Dotiert mit 5.000 Euro Marcus Braun erhält den Wolfgang-Koeppen-Preis für Literatur

Marcus Braun © Rabea Edel

Der Wolfgang-Koeppen-Preis für Literatur der Universitäts- und Hansestadt Greifswald wird in diesem Jahr dem Schriftsteller Marcus Braun verliehen. Vorgeschlagen wurde er von dem Preisträger des Jahres 2018, Christoph Peters. Dies teilt die Universitäts- und Hansestadt Greifswald heute mit. Die Preisverleihung wird wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben und findet am 23. Juni 2021 in Greifswald statt. Die Laudatio wird Christoph Peters halten.

Christoph Peters begründet seinen Vorschlag mit den Worten: „Seit seinem grandiosen Roman-Debut Delhi von 1999 nimmt der 1971 an der Mosel geborene Marcus Braun in der deutschen Literatur eine Sonderstellung ein: In ihrer Sprachbesessenheit, den kühnen Schnitten bei weitgehendem Verzicht auf die Gewissheiten traditioneller Erzählstrukturen sind seine Romane und Theaterstücke von Beginn an den experimentellen Ansätzen der klassischen Moderne verpflichtet, wie sie Wolfgang Koeppen mit seiner Trilogie des Scheiterns in die Deutsche Nachkriegsliteratur eingeführt hat. Unbeirrt von Moden und Zeitgeist, umkreist er noch einmal die großen Menschheitsthemen: schwärmerische Liebe und erotische Obsession, Grenzerfahrung und Grenzüberschreitung, den Weg in die Fremde, den Tod. […] In immer neuen Konstellationen führt Marcus Braun vor Augen, was uns Spätgeborenen nach der Erosion sozialer, politischer und metaphysischer Bindungen an Leben bleibt. Der Verlust tradierter Gewissheiten schwingt immer mit, doch die Zeit, ihnen nachzutrauern, ist lange vorbei. […] Doch trotz aller Dunkelheit ist es ein ungeheures Vergnügen Marcus Braun zu lesen. Seine Sprache in ihrer lakonisch präzisen, dabei immer poetischen Kraft lässt uns glauben, dass die einzige Rettung aus der Absurdität der menschlichen Verhältnisse im geglückten Satz liegt. […] Nicht zuletzt hört man bei Marcus Braun immer auch das kosmische Gelächter im Hintergrund. Mit seinem Humor, lässt er uns sicher über den Abgrund balancieren, obwohl dort vielleicht gar kein Seil mehr gespannt ist.“

Marcus Braun wurde 1971 in Bullay an der Mosel geboren. Er studierte nach dem Zivildienst Germanistik und Philosophie in Mainz und Berlin. 1999 erschien sein Debütroman Delhi im Berlin Verlag. Nach einer Romanveröffentlichung im Suhrkamp Verlag (Armor 2007) erschien zuletzt der Roman Der letzte Buddha im Verlag Hanser Berlin (2017). Marcus Braun war unter anderem Stipendiat im Ledig-House Ghent, Staat New York, USA , in der Santa-Maddalena-Foundation in Donnini, Italien und lebte mehrere Jahre in Südfrankreich. Theaterstücke erschienen im S. Fischer Verlag und wurden unter anderem am Nationaltheater Mannheim uraufgeführt. Marcus Braun lebt als Schriftsteller und Maler mit Frau und Tochter in Berlin und in Bullay an der Mosel.

Der Wolfgang-Koeppen-Preis wird seit 1998 alle zwei Jahre von der Universitäts- und Hansestadt Greifswald verliehen. Er ist mit einem Preisgeld von 5000 Euro dotiert und würdigt ein literarisches Wirken, das in ähnlicher Weise wie das Werk Wolfgang Koeppens in seiner Zeitgenossenschaft dem unvollendeten Projekt der literarischen Moderne verbunden bleibt und in seiner sozialen Sensibilität dem Werk Koeppens vergleichbar ist. Der jeweils letzte Preisträger schlägt den neuen vor. Bisherige Preisträger waren u.a. Sibylle Berg (2008), Joachim Lottmann (2010), Anna Katharina Hahn (2012), Karl-Heinz Ott (2014), Thomas Hettche (2016) und Christoph Peters (2018).

 

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