Buchpremiere in München mit Friedrich Ani Lyrik vom Kriminalschriftsteller

 Im Zimmer meines Vaters heißt der soeben bei Suhrkamp erschienene Gedichtband des Drehbuchautors und Kriminalschriftstellers Friedrich Ani.

Friedrich Ani im Gespräch mit Raimund Fellinger und Knut Cordsen (vrnl)

Selten hat dieser so offen über Leben und Arbeit gesprochen wie gestern Abend in den Bavaria Musikstudios. Das lag auch an den Fragen des Moderators Knut Cordsen (Bayerischer Rundfunk) und den Erläuterungen Raimund Fellingers (Suhrkamp-Cheflektor).

„Der Krimi-Autor Friedrich Ani ist Lyriker“, zitierte Cordsen einen Kollegen und verwies auf das Motto des Buches: „Ich knie nieder vor Friederike Mayröcker“, gestand Ani und erklärte, dass er als Teenager viele Gedichte (Celan, Sachs) und Songtexte (Dylan) las und schrieb.

„Texte für andere zu schreiben, das war mein Plan.“ Gedichte sind für Ani Musik ohne Musik, ein kosmischer Klang, den man nicht erklären kann, der aber eine Kraft hat, die einen weiterbringt. Im Kontrast zu seiner „Heimat“ erklärte Ani (geboren in Kochel) seine Leidenschaft für die Nordsee: „Ich war nie ein Bayer. Ich bin in ein Dorf vom Himmel gefallen, aber als ich die Berge das erste Mal sah, habe ich geweint. Dann musste ich Skifahren lernen und war immer sehr erschöpft vom Beschimpfen der Berge.“

„Was bei Ani vorliegt, ist das Verlassen des Kriminalromans in andere Bereiche“, sagte Fellinger und beschrieb das unfassbare, schwer definierbare Genre, das mit Anis Romanen entsteht. Zur Lyrik und zur Nähe zu Autoren befragt, sagte Fellinger: „Der Lektor kennt das frühe Stadium der Texte, wie sie im ersten Entwurf ‚fertig‘ waren. Er weiß, was daran zu ändern wäre und was – vor allem bei Gedichten – gar nicht zu publizieren wäre. Dann kann man sehen, wie der Autor das überarbeitet.“ Aber man dürfe niemals von den Schreibweisen auf die Autoren schließen: „In den Texten manifestieren sich keine Lebensweisen. Ein Autor ist vor allem eine Abspaltung von etwas anderem. Vielleicht eine größere Abspaltung und das Private ist nur ein kleiner Teil. Es gibt auch Abspaltungen, da passt keine Privatperson mehr hinein, weil da ein Schreiben ist, das alles andere verbietet und ausschließt.“

 

 

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert