Veranstaltungen Sherko Fatah lud Dorothee Elmiger und Roman Ehrlich ein

Am Mittwoch Abend fand in Frankfurt Bergen-Enkheim eine besondere Lesung statt: Der amtierende Stadtschreiber Sherko Fatah hatte Dorothee Elmiger und Roman Ehrlich in den Saalbau am Schelmenburgplatz eingeladen.

Dorothee Elmiger, Sherko Fatah und Roman Ehrlich

Dorothee Elmiger, 1985 in Wetzikon (Schweiz) geboren, studierte nach einem Austauschjahr in New Hampshire (USA) Philosophie und Politikwissenschaft in Zürich. Anschließend absolvierte sie das Schweizerische Literaturinstitut in Biel und ein Auslandssemester am Deutschen Literaturinstitut Leipzig.

2010 erhielt Elmiger den aspekte-Literaturpreis für Einladung an die Waghalsigen, erschienen im DuMont Buchverlag, weitere Auszeichnungen folgten, darunter war 2015 der Erich-Fried-Preis.

2014 erschien ebenfalls bei DuMont ihr zweiter Roman Schlafgänger.

„Die Entdeckung von zu meinem Text passenden Goethe-Worten war schon eine kleine Freude“, erzählte Elmiger, auf die vielen Zitate in ihrem Debütroman angesprochen. Sherko Fatah fasste die 140 Seiten kurz zusammen: Es gehe um zwei Schwestern in einer apokalyptischen Schweizer Landschaft, die eine ist lesend, die andere in der Natur suchend nach einem in der Literatur genannten Fluss unterwegs. „Die Suche nach diesem Fluss ist eine unrealistische Idee“, merkte die Autorin an. Eine skizzenhafte Erzählweise präge das Buch, sagte Fatah. Ein Satz fiel im besonders auf: „Die Wörter enthalten das, was wir suchen.“ „Ich bin zuerst Leserin, dann schreibe ich. In den Wörtern liegt viel Bedeutung“, erklärte Elmiger. Auf weniger gute Rezensionen angesprochen, bemerkte die Autorin: „Jede Kritik kränkt.“ Dann las sie einige Passagen aus Einladung an die Waghalsigen. „Es ist eine Erinnerung an harte körperliche Arbeit“, meinte Fatah anschließend. „Mich hat die Landschaft interessiert, die Spuren einer Zeit trägt, die vorbei ist“, erläuterte Elmiger. „Für mich ist der Text kein Märchen mit Einsprengseln von Realität. Er hat viel mit meinen eigenen Gefühlen zu tun“, sagte sie.

Der zweite Gast, Roman Ehrlich, 1983 im schwäbischen Aichach geboren und in Neuburg an der Donau aufgewachsen, brach seine Berufsausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker ab, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und schrieb sich an FU Berlin ein, ohne das Studium der Neueren Deutschen Literatur zu beenden. Sein Debütroman Das kalte Jahr erschien 2013 im DuMont Buchverlag, 2014 wurden im gleichen Verlag die Erzählungen Urwaldgäste veröffentlicht. 2017 publizierte der S. Fischer Verlag den Roman Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens. Ehrlich erhielt unter anderem 2014 den Robert-Walser-Preis, 2016 den Ernst-Toller-Preis und 2016 die Alfred Döblin-Medaille.

„Mein Buch Das kalte Jahr kam später als Einladung an die Waghalsigen heraus, Dorothee Elmigers Roman hat mich inspiriert“, sagte der Autor. „In Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens geht es um Welt-Ekel und Langeweile, dagegen steht der Wunsch, einen Horrorfilm zu drehen“, erklärte Sherko Fatah zum 640-Seiten-Roman. Ehrlich nannte sein Buch ein „Kompendium einer Erzählung“. Auf die Idee angesprochen, zunächst ein Theaterstück zu schreiben, antwortete er: „Das erschien mir dann doch zu konstruiert.“ Eigentlich sei er kein expliziter Fan von Horrorfilmen: „Wenn ich mir einen Horrorstreifen zum zweiten Mal angesehen habe, war ich enttäuscht“, gab Ehrlich zu. Der Umfang des Buches habe sich einfach ergeben: „Ich habe zwar gestaunt, dass es immer mehr wurde, aber ich habe mich dem Schreiben überlassen“, bemerkte der Autor. Anschließend las er aus dem zweiten Teil des Romans.

Sherko Fatah hat mit dieser Lesung zwei Gegenwartsautoren vorgestellt, die einen starken Eindruck ihrer Literatur vermittelt haben. Am von Kathrin Diederichs betreuten Büchertisch der Buchhandlung Bergen erlesen konnten die Besucher Bücher aller drei Schriftsteller sowie des künftigen Stadtschreibers Thomas Melle erwerben.

JF

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