Verlage Morgen entscheidet VG Wort über drohende Rückzahlungsmodalitäten

Morgen entscheidet die Mitgliederversammlung der VG Wort, ob viele Verlage direkt in Existenznot geraten. 20% bis 25% der Verlage sind laut Kulturstaatsministerin Prof. Dr. Monika Grütters in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht, wenn sie die VG Wort-Verlagsanteile bis 30. November zurückzahlen müssen.

Am Samstag nun entscheidet die Mitgliederversammlung der VG Wort, ob und wie sie den Verlagen Entlastung gewähren wollen. Unter der Überschrift „Verlage der Wissenschaft“ informieren Wissenschaftsverlage über die Situation und bitten die VG Wort-Mitglieder wie auch die Politik um Unterstützung.

Im April 2016 urteilte der Bundesgerichtshof, dass die Verlagsbeteiligung an den Ausschüttungen der VG Wort – seit 1958 gängige Praxis – keine Rechtsgrundlage habe. Damit fiel für die Verlage die Entschädigung weg, die die VG Wort jährlich ausgeschüttet hatte – im Wissenschaftsbereich bis dato hälftig an AutorInnen und Verlage. Die Entschädigung für Zweitverwertungen urheberrechtlich geschützten Materials steht nun allein den AutorInnen zu.

Die Verlage müssen zudem die Entschädigungszahlungen, die sie in den Jahren 2012 bis 2015 von der VG Wort erhalten hatten, zurückzahlen. Das bringt viele Verlage an den Rand der Insolvenz – einige sogar darüber hinaus.

Die Mitgliederversammlung der VG Wort kann morgen darüber entscheiden, welche genauen Zahlungsmodalitäten für diese Rückzahlungen gelten. Aktuell gilt der 30. November als Deadline für die Zahlung – nachdem die Zahlungsaufforderungen im Oktober 2016 verschickt worden waren. Es liegen Vorschläge auf dem Tisch, Stundungen, Ratenzahlungen und ein Einbeziehen der AutorInnen zu ermöglichen. Viele AutorInnen wären bereit, den Verlagen den Verlagsanteil zu belassen – nur wäre es schön, ein einheitliches und anonymisiertes Verfahren dafür anwenden zu können. Ob das der Fall sein wird, entscheidet sich morgen.

Die Initiative „Verlage der Wissenschaft“ setzt auf partnerschaftliches Miteinander von AutorInnen und Verlagen. Auf der Internetseite www.verlage-der-wissenschaft.de wird die komplexe Sachlage so kurz und einfach wie möglich erläutert. Und um Unterstützung seitens der VG Wort-Mitglieder und der Politik geworben.

Initiiert hat diese Plattform die Verlegerin Barbara Budrich. „Wir sind selbst in einer komfortablen Katastrophenlage: Die Rückzahlung, die wir zu leisten haben, liegt bei über 100% unseres durchschnittlichen Jahresgewinns. So ist es gut, dass wir neben Rücklagen auch Unterstützer haben, um diese schwierige Situation meistern zu können. Ich weiß aber, dass andere Häuser akut in ihrer Existenz bedroht sind. Und das ohne eigene Schuld! Es muss entsprechende Hilfsfonds geben, um der Branche das Überleben zu ermöglichen!“

Kommentare (1)
  1. Sorry, aber ich kann auch nicht Geld, das ich unter Vorbehalt bekommen habe, einfach ausgeben. Wer so wirtschaftet, wird so oder so untergehen. Wer so handelt, hat Schuld. Und wer redet eigentlich darüber, das Autoren Jahr für Jahr, Buch für Buch mit Almosen (Stichwort „Nettoverlagserlöse“) abgespeist werden?

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