"Es sind vielschichtige Leben und Figuren voller Ambivalenzen" LUCHS-Preis im August geht an Alex Wheatle für seine „Crongton“-Trilogie

Der LUCHS-Preis geht im August an den Autor Alex Wheatle für seine Crongton-Trilogie (Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann, Die Ritter von Crongton und Liccle Bit – Der Kleine aus Crongton), übersetzt von Conny Lösch, erschienen bei Kunstmann und empfohlen für Leser ab 14 Jahren.

DIE ZEIT zum Inhalt: „Jeder der drei Bände ist erzählerisch geschlossen, zusammen zeichnen sie ein schillerndes Panorama vom Leben in einem modernen sozialen Ghetto. Crongton, der fiktive Stadtteil, den Politiker und Soziologen als „Problemviertel“ bezeichnen würden, hält die Reihe zusammen, ebenso das komplexe Figuren-Ensemble: Wie mit einem Scheinwerfer holt der Autor einzelne Personen ins Licht, während andere in den Schatten rücken. Im neuesten Band Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann, der zeitlich vor den beiden Vorgängern spielt, zittert und leidet der Leser mit der 15-jährigen Mo, deren Mutter sich mit einem Gangster einlässt. „Knastarsch“ Llloyd schlägt erst Mo und prügelt dann deren Freund ins Koma. In Liccle Bit steht der 14-jährige Lemar, der kleine Bruder von Mos bester Freundin Elaine, im Fokus. Eigentlich will er nur das „heißeste Mädchen der Schule“ für sich gewinnen, hält aber plötzlich eine Pistole in der Hand und steckt inmitten brutaler Gangkämpfe. In Die Ritter von Crongton geht es um Lemars besten Freund McKay, der sich nach dem Tod der Mutter zwischen Gerichtsvollziehern, seinem überarbeiteten Vater und seinem starrköpfigen großen Bruder behaupten muss – dabei kocht er eigentlich am liebsten.

Lesend begleitet man diese jungen Helden nur wenige Tage in und durch Crongton und seine angrenzenden Viertel – auf Kreuzzügen, in ausweglos erscheinenden Konflikten und tieftraurigen Momenten.“ „Es sind vielschichtige Leben und Figuren voller Ambivalenzen; eine fordernde Lektüre, bei der man sich vorm Mitfühlen kaum schützen kann“, urteilt Benno Hennig von Lange in der ZEIT. „Zu wahrhaftig, bissig und rotzig – dank Conny Löschs grandioser Übersetzung! – treten einem die Figuren entgegen.“ Wheatle sei es gelungen, sie mit so viel Liebe und Humor zu zeichnen, dass man trotz aller Gewalt am liebsten selbst einen Tag in Crongton verbringen würde, um sie kennenzulernen. Ein Happy End schenke er weder Lemar noch Mo oder McKay, aber der Autor schaue mit einem warmen und versöhnlichen Blick auf die Jugendlichen, in die er auch seine eigene Geschichte hineingeschrieben hat. Wheatle wisse, wovon er schreibt. Was es bedeutet, sich zu früh zu eigenständig in einer zu harten Welt behaupten zu müssen. Einen zugewandten Blick – nicht nur von Buchautoren – sei etwas, „was man auch all den Jugendlichen in den echten Crongtons dieser Welt wünscht.“

Jeden Monat vergeben DIE ZEIT und Radio Bremen den LUCHS-Preis für Kinder- und Jugendliteratur. Aus den zwölf Monatssiegern wird der Jahres-LUCHS gewählt. Die Jury bilden Brigitte Jakobeit, Übersetzerin, Maria Linsmann, Kunsthistorikerin, Anja Robert, Redakteurin bei Radio Bremen, und Benno Hennig von Lange, Junges Literaturhaus Frankfurt. Den Vorsitz hat Katrin Hörnlein, die bei der ZEIT das Ressort Junge Leser und die Kinder- und Jugendliteratur verantwortet.

Die LUCHS-Jury empfiehlt außerdem: Das Kinderbuch Ein Indianer wie du und ich von Erna Sassen (Verlag Freies Geistesleben), empfohlen für Leser ab neun Jahren, das Sachbuchspiel Grausame Welt von Ellen Duthie und Daniela Martagón (Moritz), empfohlen für Kinder ab acht Jahren, sowie die Graphic Novel Hans sticht in See von Øyvind Torseter (Gerstenberg), empfohlen für Leser ab zwölf Jahren.

Radio Bremen stellt das Buch und den aktuellen Preisträger vor: Am Donnerstag, 1. August 2019, um 15.10 Uhr auf Bremen Zwei und am Sonnabend, 3. August 2019, um 14.40 Uhr auf COSMO. Das Gespräch zum Buch wird online abrufbar sein unter: www.radiobremen.de/luchs.

 

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