Ehrengast der Frankfurter Buchmesse stellte sich vor Wer gestaltet das schönste Georgien-Schaufenster?

Während am Vormittag im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt die Pressekonferenz zum Rahmenprogramm des diesjährigen Ehrengastes der Frankfurter Buchmesse, Georgien, stattfand, hatte sich das Ehrengast-Team in Zusammenarbeit mit der Agentur Literaturtest für den Abend des 8. Mai im Haus des Buches etwas für Buchhandlungen ausgedacht, denn auch in diesem Jahr gibt es wieder einen Wettbewerb um das schönste Ehrengast-Schaufenster.

Ana Kordzaia-Samadaschwili, Juergen Boos und Davit Gabunia stellen das Ehrengastland Georgien vor

Als Einführung sahen die Buchhändler einen Film über das 33 Buchstaben umfassende georgische Alphabet. Es spielt nicht nur im Buchmesse-Motto „Georgia – Made by Characters“ eine Rolle, sondern gehört auch als eine der ältesten Buchstabenfolgen der Welt seit 2016 zum UNESCO-Weltkulturerbe. „Nichts in Georgien gleicht dem Land selbst so sehr wie das georgische Alphabet. Nichts passt so zum georgischen Wort und Charakter, wie das georgische Alphabet und nichts ist so georgisch, wie das georgische Alphabet“, äußerte der Schriftsteller Aka Mochiladze, der übrigens mit seiner Kollegin Nino Haratischwili am Dienstagabend, 9. Oktober, die Frankfurter Buchmesse eröffnen wird.

Medea Metreveli, Direktorin Georgian National Book Center, verwies auf den Schaufenster-Wettbewerb und das umfangreiche Rahmenprogramm zur Buchmesse. Zahlreiche georgische Autoren sind bereits mit Lesungen im deutschsprachigen Raum unterwegs, 500 Auftritte in 30 Städten sind 2018 geplant.

Die Autorin Ana Kordzaia-Samadaschwili und der Autor Davit Gabunia stellten in einem Parforceritt durch die georgische Literatur berühmte Autoren vor. „Die Literaturgeschichte reicht bis ins fünfte Jahrhundert zurück. Der Mönch Iakob Tsurtaveli schrieb im fünften Jahrhundert das älteste erhaltene georgische Buch über eine Frau, wegen einer Frau und für eine Frau. Er schilderte das Leben der georgischen Prinzessin Shushanik“, erklärte Kordzaia-Samadaschwili.

„In Georgien, das eine Fläche von knapp 70.000 Quadratkilometer hat (etwa so groß wie Bayern), leben 3,7 Millionen Menschen. Es gibt 8000 Winzer, das Töpferhandwerk ist berühmt“, sagte der Lebensmittelproduktionstechnologe – so die eigene Bezeichnung – Lukas Nachkebia, der sich an einem Tisch mit zahlreichen Gewürzmischungen und frischen Kräutern beschäftigte. Der Duft zog durch den gesamten Konferenzraum.

Lukas Nachkebia bereitet kleine Kostproben

„In den letzten 30 Jahren hatten viele Frauen Erfolge in der Literatur“, bemerkte Gabunia. 2003 verzeichnete das Land einen Boom an Schriftstellerinnen, gegenwärtig sei das Verhältnis wieder in etwa gleich. Beispielhaft nannte Gabunia die Autorin Irma Tawelidse, die auch als Übersetzerin von Michel Houellebecq, J. M. Coetzee und Paul Auster tätig ist. Sie wird zur Buchmesse kommen. In der edition fünf erschien im Frühjahr Bittere Bonbons, eine Anthologie mit Beiträgen von 13 georgischen Autorinnen, darunter Irma Tawelidse mit der Titelerzählung. Gabunia nannte außerdem Diana Amfimiadi, deren Bücher (zum Beispiel 2018 Wahrsagen durch Marmelade) im österreichischen Wieser Verlag erschienen sind.

„Barbare Jorjadze, eine georgische Prinzessin, schrieb in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht nur Gedichte, sondern veränderte auch die georgische Küche. Außerdem forderte sie Bildung für Frauen“, sagte Lukas Nachkebia.

Von Otar Chiladze, der 2009 starb, sind fünf Bücher auf Deutsch erschienen – das erste, … daß mich totschlage, wer mich findet bereits 1983 im Buchclub 65. Das neueste, Der Korb, wurde vom Verlag Matthes & Seitz in diesem Jahr publiziert.

Gerade übersetzt wird Das erste Gewand von Guram Dotschanaschwili und kommt im Juli im Hanser Verlag heraus.

„Die Sympathie für Russland sank in den letzten 30 Jahren. Auch die Küche änderte sich, es war eine Art Protest auf kulinarischem Gebiet“, bemerkte Lukas Nachkebia.

„Wir müssen unbedingt noch über Shota Rustaveli sprechen. Jedes Kind kennt seinen Namen. Das vor über 800 Jahren geschriebene Epos Der Recke im Tigerfell führt sogar zu Streit in den Familien“, äußerte Ana Kordzaia-Samadaschwili. Aber natürlich gehe ohne Rustaveli in Georgien gar nichts.

Noch zwei weitere Namen nannte die Autorin: Solkhan Saba Orbeliani, der Anfang des 18. Jahrhunderts Fabeln und Reiseberichte schrieb und ein neues georgisches Wörterbuch schuf, sowie Lasha Bugadze, ein Gegenwartsschriftsteller, der auch zur Buchmesse kommen wird. Sein Buch Der erste Russe wird im September bei der Frankfurter Verlagsanstalt erscheinen.

Bislang sind im Vorfeld der Buchmesse über 80 Romane, Erzählungen, Anthologien, lyrische Werke und Essays aus dem Georgischen übersetzt beziehungsweise angekündigt. Dazu kommen Kinder- und Jugendbücher, Sachbücher und Bildbände. Die Liste ist unter www.buchmesse.de/ehrengast abrufbar und wird ständig aktualisiert.

von Literaturtest erklärte zum Abschluss, dass Deko-Materialien zur Schaufenster-Gestaltung ab Anfang August über die Frankfurter Buchmesse bestellt werden können. Der Einsendeschluss für die Bilder aus der Buchhandlung ist am 30. September.

Zum Schluss der Veranstaltung konnten Köstlichkeiten aus Georgien probiert werden.

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