Neuer Markenauftritt vorgestellt Thalia will persönlicher werden – und die Buchhandlung zum Treffpunkt machen

Thalia-CEO Michael Busch will sein Unternehmen gegen „geistiges Junk Food“ positionieren

Schon die Einladung zur gestrigen Pressekonferenz von Thalia in Düsseldorf war auffallend anders: Zu einem spannenden Austausch „unter der Oberfläche“ wurde in die Kunstsammlung Philara geladen. Ein ungewöhnlicher Ort für eine Pressekonferenz des großen Sortimentsbuchhändlers, nicht zufällig gewählt: Thalia-CEO Michael Busch war gekommen, um über Inhalte und ihre Bedeutung in der heutigen Zeit zu reden. Angesichts von Medienkonkurrenz und diverser (digitaler) Ablenkungen („geistiges Junk Food) müsse Thalia dazu beitragen, das Lesen wieder populärer zu machen: „Lesen darf nicht nur Luxushobby des Bildungsbürgertums sein.“

Um diesem gesellschaftlichen Auftrag nachzukommen, hat das Unternehmen über die letzten anderthalb Jahre hinweg mit bis zu 100 Thalia-Mitarbeitern und zwei Agenturen an einem neuen Auftritt gearbeitet, der Thalia, on- wie offline, zu einer „Welt, in der Inhalte zählen“ machen soll. Für Busch steht fest: „Buchhandel, wie wir ihn heute betreiben, wird in zehn Jahren nicht mehr funktionieren.“

Michael Busch und Claudia Bachhausen-Dewart

Gemeinsam mit Claudia Bachhausen-Dewart (Leiterin Unternehmenskommunikation) und Sven Klenner (Director Sales eCommerce & Marketing) stellte Busch den Maßnahmenkatalog vor, eine „ganzheitliche Neupositionierung“. Neben der Überarbeitung des Markenauftritts (Thalia verzichtet z.B. auf .de- und .at-Endungen) und einer neu entwickelten Bildsprache, welche die Begriffe „Buch“ und „Liebe“ grafisch umsetzt un   d zusammenführt, geht es dabei unter der Überschrift „Geschichtenentdecker & Themenmacher“ auch darum, wie die Lust aufs Lesen gesteigert werden kann. Öffentlichkeitswirksam soll die neue Kampagne „Welt, bleib wach“ mit provokativen Sprüchen („Donald Trump liest nicht gern“) lanciert werden.

Sven Klenner stellt den neuen Markenauftritt vor

Michael Busch sprach in dem Zusammenhang auch von dem einzigartigen „Asset“, das Thalia mit seinen ca. 4.000 BuchhändlerInnen habe. Die Leidenschaft und Kompetenz dieser Mitarbeiter will Thalia zukünftig auch digital verstärkt einsetzen. Dort sollen Kunden über ihren „Lieblingsbuchhändler“ und kuratierte Listen von Prominenten, Experten, Bloggern und eben BuchhändlerInnen vermehrt auf neue Themen, Geschichten und Inhalte stoßen.

Die Buchhandlungen selbst sollen zu „Treffpunkten für alle“ werden. Großzügigere Raumaufteilungen, mehr Sitzgelegenheiten und gastronomische Angebote sollen Kunden die Möglichkeit bieten, sich vor Ort intensiver mit Inhalten auseinanderzusetzen. Weniger Warentische, dafür gezieltere und gebündelte Präsentation stehen auf dem Programm. Dies betrifft auch den Nonbook-Sektor, bei dem man es in den letzten Jahren ein wenig „überdreht habe“. In jährlich acht Trendsaisons will man zukünftig Themenwelten kreieren, in denen Bücher und begleitende Produkte sich attraktiv ergänzen sollen. Dabei setzt Thalia verstärkt auf exklusive Lizenzen (z.B. Loriot).

Noch bis zum diesjährigen Weihnachtsgeschäft sollen drei Filialen (in Hagen, Düsseldorf und Leipzig) dem neuen Konzept gemäß umgebaut werden. Über die nächsten drei Jahre sollen dann alle knapp 300 Filialen im Thalia-Netz umgerüstet werden.

So soll die Hagener Thalia-Filiale demnächst aussehen

Spannend auch einige Anmerkungen, die Michael Busch im Anschluss an die Präsentation in einer offenen Fragerunde machte. Die Zentralisierung habe man zuletzt „zu weit gedreht“, daher gebe es zukünftig wieder mehr Entscheidungskompetenz vor Ort in den Filialen. Davon würden im nächsten Jahr bisher zehn – Tendenz steigend – neue eröffnet. Ausschließen konnte Busch, dass mit der neuen „räumlichen Großzügigkeit“ eine Rückkehr auf die großen Flächen einhergehe, im Gegenteil würden Flächen eher verkleinert bzw. angepasst. Es seien eher die kleineren und mittleren Flächen und neue Standorte, die interessant wären. Diesbezüglich erwähnte er die hohe Zahl an Buchhandlungen, die sich bei Thalia zum Verkauf anbieten würden, in einem Ausmaß, „das wir in den nächsten Jahren gar nicht bearbeiten können“.

 

 

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