Top-Personalie Gerald J. Trageiser: Abschied von Luchterhand

Gerald J. Trageiser mit Autorin Christa Wolf

Als Gerücht geistert es schon länger durch die Branche, nun ist es offiziell: Gerald J. Trageiser bestätigt auf Anfrage von BuchMarkt, dass er am Jahresende die Leitung des Luchterhand Literaturverlags abgeben und damit aus der Verlagsgruppe Random House ausscheiden wird. Der Verleger von u.a. Christa Wolf, Antonio Lobo Antunes, Hanns-Josef Ortheil, Anna Mitgutsch, Ulrike Draesner, Michael Cunningham, Annie Proulx und Frank McCourt nimmt seinen Abschied nach neun Jahren als Verlagsleiter und Geschäftsführer des Luchterhand Literaturverlags.

„Es gibt keinen aktuellen Anlass“, sagt Trageiser. „Ich wollte schon Ende 2002 aufhören, als mein alter Luchterhand-Vertrag auslief, habe mich aber vom damaligen Random House- Chief Executive Officer für zwei weitere Jahre verpflichten lassen, und die sind nun um.“
Es ist wohl unvorstellbar, dass Trageiser, der seit 37 Jahren als Verlagsbuchhändler tätig ist, sich gänzlich von der Verlegerei verabschiedet. Dazu will er allerdings keinen Kommentar abgeben.

Trageiser, dem eine enge Beziehung zu vielen seiner Autorinnen und Autoren nachgesagt wird, räumt ein, dass er dem Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegensieht. Als ganz besonders positive Erlebnisse während seiner Luchterhand-Zeit nennt er „die Treue der Autoren zu Luchterhand und zur Luchterhand-Mannschaft“ – „Kein Autor hat den Verlag verlassen, als er im September 2001 an Random House verkauft wurde“ [mehr…]– und die Entdeckung von Frank McCourts Die Asche meiner Mutter. „Das ist ein wunderbares Buch, mit einem sensationellen Erfolg in der ganzen Welt – und wir waren die ersten, die es veröffentlichten, noch vor der amerikanischen Ausgabe. Frank ist ein großartiger, liebenswürdiger Mensch und Freund.“

Trageiser ist zuversichtlich, was die Kontinuität in der Programmarbeit des Verlags betrifft. „So wie sich beim Verkauf des Verlages die programmatische Ausrichtung nicht verändert hat, wird sie sich im Grundsatz auch nicht durch den Wechsel der Verlagsleitung ändern. Da bin ich sicher. Der Verlag heißt schließlich Luchterhand Literaturverlag. Andererseits muss der Nachfolger aber auch neue Akzente setzen können. Das kann eine Bereicherung sein.“

Trageiser hinterlässt zum Ende des Jahres ein wohlbestelltes Haus. Die Programme stehen bis zum Frühjahr 2006. Das diesjährige Herbstprogramm bezeichnet er als eines der besten Luchterhand-Programme seit langem, mit u.a. dem neuen Roman von Viktor Pelewin, dem ersten Roman von Teresia Mora und einer Hölderlin-Gesamtausgabe in 12 Bänden, herausgegeben von D.E. Sattler.

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