Independents Kurt Wolff Stiftung zur Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene

Die Kurt Wolff Stiftung äußert sich zum EuGH-Verfahren und zu den Rückforderungen von VG Wort und VG Bild-Kunst [mehr…]: Das sei ein „Horrorszenario“ statt eine Adventsüberraschung.

Die Erklärung im Wortlaut: „Im November schockierte der Europäischen Gerichtshof mit seiner Entscheidung, das von VG Wort und VG Bild-Kunst ausgeschüttete und aus Bibliothekstantiemen und Kopierabgaben stammende Geld künftig nicht mehr wie bisher zwischen Autorinnen/Autoren und Verlagen zu teilen, sondern in voller Höhe den Autorinnen/Autoren zukommen zu lassen. Und das gilt nicht nur für alle künftigen Einnahmen, sondern rückwirkend seit 2012. Heute trafen bereits die ersten Rückforderungsschreiben der Verwertungsgesellschaften bei den Verlagen ein.

Was bedeutet das Urteil für die unabhängigen Verlage?

Die Ausschüttungen der VG Wort und VG Bild-Kunst stellten stets eine verlässliche Einnahme bei der Programmkalkulation dar, ohne die es für viele kleinere unabhängige Verlage kaum möglich war, den ökonomischen Überlebenskampf erfolgreich zu bestreiten. Wenn diese Gelder wegfallen, leidet darunter die Programmvielfalt: vor allem besonders aufwändige, ungewöhnliche und riskante Buchprojekte, die zumeist von kleineren unabhängigen Verlagen unternommen werden, müssen gestrichen, Autorenhonorare gekürzt werden.

Die Auswirkungen der Rückforderungen von VG Wort und VG Bild-Kunst sind jedoch noch viel gravierender. Sie entsprechen bei einigen Verlagen einem durchschnittlichen Jahresgewinn, bilden eine existentielle Bedrohung und stellen deren Fortbestand massiv in Frage.

Hinter dem Urteil steht jedoch auch eine völlige Missachtung dessen, was von Verlagen geleistet wird. Wir unabhängigen Verlage initiieren und entwickeln Buchprojekte für und mit den Autorinnen und Autoren, lektorieren Manuskripte sorgfältig – je nach Bearbeitungsgrad bis zur Miturheberschaft – und gestalten sie liebevoll, damit aus einem Manuskript ein Buch werden kann, ganz abgesehen von der Verbreitung desselben im Buchhandel wie in der Presse. Die Vorstellung, dass Verlage einfach nur fertige, von Urhebern perfekt verfasste Texte drucken, entspricht keinesfalls dem Engagement und Enthusiasmus dessen, was unabhängige Verlage für ihre Autorinnen und Autoren leisten.

Sollte das EuGH-Urteil unwidersprochen bleiben, ist die Vielfalt der Verlags- und Literaturszene und die Existenz kleinerer unabhängiger Verlage in Deutschland stark bedroht.“

Britta Jürgs, Leif Greinus, Jörg Sundermeier (Vorstand Kurt Wolff Stiftung)

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