- und Buchhandelskunden der KNV Gruppe aktivieren werden. Und natürlich über steigende Ladenpreise! Das hilft auch bei Punkt 2.

Welchen Fehler aus diesem Jahr möchten Sie im kommenden Jahr vermeiden?

Erstens: Meine Mitarbeiter mit meiner zugegebenermaßen grandiosen Wiedervorlage zu nerven. Zweitens: Mir zu wenig Zeit für mich selbst freizuräumen.

Und welchen Fehler werden Sie trotzdem wiederholen?

Nicht schwer zu erraten, oder? Erstens und zweitens aus Frage 8.

Welches Buch hat Ihnen in diesem Jahr besonders viel Freude gemacht?

Beruflich? Alle Bücher, die wir für Verlage in der KNO VA und LKG ausliefern durften. Privat? Fand ich in diesem Jahr einiges sehr schön, z.B. „Barbarentage“ von William Finnegan oder „Alle, außer mir“ von Francesca Melandri.

Welches wird Ihr wichtigstes Buch im neuen Jahr?

Wenn ich das wüsste, würde ich sofort den Verlag darüber informieren. Aber ich wünsche natürlich vor allem den Verlagen in der KNO VA und der LKG viele wichtige und tolle Neuerscheinungen oder auch die Renaissance einzelner Backlisttitel.

Von wem würden Sie auch gern mal die Antworten auf diesen Fragebogen lesen?

Seit wann gibt es diese Rubrik im BuchMarkt? Jeder, den ich jetzt nennen könnte, wurde wahrscheinlich von Ihnen schon befragt, bei dieser Vielzahl von interessanten Menschen in unserer Branche. Aber wie wäre es denn mal mit dem Oberbürgermeister von Straßburg, Roland Ries. Es würde mich sehr interessieren, wie es ihm gelungen ist, einen so lebendigen, attraktiven und individuellen Einzelhandel in der Stadt zu etablieren.

Und welche Frage, die wir nicht gestellt haben, hätten Sie gern beantwortet?

Warum schafft es unsere Branche nicht, die physische Remittendenquote nachhaltig zu reduzieren und mit der „Vergoldung“ der Retouren aufzuhören?

Hier können Sie die auch beantworten:

Ich weiß es nicht! Und ich glaube, dass meine Kolleginnen und Kollegen in der IG PRO ähnlich antworten würden. Wir beschäftigen uns immerhin schon ein paar Jahre damit, haben aufgezeigt, welche Kosten den am Prozess Beteiligten entstehen und was man dagegen tun könnte. Leider scheinen unsere Empfehlungen noch nicht auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Aber wir werden auch in 2019 weiter daran arbeiten und nicht nachlassen.

Gestern beantwortete Nicole Schindler unseren „anderen Fragebogen“, morgen antwortet Lorenz Borsche.

 

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