Michael Busch zum 100. Jubuläum von Thalia über „Neue Partnerschaften und warum das Lesen ein fester Bestandteil im Alltag der Menschen sein sollte“

Morgen wird mit einer Festveranstaltung in Hamburg das Jubiläum 100 Jahre Thalia gefeiert. Das war Anlass für das heutige Gespräch über „neue Partnerschaften und warum das Lesen ein fester Bestandteil im Alltag der Menschen sein sollte“ mit Michael Busch, dem geschäftsführenden Gesellschafter und CEO des Unternehmens, das er zum „größten Buchhändler Europas“ geformt hat:

Michael Busch: „Wer Tiefgang will, braucht das Buch. Wenn diese Botschaft in der Öffentlichkeit ankommt und Aufmerksamkeit für Bücher und das Lesen generiert, wird der ganze Buchhandel gestärkt, nicht nur Thalia“ (c) Max Maxen

 

Im 100. Thalia-Jahr gelang Ihnen der Zusammenschluss mit der Mayerschen, der Thalia zum größten Buchhändler Europas machte. Es war auch Ihre Antwort auf  den Wettbewerb mit Amazon und Co. Das Thema Allianz gehört zu Ihrer Strategie?

Michael Busch: Ja, In einer Zeit, in der sich nationale Unternehmen immer mehr mit globalen Playern messen, müssen wir über Kooperationen und kluge Allianzen Mehrwert schaffen und vor allem Stabilität und Sicherheit für die Zukunft. Dabei hilft uns die Verbindung von Thalia und Mayersche. Nach dem Zusammenschluss sind wir der zweitgrößte Sortimentsbuchhändler weltweit.

Geht Ihre Allianz-Strategie auf?

Wieder ja. Wir sind heute auch so erfolgreich, weil die Kompetenz vieler Buchhändler unter dem Dach von Thalia zusammenwirkt: Wir setzen auf die lokalen Stärken eingeführter Buchhandlungen und deren Profil. Gerade die Erweiterung des Gesellschafterkreises um die Familie Falter, im Zuge des Zusammenschlusses mit der Mayerschen, wird als klares Bekenntnis für unsere Integrationsfähigkeit sowie Offenheit für innovative langfristige Lösungen wahrgenommen und geschätzt.

Glaubt man den Zahlen, sind Buchleser eine aussterbende Spezies. Sie nutzen das Jubeljahr um hier gegenzusteuern.

„Es geht darum, dass der Kunde überhaupt kauft, damit das vertiefte Lesen als Kulturtechnik nicht ausstirbt“ (Durch Klick auf Cover mehr zum Buch)

Mit „Welt, bleib wach“ hat Thalia eine Kampagne für das Lesen und gegen die zunehmende Oberflächlichkeit in unserer Gesellschaft entwickelt. Die Idee leitet sich von unserer Markenvision, „Eine Welt, in der Inhalt zählt“, ab. Wir zeigen damit wofür wir stehen. Wer Tiefgang will, braucht das Buch. Wenn diese Botschaft in der Öffentlichkeit ankommt und Aufmerksamkeit für Bücher und das Lesen generiert, wird der ganze Buchhandel gestärkt, nicht nur Thalia.

Es geht also nicht mehr nur darum, ob der Kunde bei Thalia kauft oder bei der Konkurrenz?

Genau. Es geht darum, dass er überhaupt kauft, damit das vertiefte Lesen als Kulturtechnik nicht ausstirbt. Denn das hat gravierende Folgen, auch für die Demokratie. Was wir brauchen, sind neue Ideen für den Buchhandel und wie wir Menschen für Inhalte und Bücher neu begeistern können. Über neue Partnerschaften und Kooperationen mit Medienhäusern und Kulturinstitutionen, die uns noch mehr Reichweite und öffentliche Aufmerksamkeit ermöglichen, wollen wir das Lesen gemeinsam voranbringen.

Was macht aus Ihrer Sicht eine gute Buchhandlung aus?

Ein Top-Sortiment, das in die Tiefe geht und aktuell ist, gut ausgebildete Mitarbeiter, die kompetent beraten, wenn der Kunde das wünscht. Und ein Unternehmen sollte in der Lage sein, alle Vertriebskanäle zu bedienen ─ von der Online-Bestellung bis zur Abholung von Büchern in der Buchhandlung. Wir beobachten, dass immer mehr Kunden im Netz bestellen, aber die Bücher bei uns persönlich abholen.

Die gesellschaftliche Rolle von Buchhandlungen verändert sich?

Es braucht heute mehr denn je den persönlichen Austausch über Inhalte. Daher werden Orte, an denen sich Menschen intensiv mit Themen auseinandersetzen können, an denen sie neue Geschichten entdecken und auf aktuelle Diskussionen aufmerksam werden, in Zukunft zunehmend wichtig.

Als Herausgeber des Jubiläumsbuchs Welt, bleib wach. Das große Buch vom Lesen –  eine Anstiftung stehen Sie auch persönlich für diese Idee. Welche Antworten gibt das Buch?

Mein Buch ist eine Anstiftung zum Lesen. Die Beiträger wie Sebastian Fitzek, Fußballer Philipp Lahm oder Julia Becker, Verlegerin der Funke Mediengruppe, schreiben darin über Macht und Zauber des Lesens und erzählen, was sie selber dazu gebracht hat, sich auf die Erfahrung, die Geschichten und die Einsichten anderer einzulassen.

Ich frage dann doch: Haben Sie zuhause eigentlich noch eine Bücherwand?

Bei uns stapeln sich die Bücher überall, nicht nur in den Buchregalen. Ich persönlich lese am liebsten physische Bücher über Geschichte und Politik. In die Geschichte einzutauchen bedeutet Abstand zu bekommen und einen kritischen Blick auf die Gegenwart zu bekommen. Bekanntlich wiederholt sich ja die Geschichte – leider auch trotz besseren Wissens.

Und welchen Wunsch würden Sie sich gerne zum Jubiläum erfüllen?

Ich wünsche mir, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Mayersche und Thalia unser Zusammengehen als Chance und Erfolg sehen. Und: dass wir mit unserer gemeinsamen Liebe zum Buch Millionen Menschen wieder neu für das Lesen begeistern.

Die Fragen stellte Christian von Zittwitz

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