BuchMarkt-Leser wählen Mariana Leky zur Autorin des Jahres 2017 „Ich habe mir den Erfolg nicht so ,zugintensiv‘ vorgestellt“

Mariana Leky © Franziska Hauser

Mariana Leky ist von den BuchMarkt-Leserinnen und Lesern zur Autorin des Jahres 2017 gekürt worden, ihr Roman Was man von hier aus sehen kann (DuMont) zum Buch des Jahres. Das war Anlass für einige Fragen an sie, die sie zwischen zwei Lesereisen-Stationen beantwortete:

BuchMarkt: Herzlichen Glückwunsch! Was bedeutet Ihnen – als gelernter Buchhändlerin – diese Auszeichnung?

Mariana Leky: Ich bin sehr glücklich über diese Auszeichnung! Und ach, wäre ich doch eine gelernte Buchhändlerin. Tatsächlich habe ich meine Lehre ja nach ein paar Monaten abgebrochen. Ich war neunzehn und offenbar von Sinnen.

Vielleicht hatte Ihre Ausbildungszeit Ähnlichkeiten mit der Ihrer Protagonistin Luise?

Nein, gar nicht. Luise hat es ja mit einem eher freudlosen Ausbilder zu tun, der nach Grabschmuck riecht – die Kölner Buchhändlerinnen, bei denen ich gelernt habe, machten einen weitaus fröhlicheren Eindruck.

Wie kamen Ihre Empfehlungen bei Ihren Kunden an?

Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht mehr, es ist ja auch schon Jahrzehnte her. Eine Kundin wie die ewig nörgelnde Marlies aus dem Roman ist mir zum Glück nicht begegnet.

Wie entstand die Idee zu Was man von hier aus sehen kann? Haben Sie viel Zeit im Westerwald verbracht?

Die erste Idee war, eine Figur zu entwickeln, die sich vor der Liebe ähnlich fürchtet wie vor dem Tod; daraus entstand die Hauptfigur Luise. Im Westerwald bin ich als Kind sehr häufig gewesen, meine Eltern hatten dort ein Ferienhaus.

Die Geschichte von Selma, Luise und der Westerwälder Dorfgemeinschaft hat viele lustige, aber auch tieftraurige Momente. Welche schreiben sich leichter?

Das kann ich so gar nicht sagen: Es gibt Tage, da geht beides recht leicht von der Hand, und an anderen ist alles eher schwerfällig, das Komische wie das Tragische.

Sie bereiten den Leser auf die traurigen Momente vor – was die Lektüre sehr intensiv macht. Was erleben Sie bei Ihren Lesungen?

Ich freue mich immer auf das sogenannte Publikumsgespräch: Sehr oft ergibt sich dann ein lebhafter Dialog, bei dem ich einiges Neue über die Romanfiguren lerne.

Haben Sie bei Sandra Hüllers Hörbuch-Interpretation etwas Neues über Ihr Buch entdeckt?

Sandra Hüller begeistert mich vollkommen, sie bringt das Ganze noch mal ganz anders zum Funkeln.

Arno Geiger hat in Der alte König in seinem Exil sinngemäß gesagt, er habe sich das Erfolgreichsein als Schriftsteller nicht so zeitintensiv vorgestellt. Wie erleben Sie den Erfolg Ihres aktuellen Buchs?

Ich habe es mir nicht so „zugintensiv“ vorgestellt. Ich glaube, ich war noch nie so häufig in Zügen wie gerade. Letztens hätte ich im Bordbistro beinahe gesagt: „Das Gleiche wie immer, bitte.“

Gibt es Anfänge für ein neues Buch?

Nichts, was über windige Ideen hinausginge – ich stecke immer noch in diesem Westerwälder Dorf fest.

Die Fragen stellte Susanna Wengeler

 

Abgestimmt wurde über das BuchMarkt-Panel beim Marktforscher Innofact. Silber geht als Autorin des Jahres an Elena Ferrante, Bronze an Daniel Kehlmann. Beim Buch des Jahres belegt Die Geschichte der Bienen (btb) von Maja Lunde den zweiten Platz, auf den dritten kommt Kehlmanns Tyll (Rowohlt). Als Verlage des Jahres wählten BuchMarkt-Leserinnen und Leser Diogenes (Gold), Hanser (Silber) und Suhrkamp (Gold). Mehr zur Wahl lesen Sie im Artikel von Jo Volks in der Februar-Ausgabe von BuchMarkt.

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