Plagiat oder Hommage? Hat Jungho Lee die Arbeit von Quint Buchholz imitiert?

Auf dem Blog der Stiftung Illustration hat die Illustratorin Rotraut Susanne Berner unter der Überschrift „Skandal um Plagiat“ eine Diskussion losgetreten, mit der sie  ein „Problembewusstsein schaffen möchte über Grenzen zwischen Plagiat und Inspiration“.  Sie schreibt dort: „Dass die Grenzen zwischen Plagiat und Inspiration fließend sind, und es – juristisch betrachtet – schwierig ist, diese zu erkennen, zu ziehen und zu beurteilen, ist aus vielen Fällen in der Kunstgeschichte bekannt.“ Es geht ihr in diesem Fall um die Arbeit des Koreaners Jungho Lee, der 2016 den World Illustration Award erhielt, der aus ihrer Sicht mit „Unverfrorenheit“ Werk und Stil von Quint Buchholz plagiiere (was der Jury bekannt gewesen sei). Sie beklagt, dass eine „Institution wie The Association of Illustrators (…) den Dieb auch noch mit einem internationalen Preis belohnt“.

Ist „Promenade“ ein Plagiatsfall?

 

Aktueller Anlass für ihre Streitschrift ist dazu,  dass für August bei moses Jungho Lees Buch unter dem Titel Promenade (s. Abbildung) angekündigt ist, das ein „offensichtliches Plagiat“ sei – eine Ansicht, die bei moses nicht geteilt wird.

moses-Geschäftsführerin Nina Tebartz ist betroffen von dieser Sicht: „Wir bedauern es sehr, wenn die Arbeiten des jungen koreanischen Künstlers als Plagiat empfunden wird“ – und dass die Association of Illustrators, „trotz Kenntnis der Buchholz-Arbeiten“, Jungho Lee ausgezeichnet hat, zeuge doch davon, dass man das auch anders sehen könne, gegenseitige Inspiration sei in der Kunst doch die Regel, „sei es motivisch, technisch oder kompositorisch“. Darüber hinaus „war es Herr Buchholz selbst, der Herrn Lee auf Nachfrage Auskunft hinsichtlich seiner Technik und des von ihm verwendeten Papiers etc. gab. Dass seine Arbeiten damit von denen Buchholz inspiriert sind, dürfte in dem Zusammenhang nicht verwundern.“

Kommentare (1)
  1. Ich teile Susanne Berners Ansicht. Ich sass 2016, im Januar, in der Jury, die für die internationale Zeicher-Ausstellung auf der Kinderbuchmesse in Bologna aus 3000 eingesandten Mappen die Zeichner auswählt. Ich habe meine Kollegen in der Jury auf die auffälligen „Ähnlichkeiten“ bei Jungho Lee und Quint Buchholz hingewiesen. Daraufhin wurden seine Zeichnungen nicht in die Ausstellung aufgenommen.
    Da ist jemand nicht nur „inspiriert“ von Quint Buchholz, sondern klaut auch dreist Motive des Münchner Künstlers. Sich jetzt hinter dem Deckmäntelchen der „Hommage“ zu verstecken ist unverfroren. Moses sollte dieses Buch aus Respekt vor Quint Bucholz nicht veröffentlichen.
    Klaus Humann
    ALADIN Verlag

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