Independents weissbooks.w. ließ es krachen

Anya Schutzbach, Rainer Weiss

Laut und fröhlich ging es zu bei der gestrigen Feier des Verlags weissbooks.w in Frankfurt – es war das erste große Fest des im Oktober 2007 gegründeten Verlags [mehr…].

„Das verflixte siebte Jahr haben wir hinter uns. Seit einem Jahr sind wir im Atelierhaus im Frankfurter Osten in der Schwedlerstraße und fühlen uns hier sehr wohl. Und vielleicht kommen ja nach sieben mageren Jahre die sieben fetten Jahre“, scherzte Anya Schutzbach gut gelaunt. „Der Umzug war wie ein Neustart für uns. Und nun ist das auch irgendwie eine nachgeholte Einweihungsparty.“

Etwa 100 Gäste hatten sich im Laufe des Abends in den Verlagsräumen in der sechsten Etage eingefunden, unter ihnen Frankfurts Kulturdezernent Felix Semmelroth. Er machte deutlich, wie wichtig Verlage für die Gesellschaft sind und unterstrich, dass weissbooks.w nicht zu den „Jammerern“ in der Branche gehöre.

Auch der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins Alexander Skipis drückte seine Bewunderung für die Arbeit des kleinen Verlages aus. „Das ging wirklich runter wie Öl“, gestand Schutzbach. Nachdenklich fügte sie hinzu: „Vielleicht wurde den branchenfremden Gästen klar, dass in der Buchbranche andere Gesetze herrschen. Die Krise 2007 hat unser Metier ebenfalls betroffen, nur zeitversetzt. Und besonders betraf sie die kleinen Verlage. Da wurde die Luft auch ziemlich dünn für uns“, sagte die Mitgeschäftsführerin.

„Für uns jedenfalls steht eine sinnstiftende Arbeit im Vordergrund und nicht das Geldverdienen.“ Sie erinnerte an das Credo von Kurt Wolff: Bücher machen, die Leser lesen sollen und nicht unbedingt Bücher, die Leser lesen wollen. „Bei weissbooks.w kommt irgendwie beides zusammen, denke ich“, bemerkte Schutzbach.

Inzwischen hat der Verlag rund 90 Bücher herausgebracht. Das zweite Buch von weissbooks.w, Die Zwillinge – oder vom Versuch, Geist und Geld zu küssen von Gisela Getty, Jutta Winkelmann und Jamal Tuschick (2008) ist das erfolgreichste Buch, gefolgt von Die Geliebte des Gelatiere von Daniel Zahno (2009). „Ein richtiger Longseller ist Die Weite fühlen von Pia Solèr (2011) “, erzählte Anya Schutzbach.

Vielleicht wird ja Lena Elfrath mit ihrem Debütroman, der vom Leben vier unterschiedlicher Personen in der Großstadt auf ungewöhnliche Weise erzählt, ebenfalls ein Erfolg – „wir wittern da etwas“, sagte Schutzbach geheimnisvoll. „Ich freue mich, dass mein Buch für den Herbst 2016 geplant ist“, fügte die junge Autorin hinzu, die Erfahrung im Schreiben mitbringt, bloggt, netzwerkt und sich für das Verhalten von Menschen, die in bestimmten Rollen gefangen zu sein scheinen, interessiert.

Die Vorschau für den Herbst 2015 liegt in der Tüte, die alle Gäste als kleine Aufmerksamkeit beim Abschied erhalten, außerdem das gerade erschienene Die hundertfünfundzwanzigtausend Euro-Frage von Dierk Wolters und das reizendes Künstlerbuch Nachtblüten von Ulrike Crespo. Weitere sechs Novitäten sind für den Herbst angekündigt.

„Wir denken, dass Sachbücher immer wichtiger werden“, blickte Schutzbach in die Zukunft, „aber die Belletristik bleibt unser Herzstück.“

Ein gelungener, langer Abend, auf dem geplaudert und zur Live-Musik der Band The Rock n Roll Revolution Club getanzt wurde – eine richtig schöne Feier, wie sie sich die Verleger Rainer Weiss und Anya Schutzbach und ihre drei Mitarbeiter gewünscht hatten.

JF

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