Kurt-Wolff-Förderpreis für die edition.fotoTapeta Kurt-Wolff- Preis an Andreas J. Meyer verliehen

Bereits zum 19. Mal wurde gestern im Forum „Die Unabhängigen“ auf der Leipziger Buchmesse der Kurt Wolff Preis verliehen. Den mit 26.000 Euro dotierten Hauptpreis nahm der 91-jährige Andreas J. Meyer für sein Lebenswerk entgegen. Meyer hatte 1957 den Merlin Verlag gegründet. Der mit 5.000 Euro dotierte Förderpreis ging an die Berliner edition.fotoTapeta von Dagmar Engel und Andreas Rostek, die ihre Publikum vor allem mit der Geschichte und Lebenswelt seiner osteuropäischen Nachbarn vertraut macht.

Dagmar Engel, Andreas Rostek, Andreas J. Meyer, Britta Jürgs

Nach Klaus Wagenbach im Jahr 2010 zeichne die Kurt Wolff Stiftung zum zweiten Mal einen unabhängigen Verleger für sein Lebenswerk aus, so Manfred Metzner vom Verlag Das Wunderhorn in seiner Laudatio. Von Meyers Mut und Risikobereitschaft profitiere die Branche bis heute, betonte Metzner. „Ihre liberale Geisteshaltung, Ihre Risikobereitschaft, Ihre Lust auf das Unkonventionelle, Ihre Neugier bestimmt Ihr Programm, dem wir nicht nur die Jean Genet-Werkausgabe verdanken, sondern unter anderem auch die 1962 begonnene Herausgabe der Bücher des Marquis de Sade“, so Metzner. Vor gut zwanzig Jahren habe Meyer den Generationswechsel eingeläutet und 2005 den Verlag an seine „großartige Tochter“, die promovierte Kulturwissenschaftlerin Katharina Meyer, übergeben. „Sie hat das Verlagsprogramm mit kluger Bedachtsamkeit erweitert“, betonte Metzner. „Ihr verdanken wir auch die Bücher des algerischen Autors Boualem Sansal.“ Sansal wurde 2011 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. „Lesen Sie aus aktuellem Anlass nochmals die Bücher von Boulam Sansal oder entdecken Sie ihn für sich!“, forderte Metzner die Gäste auf.

Laudator Manfred Metzner

Die 2007 gegründete edition.fotoTapeta veröffentliche vor allem Bücher aus Osteuropa, aber auch aus Norwegen, Italien und den USA, so Metzner. „Man merkt allen Büchern an, dass sie von Menschen mit allergrößtem Sachverstand verfasst und herausgebracht werden.“

Humorvoll wunderte sich Andreas J. Meyer über „das, was an Lob zusammengefegt wurde“. Die Auszeichnung habe er gar nicht verdient, sagte er. Sie gebühre vielmehr den Künstlern des Verlags.

Ausgezeichnet für sein Lebenswerk: Andreas J. Meyer

Andreas Rostek will den Preis als aufmunterndes Schulterklopfen verstehen: macht weiter! „Weitermachen heißt für uns, mit den geringen Mitteln eines kleinen und sehr unabhängigen Verlags an einer gemeinsamen europäischen Öffentlichkeit mitzuwirken“, sagte er. Worum es dabei geht belegten einige Zeilen eines Gedichts des Polen Tomasz Rózycki, die Dagmar Engel abschließend aus der Sammlung Der Kerl, der sich die Welt gekauft hat, las.

Die Preisverleihung wurde zu einem optimistischen Blick auf die politische Zukunft Europas. „Unseren Autoren geht es um die Freiheit der Sprache, des Wortes, die Form von Ausdruck und Bildern und um ihre Wirkung, bisweilen geht es ganz existenziell um die Freiheit der Selbstbestimmung und der Kritik an kulturellen, gesellschaftlichen oder politischen Prinzipien. Wir reden in diesen Tagen viel von Meinungs-und Publikationsfreiheit und vom Schutz der Urheberrechte. Aus gutem Grund sind diese Werte sowohl in unserem Grundgesetz als auch in der UN-Menschenrechtscharta festgeschrieben: Es sind die Grundlagen einer Welt, in der Menschen friedlich und in gegenseitigem Respekt zusammenleben können“, zitierte Manfred Metzner Katharina Meyer.

Dennoch gibt es einen Wermutstropfen. „Momentan haben wir sehr wenig Griund zur Freude“, hatte Britta Jürgs, die Vorstandsvorsitzende der Kurt Wolff Stiftung die Gäste begrüßt. Die KNV-Insolvenz habe viele unabhängige Verlage schwer getroffen. „Die Umsatzeinbußen sind gerade bei den Unabhängigen so hoch, weil viele von uns eben nicht vor allem auf den großen Online-Händler setzen und mit ihm Direktverträge haben, sondern auf den stationären Buchhandel und auf unabhängige, inhabergeführte Buchhandlungen.“ Vielen unabhängigen Verlagen drohe infolge der Insolvenz der Verlust eines hohen Prozentsatzes ihres jährlichen Umsatzes. „Sie werden Schwierigkeiten haben, dieses Loch zu füllen und nicht sogar selbst insolvent zu werden“, sagte Britta Jürgs und verwies auf den Blog des Verlags Voland & Quist, wo Leif Greinus die Folgen der Insolvenz für seinen Verlag beschreibt.

Als positives Zeichen für den Erhalt der Vielfalt der Branche wertete Britta Jürgs den Start des Deutschen Verlagspreis, mit dem  Kulturstaatsministerin Monika Grütters – nach dem Vorbild des Deutschen Buchhandlungspreises – die gesellschaftliche und kulturelle Bedeutung unabhängiger Verlage stärken will.

ml

 

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