Veranstaltungen Global Crime im Mittelpunkt der Litprom-Literaturtage in Frankfurt

Benno von Lange, Achim Stanislawski, Thomas Wörtche und Anita Djafari

„Eine Geschichte ist schlimmer als die andere“, scherzte Litprom-Geschäftsführerin Anita Djafari. Auf der heutigen Pressekonferenz stellten sie mit den Kuratoren Achim Stanislawski und Thomas Wörtche und Benno von Lange vom Literaturhaus Frankfurt das Konzept der diesjährigen Litprom-Literaturtage am 25. und 26. Januar vor.

Von Lange begrüßte die Medienvertreter im Literaturhaus und bezeichnete die seit 2012 nun zum achten Mal stattfindenden Litprom-Literaturtage als „bereichernde und dem Haus wichtige Veranstaltung“. Auch Djafari lobte die gute langjährige Kooperation: „Das Literaturhaus eignet sich mit seinen unterschiedlichen Räumen perfekt für dieses Format. Wir werden vom Team hervorragend unterstützt und wurden von Anfang an mit offenen Armen empfangen.“

In den vergangen sieben Jahren beschäftigten sich die Literaturtage mit dem Arabischen Frühling (2012), mit neuer afrikanischer Literatur (2013), mit Mittelamerika (2014), Südostasien (2015), dem globalen Süden (2016), der französischen Sprache weltweit (2017) und der Kartographie des Weiblichen aus Anlass des Jubiläums 30 Jahre LiBeraturpreis (2018).

„Wir haben festgestellt, dass Kriminalliteratur zunehmend auf der Litprom-Bestenliste Weltempfänger zu finden ist. Deshalb stellen wir das Thema dieses Jahr in den Mittelpunkt“, erklärte Djafari.

„Ein bisschen Crime war ja schon immer bei den Literaturtagen dabei, im Weltempfänger machen wir keinen großen Unterschied zwischen den Genres. Kriminalliteratur hat einen Anteil von bis zu einem Drittel an den internationalen Buchmärkten“, fügte Wörtche hinzu. Diese Literatur habe in Lateinamerika eine lange Tradition, in Australien spiele sie zunehmend eine Rolle. Auch Südafrika und Asien erlebten einen Aufwind, in Japan gebe es das Genre seit 1940, Pakistan und Korea boomen derzeit.

„Wir wollen zu den Literaturtagen mit den Werkstattgesprächen, Podien und Filmvorführungen bestimmten Fragen auf den Grund gehen. Wieso interessiert ein Krimi aus Korea auch Leser in Uruguay? Wie sieht der globale Code aus? Wir wollen versuchen, ihn zu knacken. Und das macht Spaß“, bemerkte Wörtche. Dabei sei bei den zehn eingeladenen Autoren auf eine gute Mischung zwischen jenen mit hohen Auflagen in ihren Ländern – wie beispielsweise Patricia Melo (Brasilien), Candice Fox (Australien) und Deon Meyer (Südafrika) – und noch weniger bekannten Schriftstellern geachtet worden. Man schaue jedoch nicht nach Verkaufscharts, sondern achte auf Inhalt und literarische Qualität, verdeutlichte Djafari. „Wir haben es mit zig Sprachen zu tun, die wir auch bewältigen müssen. Dazu brauchen wir gute Dolmetscher“, sagte die Litprom-Geschäftsführerin.

Wörtche bestätigte, dass es nicht um „Big Names“ gehe. „Auch kleine Verlage leisten Großartiges, um bislang unbekannte Autoren vorzustellen“, unterstrich der Kurator, Autor und Herausgeber. Zwei deutsche Autoren – Merle Kröger und Max Annas – gehören ebenfalls zu den Mitwirkenden. An den Literaturtagen werden neben den bereits genannten Schriftstellern außerdem Marcelo Figueras (Argentinien), Chan Ho-kei (Hongkong), Jeong Yu-Jeong (Südkorea), Mercedes Rosende (Uruguay), Gary Victor (Haiti) sowie Journalisten und Dolmetscher teilnehmen.

„In der Kriminalliteratur gibt es lokale Spezifik und global Verbindendes gleichermaßen. Alte europäische Krimi-Muster werden originell überschrieben. Aber gibt es länderspezifisches Morden? Und es wird mit allem gemordet, was es gibt. Mit den Büchern und Gesprächen könnte man eine ganze Woche füllen“, sagte Wörtche. Er betrachte „Kriminalliteratur als Erzählkonvention“, es gebe Momente, die überall verständlich seien. Immer spiele auch ein politischer Aspekt eine mal mehr, mal weniger große Rolle.

Die ausgewählten Krimis seien bis auf einen erstaunlich dünn. Ob es daran liege, dass schmale Bändchen eher besprochen werden als „Backsteine“, ließ Wörtche offen.

Dabei sei allerdings zu beobachten, dass auch auf wenigen Seiten atmosphärisch dicht erzählt werden könne, fügte die Litprom-Geschäftsführerin an.

„Die Literaturtage bieten dem Publikum interessante Einblicke. Außerdem freuen sich die Teilnehmer darüber, einander kennen zu lernen“, unterstrich Djafari. Litprom trotze dem Trend und stelle banalen Büchern Qualität entgegen. Das sei nicht immer leicht, aber notwendig und reizvoll.

Alle zu besprechenden Bücher sind auf Deutsch erschienen, die Büchertische übernehmen die Buchhandlungen Büchergilde und TFM aus Frankfurt.

JF

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