Das 'Autorengespräch', heute mit ... …Tim Erzberg zu seinem neuen Krimi „Sturmfeuer“ auf der „mörderischsten Insel Deutschlands“

Thomas Montasser (c) Martin Hangen

Tim Erzberg ist das Pseudonym des Literaturagenten Thomas Montasser. Mit Hell-Go-Land landete er 2016 auf Anhieb einen Überraschungserfolg als Thrillerautor. Soeben ist sein neuester Krimi Sturmfeuer bei HarperCollins erschienen, der ebenfalls auf der Insel spielt und wieder mehrere Erzählebenen raffiniert miteinander verknüpft.

Anlass für Fragen an den Autor:

BuchMarkt: Herr Erzberg, ein neuer Krimi auf Helgoland, mehrere Tote – finden Sie nicht, dass das für eine Insel mit gerade mal dreizehnhundert Einwohnern ein bisschen viel Blut ist?

Tim Erzberg: Überhaupt nicht. Helgoland ist mit Sicherheit die mörderischste Insel Deutschlands.

Das müssen Sie erklären.

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Die Insel war über die Jahrhunderte immer wieder umkämpft. Dänen, Briten, Deutsche, alle wollten sie sich unter den Nagel reißen. Allen ist es auch gelungen. Helgoland war ein Piratennest, eine gefährliche Untiefe der Nordsee, wo zahllose Schiffe auf Grund gelaufen sind…

Das sind nun nicht wirklich Mordfälle…

…und Helgoland ist die meistbombardierte, am schwersten geschundene Insel der Welt. Die Briten haben tausende Tonnen Bomben über diesem winzigen Eiland abgeworfen, natürlich auch, um die Mordmaschinerie der Nazis zu vernichten. Aber auch danach. Jahrelang.

In Ihrem neuen Krimi Sturmfeuer verschwindet ein kleiner Junge bei einer Regatta in der Nordsee. Wer, bitte, lässt einen Neunjährigen in der Nordsee ein Segelrennen fahren?

Die Veranstalter der Optimisten-Regatta tun das. Es ist wirklich unvorstellbar, zumindest für mich als Landratte: Das sitzen kleine Kinder in winzigen Booten und pflügen durch die Nordsee, als wär’s eine Badewanne.  Dazu gehört einiges an Mut. Bei den Kindern, aber auch bei den Eltern.

Das gibt es also wirklich?

Alle zwei Jahre. Sehr sehenswert. Auch wenn vielleicht der ein oder andere nach der Lektüre meines neuen Krimis etwas besorgter auf den Event blicken wird.

Alle zwei Jahre, das ist ein gutes Stichwort. Vorletztes Jahr hatten Sie mit Hell-Go-Land Ihr Debüt als Thrillerautor. Wie war die Resonanz?

Überwältigend. Tatsächlich hätte ich mir nicht vorstellen können, dass wir mit dem Buch solchen Zuspruch bekommen. Immerhin war es ja durchaus etwas gewagt.

Inwiefern?

Hell-Go-Land ist eine sehr komplexe Geschichte, die auf mehreren Ebenen spielt, mit einer gebrochenen Heldin und sehr düsterer Grundmelodie. Ein anspruchsvoller Thriller, würde ich sagen.

Gerade die Heldin scheint ja ausgezeichnet funktioniert zu haben. Kommt Anna Krüger im neuen Krimi vor?

Das tut sie.  Natürlich hat sich die Welt weitergedreht, Dinge sind geschehen, neue Menschen bevölkern die Insel – zum Beispiel auch die neue Kollegin Saskia Berneking. Eine Figur, die mir großen Spaß gemacht hat.

Viel Spaß gemacht hat in Ihrem Erstling vielen Lesern zweifellos auch die Inselhure…

…Der Knüller auf allen Lesungen! (lacht) Ja, Nele Steenkamp kommt auch wieder vor. Sogar noch etwas prominenter.

Und gibt es ein reales Vorbild für Ihre Figuren?

Sie meinen: Gibt es eines für die Inselhure? Ich habe mich bei meinem letzten Helgoland-Aufenthalt informiert. Offenbar gab es vor einiger Zeit den Versuch einer jungen Frau, eine Art One-woman-Inselbordell aufzumachen. Soll aber als Geschäftsmodell nicht richtig gezündet haben. Das sagt freilich nichts darüber, ob es nicht doch jemanden gibt… So wie auch die anderen Figuren zwar rein erfunden sind, aber dennoch manche Ähnlichkeit zu tatsächlich existierenden Menschen aufweisen könnten. Mir ist wichtig, dass die Geschichte hinter der Geschichte auf Tatsachen basiert.

Und die wäre?

Eine Verschwörung zum Sturz des Naziregimes auf Helgoland. Es gab zwei Widerstandsgruppen, die es um ein Haar geschafft hätten, in den letzten Kriegstagen die Insel kampflos an die Briten zu übergeben und damit vor der Bombardierung zu bewahren.  Leider waren nicht alle aus dieser Gruppe Helden. Es gab auch einige Verräter. Die haben die Widerstandsgruppen auffliegen lassen. Stunden später flogen tausend Bomber ihre Angriffe auf die Insel, hunderte Menschen starben – und die Helden, die das Inferno verhindern wollten, wurden in den letzten Kriegstagen noch hingerichtet.

Also wirklich Deutschlands mörderischste Insel?

Absolut.

Die Fragen stellte Franziska Altepost

 

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