Veranstaltungen Nino Haratischwili: Koexistenz der Extreme

Juergen Boos, Mikhail Giorgadze und Medea Metreveli

Georgien, der Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2018, stellte sich auf der gerade zu Ende gegangenen Messe in einer Pressekonferenz vor. Im Podium hatten dazu der Minister für Kultur und Denkmalschutz der Republik Georgien, Mikheil Giorgadze, die Direktorin des Georgian National Book Centre, Medea Metreveli, und Messedirektor Juergen Boos Platz genommen.

Ein Film unter dem Messe-Motto Georgia – Made by Characters stimmte auf das künftige Gastland ein. Juergen Boos bekannte anschließend: „Eigentlich habe ich den Namen Medea in Griechenland verortet, aber die Argonauten-Sage spielt im heutigen Georgien.“ Medea war die Tochter des kolchischen Königs Ajetes, der den Süden des Kaukasus’ beherrschte.

Georgien sei ein zerrissenes Durchgangsland, dass sich jedoch seine Identität bewahrt habe, sagte Boos.

„Vor 200 Jahren errichteten die ersten Deutschen ihre Siedlungen in Georgien. Freundschaftliche Beziehungen zwischen Georgien und Deutschland bestehen seit langem. Wenn wir 2018 Ehrengast der Frankfurter Buchmesse sind, ist das eine gute Möglichkeit, die Kultur unseres Landes zu präsentieren“, äußerte Mikheil Giorgadze. Georgien wolle zur europäischen Familie gehören, es sei eine Brücke zwischen Europa und Asien. 1,8 Millionen Jahre alte Skelette, die im georgischen Dmanissi gefunden wurden, belegen die Ausbreitung des Frühmenschen in Eurasien.

Seit 8000 Jahren stellt man in Georgien Wein her. Bis ins fünfte Jahrhundert zurück reicht die literarische Tradition. Berühmt ist das Land für den polyphonen Gesang.

Für 2018 sind rund 500 literarische Veranstaltungen in 30 deutschsprachigen Städten geplant, Georgien wird an etwa 20 Literaturfestivals teilnehmen. Dazu kommen Theater-, Musik- und Filmveranstaltungen und Kunstausstellungen.

Das aus 33 Buchstaben (characters) bestehende georgische Alphabet, das 2016 zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde, ist einzigartig. Einer dieser Buchstaben ist auch im Logo des Gastlandes zu sehen.

3,7 Millionen Menschen wohnen auf rund 70.000 Quadratkilometern Landesfläche (etwa so groß wie Bayern, nur deutlich weniger dicht besiedelt). Es gibt etwa 100 Verlage und rund 50 Buchläden. Von 2011 bis 2017 wurden 60 Titel georgischer Autoren ins Deutsche übersetzt, weitere 130 Neuübertragungen sind bis zur Messe 2018 geplant. „Die georgische Literatur ist international wenig bekannt. Die Buchmesse bietet eine Chance, das zu ändern“, sagte Medea Metreveli. Zu knapp 60 deutschen Verlagen gibt es partnerschaftliche Verbindungen.

Eigentlich sollte auch Nino Haratischwili auf der Pressekonferenz auftreten, leider war sie krankheitsbedingt verhindert, schickte aber Grüße per Video: „Ich wünsche mir, dass sich Georgien in Frankfurt in all seinen Widersprüchen und all seinen Extremen zeigt. Denn nur so kann man das Land mitsamt seinem Reichtum an Geschichten und Menschen entdecken und nur so kann Georgien etwas Neues über sich erfahren – genau wie ich, durch die Augen von fremden Freunden.“

JF

 

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