Sigrid Kraus bleibt die verantwortliche Verlegerin Spaniens Ediciones Salamandra geht an Penguin Random House Grupo Editorial

Das platzte in der vergangenen Woche dann doch wie eine Bombe aus heiterem Himmel ein, als die spanischen Medien vermeldeten, dass einer der letzten spanischen großen, aber eben nach wie vor ganz und gar unabhängigen Verlage nun auch in einem der mächtigen Verlagspools gelandet war. Dieses Mal handelt es sich um den illustren Verlag Ediciones Salamandra, der seit 2000 autonom von dem Verlegerehepaar Sigrid Kraus und Pedro del Carril geführt wurde. Nun wird dieser schillernde Katalog dem Fundus der mächtigen Verlagsgruppe Penguin Random House Grupo Editorial einverleibt, damit also dem Bertelsmann Konzern.

Aber gewisse Hoffnung darf man haben, zumindest eine gewisse Zeit lang, dass der Charakter, der in den vielen Jahren Ediciones Salamandra prägte, nicht allzu schnell verloren gehen wird, denn Sigrid Kraus bleibt die verantwortliche Verlegerin dieses – nunmehr – neuen Labels der Gruppe, und Kraus ist andererseits noch viele Jahre entfernt von dem gesetzlichen Renteneintrittsalter, das dem in Deutschland gleicht (und wohl ist sie auch noch viel zu leidenschaftlich ihren Beruf verliebt …).

Sigrid Kraus ist ohne Zweifel eine von den weltweit mit den sichersten olfaktorischen Sinnen ausgerüstete Verlegerin, mit einem fast todsicheren Gespür für Bestseller und literarische Qualität, und Pedro del Carril seinerseits das kaufmännische und logistische Hirn dieses mustergültig aufgestiegenen und administrierten Musterverlages.

Prachtvoll die Liste der Autoren und Autorinnen, die sich in dem Katalog von Salamandra wiederfinden, nur ein paar Beispiele seien hier aufgeführt: J.K. Rowling, Margaret Atwood, Jennifer Egan, Zadie Smith, Andrea Camilleri, Ferdinand von Schirach, Robert Seethaler, Jonathan Franzen, Jonas Jonasson, John Boyne, Khaled Hosseini und viele andere mehr.

Und ohne jedweden Verdacht auf korrupte Machenschaften in seiner Politik und seinem Umgang mit der Presse genießt der Verlag höchstes Ansehen bei der Kritik, dem Buchhandel und den Lesern.

Pedro del Carril stammt obendrein aus einer der großen argentinischen Verlegerfamilien, der del Carrils, die Gründer des Verlages Emecé Editores; er kam in jungen Jahren nach Barcelona und hat dort selbst lange Zeit als Übersetzer von Büchern aus dem Englischen gearbeitet, bevor er dann die iberische Dependance von Emecé Editores in Europa mit aufbaute.

Natürlich ist es schade, dass damit ein weiterer und einer der letzten Independent Publisher das Terrain räumt, aber man kann sicher davon ausgehen, dass Kraus und del Carril ihr Vermächtnis nicht für einen Appel un’n Ei weggegeben haben (über die Ablösesumme versprach man Stillschweigen), denn Ediciones Salamandra gehört weiterhin zu den ganz starken Playern auf dem spanischen und lateinamerikanischem Markt, auch über alle Krisen hinweg, die diese beiden Märkte in den letzten nun auch schon langen Jahren erschüttern und es nach wie vor tun.

Guenter G. Rodewald

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