Gerhard Beckmann kommentiert Was einer „ausländischen“ Kinderbuch-Autorin in Amerika widerfuhr

Die – vorläufig von Gerichten gestoppten – Dekrete des neuen US-Präsidenten Donald Trump zum Einreiseverbot potentieller Gefährder aus sieben islamischen Ländern (Afghanistan, Syrien, dem Irak etc) haben bei amerikanischen Grenzbeamten – unkontrolliert? – offenbar zu seltsamen Auswüchsen geführt.

Die bisher unverschämteste, wildeste Begebenheit scheint darauf hinzuweisen, dass dabei – nur auf den unteren Etagen der Exekutive? – eine Ausländer- und Fremdenfeindlichkeit ganz ungeniert mit einem Kulturhass einhergehen könnte. Sie betrifft eine auch in Deutschland geschätzte Schriftstellerin. Der Vorfall ereignete sich, wie jetzt in australischen Medien und im britischen „Guardian“ bekannt geworden ist, Anfang Februar. Mit der Folge, dass die weltweit berühmte Kinderbuch-Autorin Mem Fox erklärte, sie werde wohl nie wieder in die USA zu reisen bereit sein.

Mem Fox wurde bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen von Los Angeles unter brutalen Umständen festgehalten, verhört und an der Einreise gehindert – und man muss schon die Details dieser Geschichte benennen, um das Ausmaß der Ungeheuerlichkeit anzudeuten. Denn Mem Fox ist keine Muslimin. Sie kommt auch keineswegs aus einem der von Donald Trump als Gefahr für die Sicherheit der amerikanischen Bevölkerung eingestuften Ländern des Nahen und Mittleren Ostens, sondern eben aus Australien. Im übrigen wurde sie – eine 70jährige Frau, zwei Stunden stehend (!) – vor einer Menge in die Mangel genommen, auf eine Weise, die sie als öffentliche Demütigung empfand – und pure Willkür darstellte.

Sie hatte nämlich vorher bereits 116mal (unbeanstandet) in den USA geweilt, besaß ein gültiges Visum und war als offizielle Teilnehmerin einer Konferenz in Milwaukee ausgewiesen. (Sie ist als Erziehungswissenschaftlerin international auch eine gesuchte Beraterin zur Bekämpfung des Analphabetismus.) Im übrigen gehört Mem Fox überhaupt quasi zum Establishment: als Trägerin von zwei hohen Orden ihres Heimatstaates, sowie auch in den Vereinigten Staaten als Schriftstellerin, deren – in Bulletins öffentlicher amerikanischer Bibliotheken wie z. B. in New York als musterhaft empfohlene – Titel sogar zu Bestseller-Ehren gelangten. (In Deutschland sind von Mem Fox zwei Titel lieferbar: Wo der Riese schläft bei Carlsen, und bei Aladin Zehn kleine Finger und zehn kleine Zeh’n für Kinder im Alter bis zu vier Jahren.)

Das oberste Einwanderungsamt hat sich – nach Protestschreiben der australischen Botschaft in Washington und der US-Botschaft in Canberra – am Ende entschuldigt. Mem Fox scheint aber wenig geneigt, die üble Geschichte als bedauerliches Missverständnis oder als bloß persönliche Entgleisung von lokalen Grenzpolizisten in Los Angeles abzutun.

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