Urversion erschien Ende der 1960er Jahre nur in zwei Sammelbänden Thienemann zieht „Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ vor

Überall (hier WZ Düsseldorf) wurde gemeldet: Es gibt ein neues Kasperle-Stück von Otfried Preußler. Aber das führte zu einer weiteren Überraschung – das Stück ist doch schon zweimal gedruckt worden, aber keiner im Verlag wusste es

Die Presseresonanz auf die Entdeckung einer neuen „Räuber Hotzenplotz“-Geschichte hat Thienemann Verlegerin Bärbel Dorweiler dazu bewogen, das Buch nicht erst im Juli, sondern schon jetzt, in der Woche nach Pfingsten, auszuliefern. Mehr dazu in einem „Verlegerinnenbrief “  – in dem sie auch „gesteht“, das Kasperlspiel von Otfried Preußler, auf dem das Buch beruht, ist doch schon einmal veröffentlicht worden: In „Das große Reader’s Digest Jugendbuch 10“ aus dem Jahre 1969 – nur keiner im Verlag hat das mehr gewusst:

Der stürmische, ja begeisterte Empfang der Nachricht, dass wir mit „Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ ein neues Hotzenplotz-Abenteuer veröffentlichen werden, hat uns hier im Verlag riesig gefreut. So groß war das Echo, dass wir uns heute entschieden haben, den Titel bereits in der Woche nach Pfingsten und nicht wie geplant Mitte Juli zu veröffentlichen.

Dienstagmittag erreichte mich auch eine Leserreaktion, die darauf hinwies, dass das Kasperlspiel von Otfried Preußler, auf dem unsere Geschichte beruht, schon einmal veröffentlicht worden sei: in „Das große Reader’s Digest Jugendbuch 10“ aus dem Jahre 1969. Ich war komplett überrascht.

Hatten wir etwas Entscheidendes übersehen? Selbstverständlich hatten wir, als das Typoskript aus dem Nachlass auftauchte, fundiert recherchiert sowie in unserem Archivverzeichnis nach einer möglichen Ausgabe gesucht. In den insgesamt sechs Archivschränken mit Otfried Preußler-Veröffentlichungen war „Die Fahrt zum Mond“ nicht anzutreffen.

Die Leserreaktion diese Woche veranlasste mich zu einer erneuten Suche.

Susanne Preußler-Bitsch konnte sich die Publikation bei Reader’s Digest nicht erklären. „Das Typoskript trägt einen handschriftlichen Vermerk des Entstehungszeitraums im Februar 1967, aber nicht wie bei allen anderen Typoskripten meines Vaters einen Vermerk, dass es veröffentlicht wurde. Der Text war in einem Ordner mit der Aufschrift ‚Ideen und Fragmente‘ abgeheftet. Sowohl in der Bibliographie, die mein Vater so akribisch führte, als auch in Verträgen oder anderen Vereinbarungen, die der Nachlass enthält, finden sich keine Hinweise auf diesen Titel als veröffentlichtes Stück.“, so Preußler-Bitsch.

Erst der eingebrachte Hinweis auf die Reader’s Digest Ausgabe von 1969 brachte Aufschluss. Sie verweist auf die Quelle „Vater Mond darf nicht krank sein“ und damit auf eine Ausgabe, die 1967 im K. Thienemanns Verlag erschienen ist.

Unsere Archivliste enthält diesen Titel, bringt ihn jedoch nicht mit Otfried Preußler in Verbindung – weder als Herausgeber der ausgewiesenen Reihe noch als Autor des Stückes, das darin abgedruckt ist. Eine neuerliche, ausgedehnte Suche im Gesamtarchiv des Verlages führte mich zum richtigen Ort: Unter der Einordnung „Thienemanns Spielbücher“ fand ich einen broschierten kleinen Band namens „Puppenspiele 9“, der den Titel „Vater Mond darf nicht krank sein“ führt und in dem das Textstück „Die Fahrt zum Mond“ abgedruckt ist.

Das Kasperlspiel, das unserem Buch „Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete“ zugrunde liegt, ist demnach tatsächlich Ende der 1960er Jahre in zwei Sammelbänden abgedruckt worden.
Mit diesem neuen Wissen möchte ich Ihnen unser aktuelles Buch heute als das präsentieren, was es ist: eine neue Geschichte vom Räuber Hotzenplotz, die auf einem wiederentdeckten Kasperlspiel von Otfried Preußler beruht. Es erscheint aufgrund der großen Nachfrage vorgezogen in der Woche nach Pfingsten.

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