Förderpreise für Anja Kampmann und Bettina Wilpert Marcel Beyer erhält Lessing-Preis des Freistaates Sachsen

Der Lyriker, Erzähler und Romancier, Hörspiel-Autor und Opern-Librettist, Essayist und Herausgeber Marcel Beyer erhält den mit 13.000 Euro dotierten Lessing-Preis des Freistaates Sachsen 2019. Die beiden mit je 5.500 Euro dotierten Förderpreise gehen an Anja Kampmann und Bettina Wilpert. Die Preise werden am 19. Januar 2019 in Kamenz im Rahmen der 52. Lessingtage an die drei Preisträger feierlich übergeben.

Mit dem Lessing-Preis zeichnet der Freistaat Sachsen Persönlichkeiten aus, deren Werk in der von Lessing geprägten geistigen Tradition steht und die für die deutschsprachige Literatur oder das deutschsprachige Theater Herausragendes geleistet haben. Die Preisträger wählte ein Kuratorium von Fachleuten unter Vorsitz von Kunstministerin Dr. Eva-Maria Stange aus.

Marcel Beyer, 1965 in Tailfingen (Baden-Württemberg) geboren und seit 1996 in Dresden lebend, ist ein produktiver Schriftsteller, der sich in den verschiedensten Genres so erfolgreich profiliert hat, dass ihm 2016 als höchste literarische Auszeichnung der Georg-Büchner-Preis verliehen wurde. Sein wohl erfolgreichster, in Dresden spielender Roman Kaltenburg (2008) wurde zu Recht dafür gerühmt, dass sich Beyer in einer Prosa feinster Andeutungen als meisterhafter Beobachter menschlicher Lebensläufe erweist, in denen deutsche Geschichte sichtbar wird. Dieses literarische Prestige hinderte Beyer nicht, in jüngster Zeit Karl Jaspers‘ Frage vom November 1931 nach der geistigen Situation der Zeit aufzunehmen und angesichts aktueller Gefährdungen so prinzipiell wie leidenschaftlich zu fragen: „An welcher letzten Grenze kommt das Menschliche abhanden?“ Wenn Goethe in seinen letzten Lebensjahren forderte: „Ein Mann wie Lessing täte uns not“, so vermag kaum ein Schriftsteller unserer Zeit dieser Mahnung so zu entsprechen wie Marcel Beyer, so in der Begründung der Jury.

In dichter poetischer Sprache erzähle die Lyrikerin Anja Kampmann, geb. 1983, in ihrem ersten Roman „Wie hoch die Wasser steigen“ von einer bodenlosen Arbeitswelt, dem dadurch aufgezwungenen Nomadentum und dem Verlust selbst des Gefühls für Heimat. „In starken Bildern beschreibt sie die Suche nach dem eigenen Leben, das nicht nur gefunden, sondern vollkommen neu definiert werden muss.“

Bettina Wilpert, geb. 1989, ist in Altötting aufgewachsen und lebt in Leipzig. 2018 erschien ihr Debütroman Nichts, was uns passiert. Der Roman arbeitet heraus, wie unterschiedlich eine Vergewaltigung wahrgenommen und bewertet werden kann. Durch die #MeToo-Debatte zusätzlich aktuell geworden, führe Wilperts Roman beklemmend und faszinierend zugleich vor, was Literatur leisten kann: wie sie klarer sehen lässt, wenn sie den Bruch vom normalen ins zerstörte Leben von allen Seiten beleuchtet.

Bisherige Lessing-Preisträger sind unter anderem Carolin Emcke, Monika Maron, Ruth Klüger und Hans Joachim Schädlich.

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert