Ausstellungen Treppenwitze, Kanzlergalerie, Skandale: 40 Jahre Titanic

Als Robert Gernhardt, F. K. Waechter, Peter Knorr, Hans Traxler und Chlodwig Poth 1979 die Titanic, das endgültige Satiremagazin, gründeten, hatten sie selbst nicht geglaubt, dass es sich 40 Jahr lang halten würde, sich gar zur größten und bedeutendsten Zeitschrift dieses Genres in Deutschland entwickelt hat.

Diesem Jubiläum ist die Exposition 40 Jahre Titanic – Die endgültige Titel-Ausstellung im Caricatura Museum Frankfurt gewidmet. Auf zwei Etagen werden rund 220 Titel gezeigt, darunter Originalzeichnungen von den Magazingründern, von F. W. Bernstein, Hilke Raddatz – sie schuf knapp 3000 Vignetten; Rudi Hurzlmeier, Franziska Becker, Wolfgang Herrndorf, Ernst Kahl, Michael Sowa, Greser & Lenz, Stephan Rürup und Leo Riegel. Einige Titel, wie Zonen-Gaby: Meine erste Banane, haben inzwischen Kultstatus.

Geplant war zum Geburtstag auch eine Kunstperformance vor dem Museum – die wurde allerdings von der Stadt Frankfurt untersagt, wie Museumsleiter Achim Frenz mitteilte.

Der ehemalige Chefredakteur des Magazins und Kurator der Ausstellung Tim Wolff verwies auf die Exponate im ersten Obergeschoss. Dort erhalte man praktisch einen Einblick in die Werkstatt des Magazins. Auf der „Skandalwand“ werden Magazintitel und -auszüge gezeigt, die zu Einwänden und Verboten führten – die verbotenen Seiten liegen in besonderen Vitrinen und sind abgedeckt – aber man kann den schwarzen Filz ja lüften.

Die Titanic ist für ihre extrem spitze Feder bekannt. Die Künstler und Blattmacher berufen sich auf die Kunst- und Meinungsfreiheit, das sehen allerdings nicht alle so: 55 Gerichtsverfahren, 38 verbotene Ausgaben, zahlreiche einstweilige Verfügungen und Unterlassungserklärungen und die kurzzeitige Sperrung des Twitter Accounts 2018 belegen das. Bereits 1988 sorgte Titanic-Redakteur Bernd Fritz als Buntstiftlecker in der Sendung Wetten das …? bundesweit für Furore.

Das teuerste Urteil für das Titanic-Team: Björn Engholm wurden 1993 für die Abbildung seines Konterfeis in einer Genfer Badewanne statt des Gesichts von Uwe Barschel 40.000 DM Schmerzensgeld zugesprochen. Das trieb die Zeitschrift fast in den Ruin. Aber sie überstand es.

Der bislang „höchste“ Einspruch war ein Fax von Papst Benedikt gegen Titel und Rückseite der Juli-Ausgabe 2012 (Halleluja im Vatikan – Die undichte Stelle ist gefunden). Die erwirkte einstweilige Verfügung gegen die Darstellung wurde später allerdings zurückgenommen.

Nicht nur die 480 Titel des Magazins polarisierten, stießen auf Widerspruch und Begeisterung. Seit 2004 gibt es zudem einen „verlängerten politischen Arm der Redaktion“, wie es in den Informationen heißt – Die Partei. Der damalige Chefredakteur Martin Sonneborn rief sie ins Leben und wurde 2014 ins EU-Parlament gewählt. Seit 2019 ist auch Kabarettist Nico Semsrott mit für Die Partei im Europa-Gremium.

Zur Ausstellung ist das von Tim Wolff, Martina Werner, Hardy Burmeier und Leonard Riegel im Verlag Antje Kunstmann herausgegebene Buch TITANIC – Das endgültige Titel-Buch. 40 Jahre nur verarscht! mit allen Titeln erschienen.

Die Exposition ist bis zum 2. Februar 2020 im Museum für Komische Kunst am Weckmarkt in Frankfurt zu sehen.

JF

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